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daß nach geglückter Trepanation die Schmerzen des
Verwundeten aufhören, hat sie dazu übergehen lassen,
auch bei heftigen Kopfschmerzen. aus anderer Ursache
und bei Krankheiten, deren Sitz man im Schädel ver-
mutete, diesen kühnen Eingriff auszuführen. Ja, man ist
' zurprophylaktischen
Trepanation. Sorgsame Mütter führen sie an ihren
Kindern, um sic vor allen möglichen Leiden zu schützen,
aus, indem sie mit einer scharfen Muschelschale den
Stirnknochen in vertikaler Richtung auf eine Aus-
dehnung von 2—4 cm durchschaben, bis ein schmaler
Knochenspalt entsteht. Man sieht sogar Kanaken, die
mehrere parallel laufende tiefe Knochennarben als Er-
innerung an eine mehrmalige in der Kindheit über-
standene Trepanation tragen. ei der großen Vor-
liebe des Volkes für auffällige Ziernarben halte ich
ßeSp indessen nicht für ausgeschlossen, daß bei diesem
Berfahren auch der Wunsch der Mütter mitspricht, solche
Narben an besonders auffälliger Stelle in auffälliger,
renommistischer Form zu erzielen. Einen wirklichen
prophylaktisch= therapeutischen Effekt können die rast
wieder knôchern verheilenden Fissuren kaum haben.
Jedenfalls sehen wir an diesem Beispiel, wie und
weshalb selbst bei primitiven Völkern auf dem Gebiete
der Medigin eine ausnahmsweise hoch entwickelte
Einzelerscheinung austreten kann. Natürlich wäre es
ganz verfehlt, daraus irgendwelche Schlüsse auf einen
allgemeinen hohen Stand ihrer Eigenkultur zu ziehen.
In der Volksernährung der Kanaken stehen
Taro und Kokosnuß an der Spitze. Daneben bauen
sie noch vielerlei andere Knuollenfrüchte und Obst:
Dams, Süßkartoffeln, Brotfrüchte, Bauanen, Zuckerrohr,
Tapioka, Melonen usw. Seit einer Reihe von Jahren
fangen sie bezeichnenderweise überall an, Mais zu
bauen, und außerdem sahen wir oft auf ihren Feldern
eine Erbsenart mit großen vierkantigen Hülsen, deren
jede 20—30 Körner enthält. An Geflügel werden
überall Hühner gehalten, wobei aber der Hahn weit
höher im Werte steht als das Huhn wegen seiner
bunten Federn, des vielbegehrten Festschmucks bei ihren
farbenfrohen Tänzen. Mehr als Hühner kommen die
Schweine als Nahrungsmittel in Betracht, die teils
gezüchtet, teils verwildert leben. Außer letzteren werden
gelegentlich Kasuare, Kängurus, fliegende Hunde und
Beutelratten gejagt: Fische und Schildkröten vervoll-
ständigen die Liste der tierischen Nahrung.
Sehr sauber halten alle Kanaken ihre Dorfplätze,
und deren Reinlichkeit sticht grell gegen die Unsauberkeit
ihres Körpers und namentlich der ihnen aufgenötigten
uropschen, Kleiderlappen ab.
In vielen Ortschaften ist die Wasserversorgung
nicht nur qualitativ, sondern auch der Menge nach
mangelhaft, bisweilen muß der nötigste Vorrat aus
weiter Entfernung geholt werden.
Wenn wir zum Schlusse die Gesamtverfassung
dieses Hauptstammes der Gazellehalbinsel beurteilen,
so herrschen wohl unter den Leuten vielerlei Krank-
heiten in großer Verbreitung, und der Zustand ihrer
Volksgesundheit ist alles andere als untadelig, aber
weder Zeichen der Degeneration noch der In-
zucht noch Anhaltspunkte für einen allgemeinen
Bevölkerungsrückgang sind bei diesem Stamm
vorhanden. Es ist im Gegenteil bestimmt anzu-
nehmen, daß eine erneute Volkszählung eine, neicht un-
erhebliche Zunahme ergeben wird. Das eispiel der
Kanaken zeigt, die Berührung mit enropäischer
Kultur nicht an sich schon zum Niedergang eines
primitiven Volkes zu führen braucht, wenn sie nur,
wie es hier bewußt von der Verwaltung geschehen ist,
in nicht überstürzter, schonender Weise vermittelt wird.
Trotzdem edarf auch dieser Stamm erhöhten hygienischen
weiter
Schutzes und ärztlicher Fürsorge, die imstande sein
wird, durch Bekämpfung der Krankheiten vor allem
des Nachwuchses die Volksvermehrung noch weit
günstiger zu gestalten als jetzt.
2. Die Sulkas. Die bis zum Warangoiflusse
reichende, den südöstlichen llferstrich der Gazelle-
halbinsel einnehmende Sulkaniederlassung ist eine seit
14 Jahren bestehende Neusiedelung. Der Hauptstamm
hat seinen Sitz etwa 120 km südwärts, wurde dort
aber von den Gakhais so hart bedrängt, daß die Re-
gierung für sie das jetzt von ihnen bewohnte Land
anwies. Reichlich 1100 Leute sind daraufhin von ihren
alten Wohnsitzen nach den neuen abgewandert. Wir
haben vom Orte Mope aus, wo eine Missionsstation
errichtet ist, ihr Gebiet in Angriff genommen. Anfang
Dezember 1913 hatte Dr. Kersten-Rabaul auf die
Meldung gehäufter Todesfälle unter diesen Sulkas
gine, mehrtägige Dienstreise dorthin unternommen und
d die Bitte, neben den speziellen Nachforschungen
nach den Gründen dieser erhöhten Mortalität auch
andere uns interessierende Fragen zu berücksichtigen,
erfüllt“), so daß wir auf seinen Vorarbeiten fußen
bzw. sie weiterführen konnten. Von der katholischen
Mission wurde uns vielfache Unterstützung zuteil:; auch
die Aufzeichnungen der letzten 5 Jahre über die Be-
völkerungsbewegung wurden uns bereitwilligst zur
Verfügung gestellt. Sie seien an die Spitze unserer
Betrachtungen gestellt.
1. Vom 1. Juli 1909 bis 30. Juni 1910 starben
von 1164 Sulkas 18 Erwachsene, 6 Kinder; Geburten-
zahlen noch nicht vergeichnet.
Vom 1. Juli 1910 bis 30. Juni 1911 starben
von 2000 Snites 46 Erwachsene, 23 Kinder bei
30 Geburten.
3. Vom 1. Juli 1911 bis 30. Juni 1912 starben
von 1058 Sulkas 31 Erwachsene, 26 Kinder bei
57 Geb urten.
Vom 1. Juli 1912 bis 30. Juni 1913 starben
von # Sullas 66 Erwachsene und 24 Kinder bei
29 Gebur
5. *n3 1. Juli 1913 bis 1. Februar 1914 starben
48 Männer und 16 Kinder bei 24 Geburten.
Unter den Geborenen sowohl wie Gestorbenen
sind die gemeldeten Totgeburten (bzw. Abtreibungen)
mitgezählt. Diese Angaben würden, auf sich gestellt,
besagen, daß innerhalb der letzten vier Jahre eine
ganz enorme Steigerung der Tädesfälle bei bedenk-
lichem Tiefstand der Geburten stattgefunden hat; wir
hätten es also mit einem im Niedergange befindlichen
Stamme zu tun. In Wirklichkeit gewinnt aber das
hanze Bild ein anderes Aussehen, wenn wir ein Mo-
ment berücksichtigen, das wir bei den Kanaken ganz
vernachlässigen konnten, während es hier im Vorder-
grunde steht, das sind die Ab= und Zuwanderungen
des Volkes. Es ist bei Betrachtung vorstehender
Zahlen sofort auffällig, daß die Abnahme der Leute
von einem Jahr zum andern größer ist als die
Jahl der Sterbefälle, einmal aber auch (1911/12)
ringer. Wie ist diese Differenz zu erklären? Anßer
horch Sierblichtelt ist auf doppeltem Wege ein Teil
der Bevölkerung abgeflossen. Erstens durch die Ar-
beiteranwerbung für auswärtige Pflanzungen, die
zeitweise gesperrt, seit Oktober 1913 unter Verbot der
Frauenanwerbung wieder freigegeben ist. Die zweite
Herabminderung der Volkszahl ist bedingt durch eine
in den letzten Jahren vor sich gegangene Rückwande-
rung von ungefähr 150 Leuten nach dem Platze
5, Vermutlich wird der betreffende Bericht im
Amtsblatt des Schutzgebietes erscheinen.