Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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seinen äußersten Tiefstand erreichte. Deckungsankäufe 
von Spekulanten brachten den Kurs vorübergehend 
wieder auf 55/T, jedoch ging dieser nach Ausbruch des 
Krieges wieder auf 51/6 zurück. 
Im weiteren Verlauf der kriegerischen Verwick- 
lungen gingen die Geschäfte in „Trinidad“ den Weg 
aller anderen Kakaogeschäfte. Die Nachfrage des Aus- 
landes und die große Kauflust trieben die Preise für 
Platzvorräte sehr in die Höhe, und für Posten, die 
noch ausgeführt werden konnten, zahlte man gern 
65 Cent. Die Preise für Anfuhrware, die nicht durch 
bolländische Käufer ausgeführt werden konnte, 
schwankten gegen Ende Oktober zwischen 88 und 36 Cent 
(55/—bis 60/—), um später infolge der starken Verbrauchs- 
frage Ende November auf etwa 70— zu steigen. Als 
infolge der beschränkten Schiffahrt die Anfuhren klein 
und unregelmäßig blieben, stieg Ende des Jahres der 
Preis für Trinidad-Kakao sogar auf etwa 46 Cent. 
Guayaquil. 
Auch diese Sorte, deren gute Ernte im Jahre 1914 
noch die des Jahres 1913 bei weitem übertraf,. er- 
weckte begreiflicherweise das Interesse der Käufer, 
auch konnte man in bezug auf Ertrag. Güte und Preis 
recht zufrieden sein. Die Sorten „Sommer Arriba“, 
.;Epoca Arriba“ und „Machala“ waren im allgemeinen 
sehr gut, ebenso die von Balao und Caraquez, deren 
Einfubren jedoch gewöhnlich weniger bedeutend sind 
als die der erstgenannten Sorten. Die Preise von 
„.Sommer Arriba“, „Epoca Arriba“ und „Machala“ 
waren zu Anfang des Jahres 62/6, 56. und 54/-, 
und im Vergleich zum vorigen Jahre niedrig. Trotz 
der großen Anfuhren konnten sich die Preise während 
der ersten fünf Wochen auf dieser Höhe halten: erst 
unter dem Druck der zu erwartenden großen Ernte 
sank der Preis für „Sommer Arriba“ langsam auf 
58/—. Mit Hilfe des „Syndicats“, das den sinkenden 
Markt stützte, stieg dann der Preis für „Sommer 
Arriba“ wieder auf 68/Tgegen Ende Februar, während 
man für „Epoca“ und „Machala“ 58“ bzw. 57/— 
zahlte. Bei der Aussicht auf eine reichliche Ernte 
konnte man jedoch auf niedrigere Preise hoffen, und 
so verwandelte sich die zeitweise Hausse in eine Baisse. 
Im Afpril war der Preis für „Sommer Arriba“ 571—, 
für „Epoca Arriba“ 54/ und für „Machala“ 51/—. Da 
die Anfuhren weiter sehr große blieben und die Baisse- 
partei die Oberhand hatte, fielen die Preise im Mai 
weiter auf 54.6 für „Sommer Arriba“, 53/6 für „Epoca 
Arriba“ und 50/6 für „Machala“. Nunmehr erwartete 
man, daß die großen Anfuhren aufhören würden, und 
so gelang es, dem weiteren Sinken des Preises Ein- 
halt zu tun. Das Syndikat stellte seinen Preis auf 
58.— fest, Verfrachter und Kaufleute notierten 2/ bis 
3/— darunter, und schließlich einigte man sich Ende 
Juli auf 56°6 für „Sommer Arriba“, 53/6 für „Epoca 
Arriba“ und 50.6 für „Machala“. 
Die Ernteerträgnisse in den ersten sechs Monaten 
des Jahres 1914 brachten 657 500 Zentner gegen 
326 000 Zentner in demselben Zeitraum des voran- 
gegangenen Jahres und 482 450 Zenter im Jahre 
1912. Diese überaus große Ernte rechtfertigte denn 
auch die niedrigen Preise der Guayaquilsorten. 
Im August brach auch für „Ecuador“ im Ver- 
gleich zu den vorangegangenen Monaten eine ungünstige 
Zeit an. Zunächst machte die allgemcine finanzielle 
Verwirrung jedes Geschäft unmöglich. Die Preise im 
Erzeugungsland fielen rasch, doch selbst für 20 bis 
25 Cent für ½ kg fand sich kein Käufer; der völlige 
Mangel an Schiffsgelegenheit war sodann die Ursache, 
daß man alle Geschäfte mit Ecuador aufgab. 
— 
  
Als allmählich das finanzielle Vertrauen zurück- 
kehrte, erfreuten sich die Platzvorräte in den engli- 
schen, französischen und holländischen Stapelplätzen der 
besonderen Gunst der Verbraucher. Namentlich war 
die Nachfrage nach in Holland lagernden Vorräten sehr 
groß, besonders von Deutschland und Osterreich, die 
von jedem überseeischen Verkehr abgeschnitten waren. 
Während man in England und Frankreich noch geraume 
Zeit, bis etwa Ende Oktober, 39 bis 40 Cent für 
„Sommer Arriba“, 38 Cent für „Epoca“ und 36 Cent 
für „Machala“ zahlte, waren die Preise für in Holland 
lagernde Vorräte bereits Ende September auf 52 bis 
53 Cent für „Sommer Arriba“ und auf ungefähr 
50 Cent für „Epoca Arriba“, „Machala“, „Caruquez“ 
und Balao“ gestiegen. 
Die ganz erhebliche Nachfrage nach Vorräten, die 
für die Ausfuhr frei waren, bewirkte schließlich einen 
Preis von 65 Cent; diesem hohen Preisstand wurde 
erst durch das Ausfuhrverbot von Kakaobohnen im 
November Einhalt getan. 
Inzwischen hatten die Vereinigten Staaten von 
Amerika ein gutes Geschäft gemacht. Zu sehr niedrigen 
Preisen hatten sie die Ernten der verschiedenen Er- 
zeugungsländer aufkaufen können und waren nun im- 
stande, ihre Vorräte noch billiger zu verkaufen als die 
Engländer und Franzosen (etwa 35 Cent für „Sommer 
Arriba“). Die anhaltende Nachfrage nach Kakao ver- 
ursachte an allen Stapelplätzen eine bleibende feste 
Stimmung. 
Bahia 
begann das neue Geschäftsjahr mit einem Preis von 
57/bis 57.·6 für Superior und 53/ bis 53/6 für 
„Fair Fermented". Mit kleinen Schwankungen blieben 
diese Preise im Januar bestehen. 
Die Überschwemmungen im Kakaogebiet zu Anfang 
des Jahres machten sich jedoch bald in einer Preis- 
steigerung fühlbar! Superior stieg auf 60/J, Fair 
auf 56/—. Bei diesen Preisen konnte naturgemäß keine 
Kauflust aufkommen; dazu kam, daß der Bahiakakao 
in einem recht schlechten Ruf stand. Die Furcht vor 
der schlechten Beschaffenheit der „Fair Fermented“ be- 
stimmte die Verbraucher, „Sound“ und „Snperior“ 
vorzuzieben. Während infolgedessen „Fair“ auf un- 
gefähr 43,6 fiel, stieg „Sound“ auf 50/ bis 52/— 
und „Superior"“ auf 55/ bis 56/J. Im Mai war das 
Interesse für Bahia fast völlig geschwunden, und jeder 
Versuch, eine Preissteigerung vorzubereiten, mißlang. 
Zudem stand das Treiben der Preise gar nicht im 
Einklang mit den großen Ernteanfuhren aus Bahia, 
und so zahlte man im Juni schließlich für „Fair 
Fermented“ — die Qualität war mittlerweise besser 
und fast normal geworden — 45/bis 46/6, während 
Ende Juli der Preis sogar auf 45/ zurückging. 
„Sound" schwankte während dieser Monate zwischen 
47/ und 48/-, „Superior“ zwischen 57/ und 53/6. 
Die Größe der Anfuhren aus Bahia während der ersten 
fünf Monate des Jahres 1914 läßt sich am besten aus 
folgenden Zahlen ersehen: 
Im Januar 1914: 70 307 Ballen, im Februar 
36 073, im März 46 486, im April 63 693, im Mai 
24 125 Ballen, zusammen 240 684 Ballen = 14 414t 
gegen 1913: 7313, 1912: 12 549 und 1911: 14 030 t. 
Die Kriegsmonate riefen auch bei dieser Kakao- 
sorte große Veränderungen hervor. Aus den vorher 
öfters erwähnten Gründen konnte das Erzeugungsland 
selbst zu kleinsten Preisen keine Käufer finden. Für 
Verladung wurden „Fair", „Sound“ und „Superior“ 
zu 40,—, 42/ und 48. angeboten, während hier die 
Preise für die kleinen Vorräte von „Sound“" und 
„Superior“" rasch auf 48 bis 50 Cent stiegen, um im 
November schließlich 60 Cent zu bringen.
	        
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