Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Natronsees und eines, am Südhang des Mossonik 
seinen Ursprung nehmenden, seh tief einbeschniktenen. 
Regenflusses etwa 230 bzw. 70 m über dem See- 
nivean mit senkrechten Wänden ab. 
Durch Talsperren in den engen Klammern dieser 
Durchbrüche ließen sich sehr beträchtliche Wassermengen 
gewinnen, die nicht nur zur Versorgung landwirtschaft- 
licher Bètriebe mit Wasser, sondern zur Erzeugung sehr 
erheblicher Energiemengen verwendbar wären, falls 
einmal die Ausbeutung des Natronsees ins Auge ge- 
faßt würde. 
Petrographisch herrschen im Gebiet durchweg j jung- 
vulkanische Gesteine, vorwiegend Aschen und Tuffe, die 
den feinkörnigen Boden gebildet haben, der die Nieder- 
grassteppe der Umgebung des Natronsees trägt. 
An den Ufern der Flüsse wird diese Steppe von 
mehr oder weniger üppigem Galeriewald unterbrochen, 
berrscht aber im ganzen Gebiete bis auf die Berge 
und die Aschenfelder und Tuffdecken des Oldonjo Lengai 
hinauf durchaus vor. 
Nach älteren Angaben sollen die Buschinseln, ins- 
besondere die Umgebung von Mito- miwili, mit Tsetse 
verseucht sein. Ich selbst habe Tsetse nirgends be- 
obachtet. 
Die Steppe setzt sich unnnterbrochen durchs Enga- 
rukabecken bis zum Mern fort. 
Wirtschaftlich ist die, heiware eine gute, wenn auch 
etwas lückige Narbe aufweisende Niedergrassteppe der 
Umgebung des südlichen Natronsees, speziell die Gegend 
von Mito-mivili, als Weideland für Rinderzucht ge- 
eignet, besonders da es. wie oben betont, leicht wäre, 
durch einfache' und billige Stauanlagen für das 
ersorderliche Wasser zu sorgen. Es ist jedoch kaum 
anzunehmen, daß von dieser wirtschaftlichen Möglichkeit 
je Gebrauch gemacht werden wird. 
Das Klima der Umgebung des Natronsees dürste 
mit seinen Dampfkesseltemperaturen zur Mittagsstunde 
und seiner Schwüle zur Nacht, wie sie aus der voll- 
kommen abgeschlossenen Lage des Sees sehr wohl ver- 
ständlich sind, im Verein mit den Schwärmen von 
Moskliten bei langem Aufenthalt den Tü#r „mörderisch“ 
verdienen. 
V. Das Engarukabecken. 
Zwischen Gelei und Oldonjo Lengai hindurch, 
z wischen dem erstgenannten Vulkan und dem Ketum- 
beine mit den Steppen des Longido sich verbindend, 
stehen die Steppen des Natronsees mit dem sogenannten 
Engarnkabecken (Abb. 13) in Zusammenhang, das sich 
zwischen Ketumbeine im Norden, dem Tarossero und 
seinen Vorbergen im Osten, dem Burko im Süden und 
dem Grabenrande und dem ihm aufgesetzten Lolma- 
lassin im Westen erstreckt. 
Das nördliche Vorland des Engarukabeckens bis 
zum Natronser, von Gelei und Ketumbeine im Oldonjo 
Lengai, Kerrimassi, Elangirobi und Grabenrand im 
Westen begrenzt, stellt eine vielfach von nackten Tuff- 
und Lavafeldern unterbrochenc, von Norden nach Süden 
ansteigende Niedergrassteppe r. Die Böden der 
Senken sind tiefgründige Alluvien vom Charakter milder 
Tone, Hänge= und Plateauflächen sind aschenartig feines 
Eluvium des jungvulkanischen, an vielen Stellen zu- 
tage tretenden, überall in geringer Tiefe anstehenden 
Tuffuntergrundes. 
Die Grasnarbe der Steppe ist in der Nähe des 
Natronsces, wo bei zahlreichem Vorkommen vollkommen 
vegetationsloser Aschenfelder, die zu Gestein verhärtet 
sind, die Böden sich durch besondere Flachheit aus- 
  
  
zeichnen, sehr lückig, wächst an Güte jedoch erheblich 
mit der Annäherung an das Engarukabecken, wo dann 
xe Steppe als Weideland mindestens II. Klasse in 
ee Ausdehnung von etwa 10 000 ha zu begeichnen ist. 
Leider sind die Wasserverhältnisse des Ge- 
biets sehr schlecht. Ständiges Wasser gibt cs über- 
haupt nicht, und das Erbohren von Wasser erscheint 
nach dem vetrographischen Charakter der Gegend aus- 
sichtslos. Nur durch Stau in den zahlreichen, in den 
Fels Peiseschrisuurch. Regenbächen ließe sich Wasser 
beschaffen. Bei völligem Mangel aller klimatischen 
Einnllagen wäre. jedoch größte Vorsicht bei der Be- 
urteilung etwaiger diesbezüglicher Anlagen dringend 
angezeigt. Ich habe den Eindruck gehabt, als ob selbst 
der Felsgrund der Bachrisse — junge Tusfe — wasser- 
durchlässig ist. 
Nach Krenzung zahlreicher. viele Meter tief in das 
weiche Gestein eingeschnittener Trockenflüsse, die das 
Vorland durchfurchen, steigt man zwischen Ketumbeine 
und Elanairobi steil zum eigentlichen Engarukabecken 
hinab und erreicht in kurzem Marsche am gleichnamigen 
Flusse den Ort Engarnka, der bei den Trägern als 
eine Art Paradies auf Erden gilt. 
In der Tat haben die, in zwei dicht benachbarten 
Dörfern hier angesiedelten Wasuaheli und Wanjamwesi 
auf den reichen, jungvulkanischen Alluvien des ständig 
fließenden kleinen Gebirgsbachs am Fuße des Elanai- 
robi mit primitiver, aber durchaus rationell zu nennender 
Bewässerung ein Stück Kulturland geschaffen, das mit 
seinen Bananenhainen und üppigen Getreide= und Hack- 
fruchtfeldern und seinen prachtvollen öuerrohr- 
pflanzungen wie eine Oase in der Wüste berü 
Aber nur um eine Oase handelt es sich . in 
der Tat. Nur soweit das Wasser des Baches 
reicht und seine tiefgründigen Alluvien sich erstrecken, 
und das ist wenig über 1½ km vom Fuße des Ge- 
birges, reicht die Fruchtbarkeit. 
Das eigentliche Engarnkabecken dagegen ist alles 
andere als ein Paradies 
Der Ausdruck Bechen kennzeichnet die Landschaft 
treffend. 
  
Es handelt sich in der Tat um das Becken eines 
ausgetrockneten Sees, dessen letzten Reste, in einem 
Salzwassersee zur Regenzeit, einer weiter mit Salz- 
ausblühungen erfüllten Ebene zur Trockenzeit in der 
Mitte des Beckens erhalten sin 
e groß die Mächtigkeit r Salztone im Zentrum 
ist, sich nicht feststellen. Ziemlich schnell auskeilend 
werden die Tone nach dem Rande zu von vielfach 
sehr flachen Eluvien (5—80 em ties) abgelöst, die teil- 
weise den Tuffen des Untergrundes, teilweise aber 
auch mächtigen. oltsinterschichten ihre Entstehung ver- 
danken. Auf flachen Rücken stehen vielfach Lavastöcke 
in bizarren Formen an 
Die Flüsse, zur Trockenzeit wasserlos, sind in bis 
zo in tiesen Kannone in die Tuffe eingeschnitten, über 
Lavabarren zahlreiche Steilsturze bildend 
Die Tone der Beckenmitte sind vegetationsos. 
Im übrigen herrscht eine meist ziemlich dürstige Gras- 
steppe, die stellenweise in ärmliche Dorn= bzw. Busch- 
steppe übergeht. Erst mit Annäherung an den Mern 
gewinnt die Steppe an Üppigke 
Nimmt man zu dieser ninwertiglet. der Vege- 
tation und der schlechten Eignung der meisten Böden 
für ackerbauwirtschaftliche Nutzung den Wassermangel 
des Gebictes, der nur durch Stauanlagen und dann 
wahrscheinlich nur in sehr geringem Umfange behoben 
werden könnte, so muß das Engarnkabecken als wirt- 
schaftlich geringwertig bezeichnet werden.
	        
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