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Handelt es sich wirklich bei dem zweiten mit
Gara genannten Wasser um den von der Grenz-
expedition gemeinten Grenzfluß, dann wäre es
zweckmäßig, bei der Grenzvermarkung den weit-
hin sichtbaren, immerhin 30 bis 40 m hohen
Schimberg als Gelände= und Orientierungsmarke
zu benutzen. Am 13. März erreichte ich den
Nana-Barja, den ich nun aufwärts marschierte.
Führer hatte ich keine mehr; ich zog Elefanten-
und Wildfährten nach. Am 14. mittags trafen
wir am Nana zwei fischende Eingeborene, Sumas,
die mich am selben Tage noch in das große
Dekelaka-Dorf Ngan brachten. Von einer Vieh-
straße konnte ich immer noch nichts erfahren,
weshalb ich am 15. wieder an den Nana zog.
Auf dem Wege dahin wurden wir anhaltend aus
dem Busch heraus mit Pfeilen beschossen, was
einige leichtere Verwundungen bei den Trägern
zur Folge hatte. Einer der Angreifer wurde ge-
fangen und führte uns anderntags nach dem
Sumaort Bumbara. Mit List und Geschenken
gelang es, in zwei Tagen neun Männer heran-
zubekommen, von denen ich wenigstens für den
nächsten Tag einen Wegführer bekam. Die Gegend
hier herum erschien sehr gut bevölkert. Während
des Ruhetags sandte ich eine starke Patrouille
unter Schröders Führung nanaaufwärts, um
Verbindung mit dem Viehtransporte aufzunehmen.
Ohne Erfolg kam die Patrouille nach 14½ stün-
diger Marschleistung zurück. Am 18. erreichte
ich den Gaduluort Jangara, einen großen Komplex
mehrerer Dörfer, in dem wir gegen Abend zweimal
angegriffen wurden. Diese Leute hier sollen an
dem erwähnten Morde der Wanderhändler und
dem Raube des Viehes mitbeteiligt gewesen sein.
Hier kamen gegen 5 Uhr abends plötzlich in
unser Lager sechs große Ziegen gelaufen. Ich
ließ sie anbinden; noch nicht eine Stunde später
waren sie alle unter Streckkrämpfen verendet.
Eine Untersuchung ergab, daß allen Tieren das
Lippenband durchgeschnitten war und sie ver-
giftet waren. Um 3¾7 Uhr abends wurde, nach-
dem gerade zuvor noch einige Pfeile in das in-
zwischen bezogene Kriegslager geslogen waren,
rund um uns herum der Busch angezündet, so
daß wir des starken Windes und Flugfeuers
halber gezwungen waren, unsere Zelte niederzu-
legen. Am 19. März marschierten wir über Mbe,
ein sehr großes Dorf, das ebenfalls an dem
Morde mitbeteiligt war; wir fanden auch Haussa-
und Bornu-Gebrauchsgegenstände, Rindsleder
und einen kleinen Sack Perlenschnüre. Wir
marschierten dann wieder dem Nana zu, wo wir
den wohl 400 bis 500 Männer großen Ort
Trumbau passierten, um, da die gesuchte Straße
nun hinter uns liegen sollte, ein Stück nanaab-
wärts zu marschieren. Ernent mußte ich meiner
übermüdeten Träger halber einen Ruhetag machen.
Wieder sandte ich Patrouillen vor, eine nana-
aufwärts, eine nangabwärts, am Abend kamen
beide erfolglos zurück. Nun beschloß ich, so weit
nanaaufwärts zu gehen, bis ich in einem Tage-
marsche zum Pende kommen konnte, um wenig-
stens der Wasserschwierigkeiten überhoben zu sein.
Nach zwei Tagen traf ich am 22. März die
Haussakarawane mit meinen Soldaten, wohl zwei
Tage nordöstlich von Buala am Nana lagernd.
Da mir bekannt war, daß auch in den Kare-
bergen und in der Nähe von Buala Wander-
händler überfallen und zum Teil ermordet worden
waren, gab ich der Karawane bis zum Erreichen
des ausgeschlagenen Weges nach Buala fünf
Soldaten mit, mit dem Befehl, nach ihrer Umkehr
mir in Eilmärschen nach Gili zu folgen. Ich
selbst brach am 23. nordwestwärts auf, um am
selben Tage noch den Bandaort Nambara zu
passieren und in Ndongo (Häuptling Mago) zu
bleiben. Die auf den Bergen meist zwischen
bohen Felsen wohnende Bevölkerung griff uns
ohne Veranlassung sofort an, rollte Steine, große
Felsblöcke auf uns herab und schoß mit Pfeilen
nach uns. Ich ließ die Leute bei Zusicherung
ihres Lebens auffordern, herbeizukommen, doch
nur Hohn war ihre Antwort. Ich teilte meine
Abteilung in drei Teile, umging die drei Berg-
hügel, stürmte sie und machte 16 Gefangenc; der
Gegner hatte drei Tote. Da ich meine Kräfte
des folgenden, voraussichtlich schweren Tages
halber schonen mußte, ließ ich am Spätnachmittag
von der Verfolgung des Gegners ab und bezog
Kriegslager. Nachts versuchte uns der Gegner
nochmals anzugreifen, doch wurde er in kürzester
Zeit abgeschlagen.
Am 24. März morgens erreichte ich die
Sumbuberge etwa in der Gegend, wo am 23. Ja-
nuar die Wanderhändler ermordet wurden. Am
Fuße des Berges bezog ich ein Lager und ver-
hielt mich zuerst abwartend. Bereits nach einer
halben Stunde erschienen auf dem nur aus
kolossalen Gesteinsmassen bestehenden, grob zer-
klüfteten Berge, der etwa 900 m hoch ist, 40
bis 50 Männer und schrien herunter. Ich schickte
meinen Dolmetscher in die Nähe und ließ sie
auffordern, zu mir zu kommen. Nachdem die
Verhandlungen beinahe eine Stunde gedauert
hatten, während welcher Zeit zwischen 90 und
100 Männer oben erschienen, begannen sie die
Kriegstrommeln zu schlagen, die Hörner zu blasen
und ein johlendes Geschrei zu erheben. In drei
Abteilungen umfaßten wir den Berg, nachdem
ich eine bestimmte Zeit für das Zusammentreffen
auf dem Plateau angegeben hatte. Am scheinbar
meist besetzten Punkte setzte ich die Abteilung
Schröder an, der ich mich anschloß. Beim Er-