Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Tabelle II. Kinder und Frauen der Kanaken. 
–—— — — — 
I Ins- Neu-Lauen- 
J. II. I III. IV. gef amt burggruppe! Bemerkungen 
(Dr. Kersten) 
Zahl der versam- 
melten Frauen 209 168 62 32 471 90 Für Neu-Lauen- 
burg sind nur 
6 Frauen jenseits 
des Klimakter. 
Sie baben Kinder aufgenommen. 
geboren 792 " 715 239 135 1881 384 — 
Also im Durch- 
schnit 38 4.3 3,9 4,2 4,0 4,3 — 
Davon gestorben.4268 õ4 v. H. 361- 51 v. H. 12452 v. H. 5548 v. H. A71 - õ2 v. H. 18840 v. H. 
Im 1. Lebensjahr « , " Die prozen- 
gestorben t .. .277 35 v. H. 202 28 v.H. 58—25 v.H. 23 18 v. H. 560 -29 v. H. ? tuale Berech- 
Darunter otge- «- nung begieht 
burten 13 2 I 1 — 19 1v. H. 2 1. sichimmer auf 
An Bden ge- . die Gesamt- 
orben . 188- 18 v. H. 120 IT . H. 62-2 v. H. 24% v. H.4 = 18 v.H. 2 zahl der Ge- 
An inneren Krank- « borenen. 
beiten gestorben. 290 36 v. H. 241 = 34 v. O. 62-20 uv. PH. 3425 u.HPH. 627 -34 v. H. 2 I 
Frauen jenseitsdes " I 
li .. 91 80 22 14 208 90 — 
Ihre Kinderzahl. 469 474 118 " 74 1135 3884 — 
Also durchschnittl. n 
Fruchtbarkeit. - 5.9 5.1 5.3 5.45 4.3 — 
I 
ahl der sterilen 
abl der ) ... 14 3 8 2 22= 5 v. O. B v. U.Steril = ge- 
I burtenlos vom 
1! 30. Jahr ab. 
  
glaube wohl, daß einzelne, vor allem an der Küste 
gelegene Gegenden nicht durchweg die gleich günstigen 
Zahlen aufweisen: aber für das Gesamturteil kommt 
es auf den Durchschnitt an. Sehr niedrig ist die Zahl 
steriler Frauen. Vielweiberei ist gestattet, wird aber 
nur ausnahmsweise geübt. Fruchtabtreibung ist. auch 
unter den Kanaken, namentlich den jüngeren Frauen, 
im Schwange. Glücklicherweise scheint sie bisher 
ohne erheblichen Schaden für die Fruchtbarkeit zu 
bleiben. Einige katholische Missionare, die längere 
Zeit ihren Begirk bearbeiten, und denen alle Geburten- 
und Sterbefälle gemeldet werden, haben das Ver- 
trauen der Leute so weit gewonnen, daß ihnen auch 
künstliche Fehlgeburten berichtet werden. Nach ihrer 
Auskunft würde ungefähr auf fünf Geburten eine 
Fruchtabtreibung zu rechnen sein. Da doch wohl 
nicht alle eingestanden werden, geht die Wirklichkeit 
vermutlich über diese Zahl hinaus. Was die Kinder- 
Lerorkchtein anbelangt, so ist sie im hanzen zwar sehr 
# aber keineswegs sehr hoch für ein Naturvolk ist 
die Sterblichkeit im ersten Lebensjahre. Sie steht mit 
9 v. H. auf derselben Stufe, die Deutschland noch 
2. wenigen Jahrzehnten hatte. Relativ stark aber ist die 
Beteiligung der älteren Kinder an der Mortalität. 
Nun war es zwar unmöglich, über die Todesursachen 
im einzelnen bei den kulturell tief stehenden Leuten 
zuverlässige eanustiinste zu sammeln: aber selbst bei 
der Beschränkung auf die beiden Gruppen, ob an 
inneren Krankheiten oder Wunden gestorben, zeigt sich, 
wie ungeheuer groß die Zahl der an Wunden ver- 
storbenen Kinder ist. Damit ist auch der hohe Anteil 
der Kinder jenseits des 1. Lebensjahres an der Sterb- 
lichkeit erklärt, denn erst wenn sie zu laufen anfangen, 
beginnt für sie die Gefahr, sich die hier so häufigen 
  
  
und bösartigen Fuß= und Unterschenkelgeschwüre zu- 
zuziehen. Ihre Verbreitung unter den Kanaken ist 
enorm. Teils handelt es sich um Uleus tropicum, 
teils um frambösische Geschwüre. Es gibt keinen Er- 
wachsenen. der nicht zu irgendeiner Zeit seines Lebens 
mit ihnen gu kämpfen gehabt hätte. Viele sind unter 
ihnen, die als dauerndes Zeichen den Verlust einer 
oder mehrerer Zehen oder sonstige Verstümmelungen 
davongetragen haben. Um zahlenmäßig zu prüfen, 
wie oft diese schweren Folgen eintreten, haben wir 
jeden Eingeborenen mit Fußverkrüppelungen notiert, 
wobei sich für die Dauer ergab, daß durchschnittlich 
jeder vierte damit behaftet war. Von den mannig- 
sachen Komplikationen, zu denen langdauernde Ge- 
schwüre führen, ist die gefährlichste das fast immer 
tödliche maligne Odem, das Külz in Afrika bei vielen 
Hunderten von Fußgeschwüren nic auftreten sah, 
während es hier nicht selten ist. 
In den Verhältniszahlen des männlichen zum 
weiblichen Geschlecht zeigt sich auch bei den Kanaken 
ein starkes lberwiegen des ersteren. Unter den Kin- 
dern kommen auf 100 Mädchen 122 Knaben, für Er- 
wachsene auf 100 Frauen 114 Männer. Es findet also 
im Laufe der Jahre, vermutlich durch erhöhte Sterb- 
lichkeit des männlichen Geschlechtes, ein gewisser Aus- 
gleich siatt. Im Bericht über die Jusel Jap war zum 
Ausdruck gebracht, daß wir noch keine genügende Er- 
klärung für das Auftreten eines erhöhten Knaben- 
überschusses kennen, daß uns abex die Ersahrung dazu 
berechtigt, ihn als eine Störuug der normalen Fort- 
pflanzungstendenz eines Volles aufaufassen. Scheinbar 
haben wir nun aber bei den Kanaten eine recht un- 
gestörte Vermehrung. Indessen müssen wir sowohl beie 
ihnen wie anderen Südseestämmen daran denken, daß 
 
	        
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