W 345 20
seinen äußersten Tiefstand erreichte. Deckungsankäufe
von Spekulanten brachten den Kurs vorübergehend
wieder auf 55/T, jedoch ging dieser nach Ausbruch des
Krieges wieder auf 51/6 zurück.
Im weiteren Verlauf der kriegerischen Verwick-
lungen gingen die Geschäfte in „Trinidad“ den Weg
aller anderen Kakaogeschäfte. Die Nachfrage des Aus-
landes und die große Kauflust trieben die Preise für
Platzvorräte sehr in die Höhe, und für Posten, die
noch ausgeführt werden konnten, zahlte man gern
65 Cent. Die Preise für Anfuhrware, die nicht durch
bolländische Käufer ausgeführt werden konnte,
schwankten gegen Ende Oktober zwischen 88 und 36 Cent
(55/—bis 60/—), um später infolge der starken Verbrauchs-
frage Ende November auf etwa 70— zu steigen. Als
infolge der beschränkten Schiffahrt die Anfuhren klein
und unregelmäßig blieben, stieg Ende des Jahres der
Preis für Trinidad-Kakao sogar auf etwa 46 Cent.
Guayaquil.
Auch diese Sorte, deren gute Ernte im Jahre 1914
noch die des Jahres 1913 bei weitem übertraf,. er-
weckte begreiflicherweise das Interesse der Käufer,
auch konnte man in bezug auf Ertrag. Güte und Preis
recht zufrieden sein. Die Sorten „Sommer Arriba“,
.;Epoca Arriba“ und „Machala“ waren im allgemeinen
sehr gut, ebenso die von Balao und Caraquez, deren
Einfubren jedoch gewöhnlich weniger bedeutend sind
als die der erstgenannten Sorten. Die Preise von
„.Sommer Arriba“, „Epoca Arriba“ und „Machala“
waren zu Anfang des Jahres 62/6, 56. und 54/-,
und im Vergleich zum vorigen Jahre niedrig. Trotz
der großen Anfuhren konnten sich die Preise während
der ersten fünf Wochen auf dieser Höhe halten: erst
unter dem Druck der zu erwartenden großen Ernte
sank der Preis für „Sommer Arriba“ langsam auf
58/—. Mit Hilfe des „Syndicats“, das den sinkenden
Markt stützte, stieg dann der Preis für „Sommer
Arriba“ wieder auf 68/Tgegen Ende Februar, während
man für „Epoca“ und „Machala“ 58“ bzw. 57/—
zahlte. Bei der Aussicht auf eine reichliche Ernte
konnte man jedoch auf niedrigere Preise hoffen, und
so verwandelte sich die zeitweise Hausse in eine Baisse.
Im Afpril war der Preis für „Sommer Arriba“ 571—,
für „Epoca Arriba“ 54/ und für „Machala“ 51/—. Da
die Anfuhren weiter sehr große blieben und die Baisse-
partei die Oberhand hatte, fielen die Preise im Mai
weiter auf 54.6 für „Sommer Arriba“, 53/6 für „Epoca
Arriba“ und 50/6 für „Machala“. Nunmehr erwartete
man, daß die großen Anfuhren aufhören würden, und
so gelang es, dem weiteren Sinken des Preises Ein-
halt zu tun. Das Syndikat stellte seinen Preis auf
58.— fest, Verfrachter und Kaufleute notierten 2/ bis
3/— darunter, und schließlich einigte man sich Ende
Juli auf 56°6 für „Sommer Arriba“, 53/6 für „Epoca
Arriba“ und 50.6 für „Machala“.
Die Ernteerträgnisse in den ersten sechs Monaten
des Jahres 1914 brachten 657 500 Zentner gegen
326 000 Zentner in demselben Zeitraum des voran-
gegangenen Jahres und 482 450 Zenter im Jahre
1912. Diese überaus große Ernte rechtfertigte denn
auch die niedrigen Preise der Guayaquilsorten.
Im August brach auch für „Ecuador“ im Ver-
gleich zu den vorangegangenen Monaten eine ungünstige
Zeit an. Zunächst machte die allgemcine finanzielle
Verwirrung jedes Geschäft unmöglich. Die Preise im
Erzeugungsland fielen rasch, doch selbst für 20 bis
25 Cent für ½ kg fand sich kein Käufer; der völlige
Mangel an Schiffsgelegenheit war sodann die Ursache,
daß man alle Geschäfte mit Ecuador aufgab.
—
Als allmählich das finanzielle Vertrauen zurück-
kehrte, erfreuten sich die Platzvorräte in den engli-
schen, französischen und holländischen Stapelplätzen der
besonderen Gunst der Verbraucher. Namentlich war
die Nachfrage nach in Holland lagernden Vorräten sehr
groß, besonders von Deutschland und Osterreich, die
von jedem überseeischen Verkehr abgeschnitten waren.
Während man in England und Frankreich noch geraume
Zeit, bis etwa Ende Oktober, 39 bis 40 Cent für
„Sommer Arriba“, 38 Cent für „Epoca“ und 36 Cent
für „Machala“ zahlte, waren die Preise für in Holland
lagernde Vorräte bereits Ende September auf 52 bis
53 Cent für „Sommer Arriba“ und auf ungefähr
50 Cent für „Epoca Arriba“, „Machala“, „Caruquez“
und Balao“ gestiegen.
Die ganz erhebliche Nachfrage nach Vorräten, die
für die Ausfuhr frei waren, bewirkte schließlich einen
Preis von 65 Cent; diesem hohen Preisstand wurde
erst durch das Ausfuhrverbot von Kakaobohnen im
November Einhalt getan.
Inzwischen hatten die Vereinigten Staaten von
Amerika ein gutes Geschäft gemacht. Zu sehr niedrigen
Preisen hatten sie die Ernten der verschiedenen Er-
zeugungsländer aufkaufen können und waren nun im-
stande, ihre Vorräte noch billiger zu verkaufen als die
Engländer und Franzosen (etwa 35 Cent für „Sommer
Arriba“). Die anhaltende Nachfrage nach Kakao ver-
ursachte an allen Stapelplätzen eine bleibende feste
Stimmung.
Bahia
begann das neue Geschäftsjahr mit einem Preis von
57/bis 57.·6 für Superior und 53/ bis 53/6 für
„Fair Fermented". Mit kleinen Schwankungen blieben
diese Preise im Januar bestehen.
Die Überschwemmungen im Kakaogebiet zu Anfang
des Jahres machten sich jedoch bald in einer Preis-
steigerung fühlbar! Superior stieg auf 60/J, Fair
auf 56/—. Bei diesen Preisen konnte naturgemäß keine
Kauflust aufkommen; dazu kam, daß der Bahiakakao
in einem recht schlechten Ruf stand. Die Furcht vor
der schlechten Beschaffenheit der „Fair Fermented“ be-
stimmte die Verbraucher, „Sound“ und „Snperior“
vorzuzieben. Während infolgedessen „Fair“ auf un-
gefähr 43,6 fiel, stieg „Sound“ auf 50/ bis 52/—
und „Superior"“ auf 55/ bis 56/J. Im Mai war das
Interesse für Bahia fast völlig geschwunden, und jeder
Versuch, eine Preissteigerung vorzubereiten, mißlang.
Zudem stand das Treiben der Preise gar nicht im
Einklang mit den großen Ernteanfuhren aus Bahia,
und so zahlte man im Juni schließlich für „Fair
Fermented“ — die Qualität war mittlerweise besser
und fast normal geworden — 45/bis 46/6, während
Ende Juli der Preis sogar auf 45/ zurückging.
„Sound" schwankte während dieser Monate zwischen
47/ und 48/-, „Superior“ zwischen 57/ und 53/6.
Die Größe der Anfuhren aus Bahia während der ersten
fünf Monate des Jahres 1914 läßt sich am besten aus
folgenden Zahlen ersehen:
Im Januar 1914: 70 307 Ballen, im Februar
36 073, im März 46 486, im April 63 693, im Mai
24 125 Ballen, zusammen 240 684 Ballen = 14 414t
gegen 1913: 7313, 1912: 12 549 und 1911: 14 030 t.
Die Kriegsmonate riefen auch bei dieser Kakao-
sorte große Veränderungen hervor. Aus den vorher
öfters erwähnten Gründen konnte das Erzeugungsland
selbst zu kleinsten Preisen keine Käufer finden. Für
Verladung wurden „Fair", „Sound“ und „Superior“
zu 40,—, 42/ und 48. angeboten, während hier die
Preise für die kleinen Vorräte von „Sound“" und
„Superior“" rasch auf 48 bis 50 Cent stiegen, um im
November schließlich 60 Cent zu bringen.