Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Die ihm gegenüber befindlichen deutschen Streit- 
kräfte hatten sich am Pforteberg, hart nördlich 
der Bahn Swakopmund— Karibib, sowie südöstlich 
davon beim Riet am Swakopfluß seinem 
Vormarsch entgegengestellt. An beiden Punkten 
ist es am 20. März zu äußerst erbitterten Kämpfen 
gekommen, die einen für die deutschen Abteilungen 
ungünstigen Verlauf gehabt haben sollen. 
Hierüber läßt sich aus den einzelnen, etwas 
verschieden lautenden englischen Berichten fol- 
gendes entnehmen: 
Botha entsandte von Husab aus in der Nacht 
zum 19. März die eine Hälfte der 2. Brigade 
unter Kommandant Collins in der Richtung nörd- 
lich Pforteberg, die andere Hälfte am 19. unter 
Oberst Alberts auf Pforteberg mit dem Befehl, 
die dortige deutsche Stellung anzugreifen. Botha 
selbst rückte am gleichen Tage mit der 1. Brigade 
unter Oberst Brits auf Riet vor. Dem Kom- 
mandanten Collins soll es nun gelungen sein, 
den Deutschen die Eisenbahnverbindung abzu- 
schneiden und einen Eisenbahnzug fortzunehmen, 
jedoch soll er wiederum nicht imstande gewesen 
sein, die Deutschen aus ihrer Stellung zu werfen. 
Erst mit dem Eingreifen der anderen Hälfte der 
Brigade am Morgen des 20. soll sich nach einem, 
bis zum Nachmittage 3 Uhr dauernden Gefecht 
die etwas über 200 Mann starke deutsche Be- 
satzung ergeben haben. Der Angriff auf die 
deutsche Stellung bei Riet, die sich mit dem linken 
Flügel an das Bett des Swakop anlehnte, und 
vor der sich ein offenes Gelände von etwa 700 m 
Tiefe befand, begann am 20. März früh. Der 
Kampf dauerte bis zum späten Abend und endete 
angeblich mit dem Rückzug der deutschen Abteilung, 
die 8 Tote und 8 Verwundete zurückließ. 
Über den Verlauf dieses Gesechtes gibt ein, 
hier am 29. März bekannt gewordener Reuter- 
bericht aus Swakopmund folgende Darstellung: 
„Obschon die Erbeutung von Geschützen und die 
meiste Gefangennahme in dem Raume an dem Bahn- 
hof Pforte und der Barens--Grube stattgefunden 
hat, haben sich auch Küämpfe bei Riet auf einem Ge- 
lände abgespielt, wo der Feind natürliche starke 
Stellungen besetzt bielt, die noch durch umfangreiche 
Erdwerke verstärkt waren und auf das Vorhaben eines 
längern Widerstandes hindenteten. Es waren Ver- 
schauzungen auf eine Breite von mehreren Meilen an- 
gelegt. Die Deutschen waren anscheinend von der Un- 
einnehmbarkeit ihrer Stellung so sehr durchdrungen, 
daß die bei Pforte gefangengenommenen Offiziere sich 
zu glauben weigerten, daß Riet in britische Hände ge- 
fallen sei. In Riet waren die deutschen Geschütge 
hinter großen Granitklippen verdeckt aufgestellt, hatten 
jadoch wenig Wirkung, wogegen die Transvaaler 
Artillerie bald eingeschossen war und mit moörderischer 
Sicherheit die deutschen Batterien zerstörte, so daß 
diese mehrfach anders anfgestellt werden mußten. 
Eine unserer Granaten, heißt es weiter, schoß ein 
Manltiergespann, das einen Protzkasten zog, kopfüber 
  
zusammen. Später wurden an der Stelle mehrere 
Leichen aufgelesen. Zwei andere ganz volle Prot= 
kästen fielen ebenfalls in unsere Hand. Der Feind 
wurde gänzlich in die Flucht geschlagen und räumte 
unter dem Schutz der Dunkelheit eiligst seine Stellungen. 
Während seines Abzugs ließ er mehrere Wagen- 
ladungen, Schiesjvorräte und anderes in die Luft 
fliegen. Den Weg, den er abgog, fand man am andern 
Tage bestreut mit weggeworfenen Mänteln. Wasser- 
flaschen, Tornistern und andern Ausrustungsstücken der 
JInfanterie. Auf den Lagerplätzen der Insanteristen 
und Artilleristen sand man die Sachen der Mann- 
schaften noch unausgepackt, daneben eine Anzahl Zettel 
(Zelte2), Unterteile von Geschütnzn, tausend Decken, voll- 
ständige Packsättel mit Zubehör, är tliche Gegenstände, 
Hafersäcke, neues Manltierzeug, Kästen mit Geräten 
für Feldschmieden. Sattlerwerkzeug und schließlich einen 
ganzen Lazarettwagen mit Instrumenten. Zu erwähnen 
ist auch noch eine Wagenladung anderer Vorräte nobst 
zwei Apparaten für Sonnentelegraphie und ein Apparat 
für dad Abschießen von Leuchtraketen. Aus brennenden 
Wagen wurden mehrere tausend Patronenpakete gerettet. 
Bis jett sind acht Leichen von Demschen gesunden 
worden. Außerdem fielen uns acht Verwundete und 
80 Gefungene in die Hände. Die Verluste der Deutschen 
auf dem gesamten Kampfgelände haben im ganzen über 
300 Mann betragen, demnach mehr als ein Drittel der 
von den Demschen ins Feuer geführten Truppen.= 
Diese großartig aufgemachte Schilderung kann 
man zunächst mit einem Fragezeichen versehen. 
Eine Abteilung, die einen überlegenen Feind 
einen ganzen Tag aufhält und dabei nur 8 Tote 
und ebensoviele Verwundete einbüßt, verläßt den 
Kampfplatz nicht in so regelloser Flucht, wie es 
hier geschildert wird. 
Merkwürdig hört es sich auch an, daß die 
durch das mörderische Feuer der Transpaal= 
Artillerie zerstörten deutschen Batterien an anderer 
Stelle wieder aufgebaut werden konnten, und daß 
unter den angeblich weggeworfenen Ausrüstungs- 
stücken auch Tornister aufgeführt werden, die die 
Schutztruppe in Südwestafrika überhaupt nicht 
besitzt. 
Die deutschen Gesamtverluste bei Pforte und 
Riet werden auf 300 Mann angegeben. Da hinzu- 
gefügt wird, daß diese Verluste über ein Drittel 
der ins Gefecht geführten Truppen ausmachten, 
so können wir daraus — die Richtigkeit der An- 
gaben vorausgesetzt — auf eine deutsche Gesamt- 
stärke von rund 1000 Mann schließen, die den 
zwei Brigaden Bothas einen recht erheblichen 
Widerstand geleistet haben. Die Engländer geben 
ihre Verluste auf 13 Tote, 36 Verwundete und 
43 Vermißte an. Unter letzteren dürften doch 
wohl Gefangene zu verstehen sein. Also scheint 
es dem „xfluchtartig“ zurückgegangenen Verteidiger 
doch dabei noch gelungen zu sein, auch Gefangene 
zu machen. 
Wie bereits erwähnt, sollen die Streitkräfte 
Bothas am 2. Mai Otjimbingwe erreicht haben. 
Das Gefecht bei Pforte und Riet fand am 
20. März statt. Mithin haben die Bothaschen
	        
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