Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Handelt es sich wirklich bei dem zweiten mit 
Gara genannten Wasser um den von der Grenz- 
expedition gemeinten Grenzfluß, dann wäre es 
zweckmäßig, bei der Grenzvermarkung den weit- 
hin sichtbaren, immerhin 30 bis 40 m hohen 
Schimberg als Gelände= und Orientierungsmarke 
zu benutzen. Am 13. März erreichte ich den 
Nana-Barja, den ich nun aufwärts marschierte. 
Führer hatte ich keine mehr; ich zog Elefanten- 
und Wildfährten nach. Am 14. mittags trafen 
wir am Nana zwei fischende Eingeborene, Sumas, 
die mich am selben Tage noch in das große 
Dekelaka-Dorf Ngan brachten. Von einer Vieh- 
straße konnte ich immer noch nichts erfahren, 
weshalb ich am 15. wieder an den Nana zog. 
Auf dem Wege dahin wurden wir anhaltend aus 
dem Busch heraus mit Pfeilen beschossen, was 
einige leichtere Verwundungen bei den Trägern 
zur Folge hatte. Einer der Angreifer wurde ge- 
fangen und führte uns anderntags nach dem 
Sumaort Bumbara. Mit List und Geschenken 
gelang es, in zwei Tagen neun Männer heran- 
zubekommen, von denen ich wenigstens für den 
nächsten Tag einen Wegführer bekam. Die Gegend 
hier herum erschien sehr gut bevölkert. Während 
des Ruhetags sandte ich eine starke Patrouille 
unter Schröders Führung nanaaufwärts, um 
Verbindung mit dem Viehtransporte aufzunehmen. 
Ohne Erfolg kam die Patrouille nach 14½ stün- 
diger Marschleistung zurück. Am 18. erreichte 
ich den Gaduluort Jangara, einen großen Komplex 
mehrerer Dörfer, in dem wir gegen Abend zweimal 
angegriffen wurden. Diese Leute hier sollen an 
dem erwähnten Morde der Wanderhändler und 
dem Raube des Viehes mitbeteiligt gewesen sein. 
Hier kamen gegen 5 Uhr abends plötzlich in 
unser Lager sechs große Ziegen gelaufen. Ich 
ließ sie anbinden; noch nicht eine Stunde später 
waren sie alle unter Streckkrämpfen verendet. 
Eine Untersuchung ergab, daß allen Tieren das 
Lippenband durchgeschnitten war und sie ver- 
giftet waren. Um 3¾7 Uhr abends wurde, nach- 
dem gerade zuvor noch einige Pfeile in das in- 
zwischen bezogene Kriegslager geslogen waren, 
rund um uns herum der Busch angezündet, so 
daß wir des starken Windes und Flugfeuers 
halber gezwungen waren, unsere Zelte niederzu- 
legen. Am 19. März marschierten wir über Mbe, 
ein sehr großes Dorf, das ebenfalls an dem 
Morde mitbeteiligt war; wir fanden auch Haussa- 
und Bornu-Gebrauchsgegenstände, Rindsleder 
und einen kleinen Sack Perlenschnüre. Wir 
marschierten dann wieder dem Nana zu, wo wir 
den wohl 400 bis 500 Männer großen Ort 
Trumbau passierten, um, da die gesuchte Straße 
nun hinter uns liegen sollte, ein Stück nanaab- 
wärts zu marschieren. Ernent mußte ich meiner 
  
übermüdeten Träger halber einen Ruhetag machen. 
Wieder sandte ich Patrouillen vor, eine nana- 
aufwärts, eine nangabwärts, am Abend kamen 
beide erfolglos zurück. Nun beschloß ich, so weit 
nanaaufwärts zu gehen, bis ich in einem Tage- 
marsche zum Pende kommen konnte, um wenig- 
stens der Wasserschwierigkeiten überhoben zu sein. 
Nach zwei Tagen traf ich am 22. März die 
Haussakarawane mit meinen Soldaten, wohl zwei 
Tage nordöstlich von Buala am Nana lagernd. 
Da mir bekannt war, daß auch in den Kare- 
bergen und in der Nähe von Buala Wander- 
händler überfallen und zum Teil ermordet worden 
waren, gab ich der Karawane bis zum Erreichen 
des ausgeschlagenen Weges nach Buala fünf 
Soldaten mit, mit dem Befehl, nach ihrer Umkehr 
mir in Eilmärschen nach Gili zu folgen. Ich 
selbst brach am 23. nordwestwärts auf, um am 
selben Tage noch den Bandaort Nambara zu 
passieren und in Ndongo (Häuptling Mago) zu 
bleiben. Die auf den Bergen meist zwischen 
bohen Felsen wohnende Bevölkerung griff uns 
ohne Veranlassung sofort an, rollte Steine, große 
Felsblöcke auf uns herab und schoß mit Pfeilen 
nach uns. Ich ließ die Leute bei Zusicherung 
ihres Lebens auffordern, herbeizukommen, doch 
nur Hohn war ihre Antwort. Ich teilte meine 
Abteilung in drei Teile, umging die drei Berg- 
hügel, stürmte sie und machte 16 Gefangenc; der 
Gegner hatte drei Tote. Da ich meine Kräfte 
des folgenden, voraussichtlich schweren Tages 
halber schonen mußte, ließ ich am Spätnachmittag 
von der Verfolgung des Gegners ab und bezog 
Kriegslager. Nachts versuchte uns der Gegner 
nochmals anzugreifen, doch wurde er in kürzester 
Zeit abgeschlagen. 
Am 24. März morgens erreichte ich die 
Sumbuberge etwa in der Gegend, wo am 23. Ja- 
nuar die Wanderhändler ermordet wurden. Am 
Fuße des Berges bezog ich ein Lager und ver- 
hielt mich zuerst abwartend. Bereits nach einer 
halben Stunde erschienen auf dem nur aus 
kolossalen Gesteinsmassen bestehenden, grob zer- 
klüfteten Berge, der etwa 900 m hoch ist, 40 
bis 50 Männer und schrien herunter. Ich schickte 
meinen Dolmetscher in die Nähe und ließ sie 
auffordern, zu mir zu kommen. Nachdem die 
Verhandlungen beinahe eine Stunde gedauert 
hatten, während welcher Zeit zwischen 90 und 
100 Männer oben erschienen, begannen sie die 
Kriegstrommeln zu schlagen, die Hörner zu blasen 
und ein johlendes Geschrei zu erheben. In drei 
Abteilungen umfaßten wir den Berg, nachdem 
ich eine bestimmte Zeit für das Zusammentreffen 
auf dem Plateau angegeben hatte. Am scheinbar 
meist besetzten Punkte setzte ich die Abteilung 
Schröder an, der ich mich anschloß. Beim Er-
	        
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