Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

GV 832 20 
  
Männer Frauen Kinder sanen 
Ringwurm 9 8 5 22 
Frambösie 2 2 
Knocheneiterungen. 1 3 4 
Beingeschwüre 3 — 8 
Pockennarben. 2 — 2 
Carcinom?“") 1 — 1 
Idiotie 1 — — 1 
Alopecia 2 — 2 
Augenent zündungen 2 — 2 
Strabismus mit 
Leulomen — 2 
Die zufällige Veobachung einer Sitte der 
Eingeborenen von Willaumez, die ihr Trink- 
wasser wenige Dezimeter vom Meeresstrande 
schöpften, führte zu Versuchen auf S. M. S 
„Planet“ mit dieser Grundprobe. Es fand sich, 
daß das Seewasser (3,5 v. H. Salzgehalt) nach 
der Passage eines Erdfilters für den Geschmack 
entsalzt war (chem. 0,15 v. H. Na. Cl.). Diese 
Filtrationsmethode dürfte für die Wasserversorgung 
des Archipels eine Bedentung erlangen. 
Im Anschluß an diese eigenartige Feststellung 
ist eine längere physikalische und chemische Ver- 
suchsreihe in die Wege geleitet worden, zur Zeit 
jedoch noch nicht abgeschlossen. 
Es sei noch hinzugefügt, daß gewisse Boden- 
proben der Matupibucht die gleichen Eigenschaften 
aufwiesen — und dies während einer Zeit des 
Regenmangels, in welcher die Europäer dasselbe 
Waschwasser drei Tage benutzten. 
Über die anthropometrischen Verhältnisse 
des Bülustammes gibt die in der Anlage be- 
findliche Tabelle Aufschluß. 
Während der Vermessungsperiode wurden vier 
Planktonfänge gemacht und konserviert. 
Ein ungefähres Bild des materiellen Kul- 
turbesitzes gibt die mitgebrachte ethnographische 
Sammlung. 
Die der Will Halbinsel leben unter 
sehr primitiven Verhältnissen. Ihr größter Schmuck 
ist das Muschelkapkap „Gölong“, ihre Speere 
haben die Kasuarkralle als Spitze und seine Ober- 
schenkelknochen am Schaft, die übrige Verzierung 
besteht aus Haizähnen, Hahnen= und Kakadu- 
jedern. Die häuslichen Werkzeuge sind vom 
Bambusbusch und von der Kokospalme gewonnen 
*!1 Ein Mann hatte eine vom inneren Augenwinkel 
über die Nasenwurgel und Stirn gehende faustgroße 
derbe an einer Stelle zerfallende Geschwulst. Leider 
gelang es nicht, diesen Mann nach Rabaul mitzunehmen, 
was im Interesse der Feststellung, ob Carcinom doch 
vereinzelt im Archipel vorkommt, von großer Wichtig- 
keit gewesen wäre. (Ort Pangäln.) 
  
wie überall in den primitiven Kulturgegenden 
des Archipels. Der Bambusstamm mit seinen 
Internodialquerwänden — ist das gegebene große 
Gefäß für Wasser und für Geld (Tambu) —, er 
bildet auch die Rohre der ungeheuer verschieden- 
arkig gebauten Musikinstrumente (eine Zusammen- 
stellung der Forschungsergebnisse auf diesem Ge- 
biete erscheint demnächst in Baeßlers Archiv), 
das Gerippe der Häuser u. a. m. Die Kokos- 
palme liefert die kleinen Gefäße (halbe Nußschalen), 
ihre Fasern werden zu Geweben aller Art ver- 
wendet, ihre Blätter zu Flechtwerk, Taschen, Besen, 
Regenkappen, Hüttenbau u. a. m. 
Das große Männerhaus von Rambäl war 
das einzige Bauwerk mit erwähnenswertem Luxus- 
Die Vorderfront zeigte reichlich Schnitzerei, in der 
die Motive der Fischerei, der Krokodilsjagd und 
einige allegorische Stereotypen regelmäßig wieder- 
kehrten, z. B. Augen und Mund. Die Farben 
schwarz, weiß und rot bestanden aus Rinde (die 
stehengelassen war), Muschelkalk und dem Not 
gewisser Fruchtkerne, die in stachliger Kapsel an 
mannshohen Büschen sehr häufig zu sehen waren. 
Während vor einigen Jahrzehnten an Stelle 
des jetzt kompakten Halbinselgebieles auf der Karte 
noch eine Reihe einzelner hoher Vulkane ver- 
zeichnet war, sind heute diese Erdriesen erloschen 
und mit Busch bewachsen. Nur noch die Geiser 
von Nawüga („Robert Koch“) bilden die letzten 
Zeichen des unterirdischen Feuers.— Diese Geiser 
liegen auf einem von bröckligem Sinter gebildeten 
vegetationslosen Feld, das auch an vielen Stellen 
außerhalb der Kraterlöcher brodelnden grauen 
Schlamm und hochaufwehende Schwefeldämpfe 
zeigte. Die ganze Halbinsel legt Zeugnis ab von 
elementaren Naturereignissen der Vergangenheit. 
Lava ist in hervorragendem Maße das Gestein 
der Berge, das hineingewachsen ist in die Riffe 
von Korallenkalk. Der jugendliche Buschbestand 
von Palmen, Mangroven und Weichholzbäumen 
mag kaum 30 oder 40 Jahre alt sein, und das 
noch heute feurig gärende Erdinnere zeigt keinerlei 
Neigung, den Status quo für eine längere Zu- 
kunft aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grunde 
mag auch die Bevölkerungsdichte auf der Halb- 
insel selbst so gering sein. 
Die wenigen Eingeborenen — faul und ge- 
nügsam — zeigen Verwandtschaft des materiellen 
Besitzes und der Lebensgewohnheiten nach zwei 
verschiedenen Richtungen hin — nach Süden zu 
dem Stamm der Wäriai auf der anderen Seite 
der Insel — nach Norden zu den Bewohnern 
der Frenchinseln.
	        
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