Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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tief eingeschnittene Kerawat= und rechts das 
Wundal-Tal. Gegen 9 Uhr erreichten wir eine 
Höhe von 900 m (Barometerstand 686 mm, Tem- 
veratur 23°% C). Der Boden war hier mit dichtem 
Moos bedeckt, auch von den Bäumen hing das 
Moos in langen Flechten herunter. Das Unter- 
holz fehlte beinahe gänzlich. Von hier hatten 
wir eine herrliche Aussicht auf den Weberhafen, 
die Nakanaiküste und die Toriumündung. Wir 
besanden uns hier im Quellgebiet des Kerawat, 
Wundal und Toriu. Auf der nördlichen Seite 
in kurzer Entfernung hatten wir die südlichen 
Ausläufer der Suwit-Berge, welche anscheinend 
sehr gut bevölkert sind, wie man aus den zahl- 
reichen und großen Pflanzungen dort sieht. Auf 
dem Weitermarsche verflachte sich das Land all- 
mählich und ging in eine leicht gewellte Hoch- 
ebene über, welche sehr gut bevölkert ist. Gegen 
11 Uhr kamen wir in das Dorf Garinka, aus 
fünf Hütten bestehend. Die Leute waren sämt- 
lich geflohen. Nach vieler Mühe gelang es end- 
lich, einen Mann herbeizulocken, welcher uns als 
Führer dienen sollte. Der Mann war sehr auf- 
geregt und versuchte immer wieder zu entlaufen. 
Die Leute von den Wir-Bergen konnten mit 
diesen Leuten nicht mehr sprechen. Der Ge- 
fangene Hanes aus Lassul (Nordwestbaining), 
welcher mir als Dolmetscher mitgegeben war, 
vermochte sich jedoch sehr gut zu verständigen, 
obwohl es angeblich nicht seine Muttersprache 
war, die der Mann sprach. 
Von Garinka aus gingen wir in südwestlicher 
Richtung weiter, zuerst etwa 3 km auf einem 
Bergkamm entlang, dann über einen steilen Hang 
wieder in leicht gewelltes Hochland. Der Boden 
war sehr tiefgründig und bestand aus rotem und 
gelbem lehmigen Verwitterungsboden. Hier und 
da traten auch Korallenkalkstücke in sehr ver- 
wittertem Zustande zutage. Urwald fehlte hier 
gänzlich; was nicht mit Taros bepflanzt war, be- 
deckte junger sekundärer Busch. Die Gegend schien 
sehr gut bevölkert zu sein, obgleich wir nur 
wenige Dörfer passierten, denn unsere Führer 
hatten stets das Bestreben, uns um die Gehöfte 
herumzuführen. Wir kamen. unter anderm in das 
Gehöft Lasirka, welches nur aus einem großen 
Haus besteht (etwa 30 m lang). Die Leute waren 
bis auf zwei alte Männer geflohen. Ich ging in 
das Haus und zählte 45 Schlafstätten. Bei vielen 
standen am Kopfende des Lagers Speere, Keulen 
und Axt bereit. Auch einige Totenschädel fand 
ich in diesem Hause. Da es nicht gelang, die 
entlaufenen Bewohner herbeizubekommen, gingen 
wir nach einiger Zeit weiter und kamen bald 
darauf in das Gehöft Gambolo, bestehend aus 
drei kleinen Hütten. Ich zählte hier 22 Männer 
und 4 Frauen, aber keine Kinder. Die Leute 
  
waren anfangs sehr scheu und fürchteten sich sehr, 
wurden aber bald zutraulicher, als ich ihnen 
einige Kleinigkeiten geschenkt hatte. Als Gegen- 
geschenk erhielten wir reichlich Taros, gekocht und 
ungekocht, welche die Leute nach unserem etwa 
4 km entfernten Lagerplatze am Toriu nach- 
schleppten. 
Nach einem Aufenthalt von einer guten Stunde 
gingen wir weiter. Der Weg ging zunächst noch 
durch ziemlich ebenes Land, etwa noch 2 bis 3km 
weit, fiel dann aber sehr rasch und steil bis zum 
Torin, wo wir gegen 5 Uhr ankamen. Wir 
gingen noch über den Toriu, um auf der anderen 
Seite unser Lager aufzuschlagen. Der Toriu ist 
hier etwa 30 m breit, 30 cm tief und sehr 
reißend. Er fließt hier nach Süden. Oberhalb 
unseres lÜbergangs wendet er sich nach Osten, die 
Berge treten dort bis an den Fluß heran und 
engen ihn sehr ein, so daß ein Aufwärtsgehen 
am oder im Toriu nicht möglich ist. Abwärts 
von der passierten Stelle wird das Toriutal mit 
einem Male mächtig breit, und die ersten Enka- 
lyptus treten auf. Wir gingen am anderen Ufer 
des Toriu noch etwa ½ km weiter bis zum 
Bache Lingalau, wo wir unser Lager aufschlugen. 
Das heute passierte Land steigt langsam von 
Westen nach Osten an. Es würde sich wegen 
seiner ebenen Beschaffenheit und wegen seines 
tiefgründigen Bodens vorzüglich für Kleinsiedler 
eignen. " 
Am Sonntag, den 19. Oktober, brachen wir 
morgens frühzeitig zur Weiterreise auf. Der Weg 
ging in südwestlicher Richtung aus dem Toriutal 
über einige Bergrücken von mäßiger Höhe nach 
dem Gehöft Glasm. Die Bewohner waren ge- 
flohen, und uns gelang es nicht, irgendwelche 
Dorfbewohner herbeizubekommen. Wir gingen 
deshalb weiter und gelangten nach etwa ein- 
stündigem Marsche durch große Taropflanzungen 
in das Gehöft Walki. Es waren hier ein Mann, 
eine Frau und drei Jungen im Alter von etwa 
14 bis 18 Jahren anwesend, welche große Furcht 
zeigten und uns durch Reden und Gesten zum 
Weitergehen aufforderten. Um die Leute zu be- 
ruhigen, setzten wir nach kurzem Aufenthalt unsere 
Reise fort. Als wir ungefähr 30 m weit ge- 
gangen waren, rannten die fünf Leute in großer 
Eile davon und flüchteten sich in den Busch. 
Unser Weg führte weiter sehr steil aufwärts 
durch Taropflanzungen bis zum Dorfe Alagasam, 
aus zwei Häusern bestehend. Das Dorf liegt auf 
einem Bergplateau inmitten großer Taropflan- 
zungen; der Boden ist sehr tiefgründig und be- 
steht aus rotem Lehm. Wir fanden vor den 
Häusern 45 Männer, sechs Frauen und ein Kind 
auf dem Boden sitzen. Die Leute waren sehr 
friedlich und gesprächig und gaben auf unsere
	        
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