Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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ringeren Wasserbedarf gelten die gleichen Gesichts- 
punkte in abgeschwächtem Maßstabe. In Frage kommt, 
wie gesagt, in erster Linie Trockenfarmen, da auf aus- 
reichende Niederschläge höchstens im Gebiet der 
Steigungsregen am westlichen Steppenrande, nicht 
aber in der Mitte und noch weniger im Osten im 
Regenschatten der östlichen Grenzberge zu rechnen ist. 
Allerdings ist eine genaue Beurteilung der Nieder- 
schlagsfrage ohne jegliche metcorologische Beobachtungen 
nicht möglich. 
Das Buschvorland der Serengeti im Norden 
ist für Ackerbau und Viehzucht in gleicher Weise 
wert 
Das Klima der Steppe dürfte dem Europäer 
zuträglich sein. Von Anopheles fehlte auch an den 
ständigen Gewässern jede Spur. 
Wenn in absehbarer Zeit mit der Auslegung von 
Farmen im südlichen und westlichen Teile der Serengeti 
begonnen würde, wofür laut Mitteilung des Bezirks- 
amts Aruscha Nachfrage vorhanden ist, und wogegen 
wegen der Wasserverhältnisse Bedenken nicht vorliegen, 
dürfte sich allerdings eine Erleichterung der Ein- 
zäunungsbedingungen als nötig erweisen. 
Es erscheint bei dem bölligen Holzmangel der 
Steor ausgeschlossen, etwaigen Interessenten die Pflicht 
des Einzäunens gemäß den heutigen Bestimmungen 
aufguerlegen. Selbst wenn tote Zäunc mit sehr großen, 
bereits unwirtschaftlich zu nennenden Kosten aufgeführt 
würden, würden sie nichts nützen, da bei dem enormen 
Wildreichtum der Steppe, der sich um die Wasserstellen, 
die naturgemäß auch das Zeutrum der Farmen wären. 
konzentriert, die Zäune dauernd zerbrochen sein würden. 
Heute ist, wie das obere Mbalagetital so auch die 
hanze Serengeti praktisch unbesiedelt, da man die 
wenigen schweisenden Wandorobbo kaum als Besiedler 
der Steppe bezeichnen kann. Daß dieser Zustand erst 
das Ergebnis des großen Rindersterbens im Pestjahre 
ist, ist aus der Geschichte des Schutzgebiets bekannt. 
Noch heute verraten Mancherlei Spuren, wie Brunnen 
usw., daß einst die Steppe in der Haup tsache das 
war. wofür sie ihre Natur prädestiniert: ein gutes 
Weideland. « 
  
III. Die Ssaleesteppe. 
Am Ostsuß der Serengetigrabenstufe breitet sich 
zwischen dem, im Durchschnitt 200 m relativ hohen 
Grabenrande im Westen, den Ausläufern des Elanairobi 
im Süden, dem Steilsturz der Ssaleegrabenstaffel und 
dem ihr aufgesetzten Mossonik (Abb. 15) im Osten, den 
Bastbergen und dem Sonjobergland im Norden die 
rund 6000 ha große Ssaleesteppe aus (Abb. 11). 
Dem Auge macht die Landschaft den Eindruck einer 
vollkommenen Ebene, von welcher leichte Steigungen 
zu den umgrenzenden Gebirgen überleiten (Abb. 12). 
Im ganzen hat das Gelände eine leichte Neigung nach 
Osten, wo der die Steppe entwässernde Malambo den 
Grabenrand warchsett und zur Regenzeit sich in den 
Natronsee ergies 
Zur Frhehtt sind der Arasch-Malambo sowie 
seine zahlreichen, den Grabenrand durchfurchenden 
Nebenflüsse einschließlich Leiniok und Lolgarien, deren 
breite, sandige Betten bis an das Malambobett reichen, 
während viele kleinere Flüsse des Grabenrandes sich 
vorher in der Steppe vollkommen verlieren, in ihrer 
ganzen Ausdehnung von der Quelle bis zum Graben- 
rand am Natronsee wasserlos. Wasser führt während 
des ganzen Jahres nur ein kleiner, aus einer starken, 
anscheinend juvenilen Felsenquelle am Ostrand des 
Lamnuniane entspringender Bach. der jedoch ebenfalls 
noch etwa 200 m oberhalb des Malambobettes ver- 
  
  
sickert. Durch einfache Abmauerung des schmalen 
Felsenbettes dieses Baches ließe sich jedoch hier Wasser 
in sehr großer Menge und vorzüglicher Oualität, 
eventuell auch für Krafterzeugung ausreichend, ge- 
winnen. 
Geologisch bestehen der Grabenrand und wohl 
auch der tiefere Felsuntergrund der Ssaleesteppe aus 
Gneisen und Ouarzitschiefern, die teilweise Glimmer 
in sehr großen Mengen führen. In einzelnen, dem 
Grabenrande östlich vorgelagerten Kuppen hat der 
Granit die Schieferdecke durchbrochen und steht auf den 
Gipfeln an. 
Nach Osten zu sind vom Grabenrande an, teil- 
weise auf ihn herauf nach der Serengeti übergreifend, 
Tuffe und Aschen übergelagert, deren Zersetzung und 
teilweise äolische Umlagerung die sehr tiesgründigen, 
völlig den Charakter von Löß tragenden Böden 
Ssaleesteppe geschaffen hat, die sich an die siachen 
tonigen Sande, entstanden aus den quarzreichen Ge- 
steinen des unmittelbaren Grabenrandvorlandes des 
Westens, anschließen und bis zum östlichen Absturz 
des Grabenrandes am Natronsee reichen. 
Die Bildung von Kalkpfannen und ihren Folge- 
erscheinungen hat lokal in geringem Umfang auch in 
der Ssalcesteppe wie in der Serengeti stattgefunden. 
Die Berge des östlichen Grabenrandes sind jung- 
vulkanisch. Die Vegetation der eigentlichen Ssalee= 
Ebene ist Niedergrassteppe, die in Depressionen von 
einzelnen kleinen Buschinseln unterbrochen ist. Teil- 
weise ist die Narbe dicht geschlossen. Das Vorland 
der Bergumrahmung ersüllen Busch und lichterer 
Steppenwald, der sich an den lfern der Flußbetten 
bis tief in die Eleye fortgieht. 
Am östlichen Grabenrand reicht die Grassteppe 
bis an den Steilabfall und zieht sich teilweise“ un- 
mittelbar bis an den Natronsee in unveränderter Form 
über die Grabenwand hinunter. Auch die Hänge des 
Elanairobi sind von Steppen bedeckt, während die 
Schluchten von Holgzvegetation erfüllt sind. 
Tsetse konnte ich im ganzen Gebiete nicht beob- 
achten. Siedelungen sind nicht vorhanden. 
Klimatisch scheint das Gebiet sich durch große 
Hitze auszuzeichneu- Über die Höhe der Niederschläge 
ließ sich kein begründetes Urteil gewinnen. 
Wirtschaftlich kommt die Ssaleesteppe, und zwar ihr 
westlicher Teil, als Weideland in Frage, sobald durch 
Stau des erwähnten Baches für Wasser gesorgt ist. 
Nach den tiefen Bachrissen zu schließen, kommt zur 
weiteren Gewinnung von Stauwasser noch eine ganze 
Reihe von Wasserläufen am Grabenrand und teilweise 
auch am Mossonik und Elanairobi in Betracht; do 
michten hier genaue Ermittlungen der Niederschleagshöce 
und des Abflusses vorangehen, ehe mit diesem Wasser 
zu rechnen wäre. 
IV. Der Natronsee und seine Steppen. 
In slellenweise fast genrechtem Absturz fällt mit 
einer Sprunghöhe von r 800 m mauergleich d 
durchweg jungvulkanische Ranbgebier der Eu d 
staffel zum Natronsee (Abb. 14) ab. Nur am Durch- 
bruch des Malambo, nördlich des Mossonik und in der 
Nähe des Elanairobi, ist ein Aufstieg vom Sec zur 
Ssaleesteppe möglich, an den übrigen Stellen jedoch, 
wenigstens für belastete Träger undurchführbar, be- 
sonders südlich des Mossonik am projektierten Bahn- 
aufstieg der mittleren Trasse. Brechen doch hier selbst 
die Haupttäler, wie dasjenige des zur Zeit meines 
dortigen Aufenthalts sehr wasserreichen Süßwasser- 
flusses von dem Lagerplatze Mito-miwili am Süden des
	        
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