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zu stärken. Da ein Versuch, die Nguku-Leute zu
friedlichen Verhandlungen zu veranlassen, ver-
geblich blieb, und aller Aufforderungen ungeachtet
weder Nguku noch sein angeblich von dem Fak-
toristen bedrohter und geschlagener Sohn Ndue
im Lager zur Vernehmung erschien, erbot sich der
Faktorist, der mit dem jungen Ndue auf gutem
Juße zu stehen vorgab, den Ndue persönlich zum
Erscheinen im Lager zu veranlassen, um auf diese
Weise die gegen ihn erhobene Bezichtigung wirksam
zu widerlegen. In der Hoffnung, auf diese Weise
zu einer friedlichen Erledigung der Angelegenheit
zu kommen, nahmen v. Raven und Dr. Seeger
den Vorschlag des Faktoristen au. Der Faktorist
ritt am 12. Oktober, nur von einem Dolmetscher
begleitet, in der Richtung auf das Hauptdorf
Ngukus fort, kam aber nach kurzer Zeit zurück-
gelaufen, da die Nguku-Leute auf dem Wege vom
Lager zum Hauptdorf auf ihn geschossen hatten.
Sein Pferd wurde von einer Patrouille von dort
geholt, dann begab sich der Faktorist, der sich
nach diesem Vorfalle in seiner Faktorei nicht mehr
sicher glaubte, in Begleitung mehrerer Soldaten
und seiner Leute nach seiner Faktorei, um seine
Sachen in das Lager zu holen. Allein auf dem
Wege dorthin wurde wieder auf ihn geschossen,
wobei zwei seiner Arbeiter verletzt wurden.
Nunmehr beschloß Oberleutnant v. Raven,
das Hauptdorf sofort räumen zu lassen, und mar-
schierte mit seiner Abteilung, begleitet vom Bezirks-
richter Dr. Seeger, dorthin. In der Mitte
zwischen dem Lager und dem Hauptdorfe eröff-
neten die Eingeborenen, ohne daß ein Schuß von
deutscher Seite gefallen war, aus dem Busch ein
lebhaftes Feuer, bei dem Oberleutnant v. Raven
durch einen Gewehrschuß in die Brust sofort ge-
tötet wurde, während Bezirksrichter Dr. Seeger
einen Pfeilschuß in das linke Bein erhielt.
Der schwachen Abteilung blieb nichts anderes
übrig, als sich unter Mitnahme der Leiche
v. Ravens zurückzuziehen und wieder nach Nola
zu marschieren, da sie gegen Nguku, der nach
Mitteilung jahrelang dort ansässiger Faktoristen
über etwa 350 Buschgewehre und 700 Bewaffnete
verfügte, auch seit Jahresfrist eifrig an der Her-
stellung von Pfeilen und Speeren gearbeitet hatte,
nichts hätte ausrichten können.
Die Lage war sehr kritisch geworden. Nguku,
der den Fall v. Ravens als großen Sieg ansah,
bereitete nunmehr zielbewußt die Vertreibung
aller Weißen vor. In rascher Folge schlossen sich
ihm seine Freunde und Nachbarn an, so seine
Brüder Durgo und Diabo, ferner die Häupt-
linge Sosso, Bagudu, Bagadsa, Tonga,
Bukere, Beina Dumio, Dario, Ndaja,
Madugu, Sapua, Pakuri, Godembere, Tui
u. a., so daß der Aufstand aus dem Kadbi-
Gebiet auch nach dem Bezirk Obersanga-Uham
übergriff. Schleuniges Einschreiten war erforder-
lich, um ein weiteres Umsichgreifen des Aufstandes
zu verhüten und gleichzeitig Nguku zu bestrafen.
Das Eintreffen der Expeditionskompagnie Fa-
bricius, die nach dem Osten des Schutzgebiets
unterwegs war, war jedoch erst im März zu er-
warten. Ein Zögern bis dahin hätte mit Sicher-
heit nur ein weiteres Umsichgreifen des Aufstandes
zur Folge gehabt, auch deutete Nguku das an-
fängliche Zögern nach dem Tode v. Ravens zu
seinen Gunsten und ließ überall durch seine Ab-
gesandten verbreiten, die Franzosen seien fort,
die Deutschen seien Weiber, es sei jetzt der Zeit-
punkt, sich der Weißen ganz zu entledigen. Unter
diesen Umständen entschloß sich der mit der Führung
der Verwaltung im Bezirk Mittel-Sanga-Lobaje
beauftragte Hauptmann v. Puttkamer zum Vor-
marsch gegen Nguku. Es standen ihm zur Ver-
fügung: ein Offizier, ein Feldwebel, drei Unter-
offiziere, ein Sanitätsunteroffizier und 120 farbige
Soldaten einschließlich Chargen sowie zwei Ma-
schinengewehre.
Nguku selber hatte am linken Ufer des Kadöi
auf einer steilen Berghöhe ein stark befestigtes
Dorf bezogen, das mit Palisaden, Fallgruben,
Verhauen und dergleichen gründlich zur Verteidi-
gung eingerichtet war. Ihm gegenüber auf dem
rechten Ufer des Kadei hatte flußaufwärts beim
Berge Ganda Leutnant Bachmann mit 30 Sol-
daten ein befestigtes Lager bezogen. Weiter fluß-
abwärts lag im ebenfalls befestigten Lager bei
Bagudu Hauptmann v. Puttkamer mit 15
Schutztruppensoldaten und 30 Polizeisoldaten
sowie dem Stabsarzt Dr. Berké, Feldwebel
Koblich, Sanitätsvizefeldwebel Bücherl und
Sergeant Zota sowie mit zwei Maschinengewehren.
Ferner lag noch an der Einmündung des Bandja
in den Kadöi eine Kanu-Wache von fünf Schutz-
truppensoldaten mit vier Kanus. Auf der übrigen
Flußstrecke hatte Nguku alle Kanus beseitigen
lassen und glaubte sich deshalb gegen einen un-
erwarteten Übergang sicher.
Zum Übergang standen außer diesen vier
Kanus am Bandja noch vier Kanus beim Lager
Bachmanns zur Verfügung. Der übergang bei
diesem Lager wäre leicht gewesen, doch hätte es
von dort aus noch eines starken Tagemarsches
durch vorbereitete Stellungen bis zum Dorfe
Ngukus benötigt, die alle erst im Gefecht hätten
genommen werden müssen. Die vier Kanus von
Bandja den Kadêöi aufwärts zu befördern, wäre
auch voraussichtlich nicht geglückt, da Nguku diese
Kanus beobachten ließ. Es mußte also versucht
werden, Kanus an eine Stelle zu schaffen, wo
Nguku einen Übergang nicht erwartete. Dies
konnte, da er überall seine Späher und Posten