Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Netzes zur Zeit noch nicht in Betracht kommt, 
steht diese aber neuerdings in Frage für einige 
kurze verkehrsreiche Vorortstrecken, wie die Linien 
nach Wynberg und Simonstown (südlich von 
Kapstadt) und nach Sea Point (südwestlich von 
Kapstadt), die Bahn Springs — Randfontein 
im Randgebiet (östlich und westlich von Johannes- 
burg) und einige Bahnen in der Umgebung von 
Durban und Pietermaritzburg; die Linie 
nach Simonstown were vielleicht schon seit 
Jahren in elektrischen Betrieb umgewandelt wor- 
den, wenn nicht wegen der Anwendung des Ein- 
phasenstroms weitgehende Meinungsverschieden- 
heiten entstanden wären. Bei der genannten 
Linie und der nach Sea Point scheinen die 
Vorbedingungen für den elektrischen Antrieb be- 
sonders günstig zu liegen, da die Kohlen für diese 
Strecken weither von den Zechen des Nordens 
oder von Natal her bezogen werden müssen. 
Die Verkehrsbedingungen der genannten Strecken 
sollen sich mehr als irgendwo sonst in Südafrika 
den Verhältnissen der Umgebung von London 
annähern, dessen Vorortbahnen längst mit Erfolg 
zum elektrischen Betrieb übergegangen seien. Dabei 
ist die Frage, ob die Eisenbahnverwaltung für 
ihre Bahnzwecke eigenen Strom erzeugen oder 
ihn von fremden Kraftwerken oder den Orts- 
behörden beziehen wird, Gegenstand eingehender 
Erwägungen. (Afrie. Worläk vom 3. Febr. 1917.) 
Kfrikanische Sisenbahnfragen. 
In dem Jannarheft der Zeitschrift „United Empire“ 
des Royal Institute zu London behandelt Evans 
Lewin in seiner Abhandlung über die „Eisenbahnen 
in Afrika“ die großen Überlandbahnen des 
afrikanischen Festlandes und das Problem der Trans- 
Saharabahn. Er knüpft dabei an eine in der 
„Morning Post“ vom 14. und 109. August 1915 ent- 
haltene Beschreibung der Kolonialbahnen in den deut- 
schen Schutzgebieten an und weist auf den bedenutungs- 
vollen Fortschritt des Eisenbahnbaues im dunkeln Erd- 
teil hin, der sich, allerdings infolge des Krieges von 
der großen Offentlichkeit weniger beachtet, in den 
letzten Jahren vollgogen habe. Dabei lenkt der Ver- 
fasser die Aufmerksamkeit auf folgende sechs Tatsachen: 
1. die Vollendung der Tanganjikabahn, von 
den Deutschen aus strategischen Gründen in großer 
Schnelligkeit vorgetrieben, um an die Reichtümer von 
Ratanga zu gelangen, ehe die von der Westküste 
Afrrikas her rasch fortschreitenden Bahnen den reichsten 
und am meisten verheißungsvollen Teil von Inner- 
Afrika erreichen; 
2. den Zusammenschluß des kapländischen 
Bahnnetzes mit den Bahnen von Deutsch-Südwest- 
afrika, so daß es jetzt möglich geworden ist, mit der 
  
Eisenbahn von Swakopmund oder Walfischbucht 
bis Kambove in Belgisch-K bongo- oder zur entgegen- 
gesetzten Küste nach Beira, Laurenzo-Marques 
und Durban zu gelangen, ohne das südafrikanische 
Bahnnet zu verlassen; 
3. die Fertigstellung der großen französischen 
Kolonialbahn von Djibuti nach Adis Abeba, der 
Hauptstadt Abyssiniens; 
4. den Bau der Bahn von Rabat nach Casa- 
blanca entlang der Küste von Marokko nach Fes. 
der nördlichen Hauptstadt des Landes: 
5. Vollendung des großen Eisenbahn= und Wasser- 
weges von der Mündung des Kongostroms bis Albert- 
ville am Tanganjikasee durch Fertigstellung der bel- 
gisch-kongolesischen Lukugabahn: 
6. Verbindung der britischen Ugandabahn mir 
der deutschen Usambarabahn in dem fruchtbaren 
Begirk des Kilimandscharo-Gebiets durch eine Zweig- 
bahn. 
Diese wichtigen Vorgänge, die sich fast völlig 
unbeachtet während der Wirren des Weltkrieges oder 
kurz vor seinem Ausbruch abspielten, sind nach Ausich 
des Verfassers ein bedeutsames Zeichen der Tätigkeit, 
die sich gegenwärtig in der Umwandlung Afrikas 
mittels Schienen und Dampf vollziehe, ein Prozeß,. 
der durch den Krieg eher beschleunigt als gehemm 
werde. 
In seinen weiteren Darlegungen behandelt Lewin 
die französischen Kolonialbahnen und beschäftigt sich 
zum Schlusse eingehend mit dem Plane der Trans- 
Saharabahn als einer Weltverkehrslinie, deren 
Ansführung nach seiner Ansicht zu keiner Zeit wesem- 
liche bauliche und technische Schwierigkeiten entgegen- 
ständen. Mit der Befriedung des Saharagebiets und 
besonders mit der Befestigung des französischen Ein- 
flusses entlang der nördlichen Küste des Tschadsees 
sei für das Unternehmen nunmehr eine neue Epoche 
angebrochen, die schließliche Verwirklichung des großen 
nationalen und strategischen Werks sei nur noch eine 
Frage der Zeit und hänge ab von der Aufbringung 
der Geldsummen, die ein so gewaltiges Unternehmen 
erfordere. 
Die plötzlich erwachte englische Begeisterung für 
das französische Trans-Sahara-Unternehmen dürfte 
wohl neuerdings in der englisch-französischen Freund- 
schaft ihre Quelle und Nahrung gefunden haben. 
Ob sie von Dauer sein wird? B. 
Die Tätigheit des Instituts für Schiffs- und 
Tropenkrankhheiten 1916.) 
Die RKurse zur Einführung in das Studium der 
iffs= und Tropenkrankheiten und die zur 
Schällsene von niederem Sanitätspersonal haben im 
Berichtsjahre nicht stattfinden können, da die Dozenten 
*) Agl. „D. Kol. Bl.“= 1916, Nr. 10 11, S. 1653 fl.
	        
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