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Franzosen, die Einführung der allgemeinen Wehr-
pflicht unter den Eingeborenen planen?
Merkwürdigerweise erwähnt General Smuts
mit keinem Wort die Militarisierungspläne in
Afrika, die die Entente seit Beginn des Krieges
in die Tat umsetzt, sondern wendet sich in diesem
Zusammenhange nur gegen die Errichtung eines
afrikanischen deutschen Kolonialreichs, mit der
Begründung, Deutschland plante mit dort zu
bildenden schwarzen Armeen den affrikanischen
und europäischen Frieden zu bedrohen.
Meine Herren! Ich habe es schon zu Anfang
meines Vortrags angedentet — und es ist längst
kein Geheimnis mehr, auch in England nicht —,
daß wir bereits vor dem Kriege den Plan hatten,
auf dem Wege friedlicher Vereinbarung zu einer
Zusammenfassung unseres afrikanischen Besitzes zu
gelangen. Aber nichts würde uns eine bessere
Bürgschaft für die Sicherheit eines solchen Besitzes
geben als die Durchsetzung der Smutsschen For-
derung, die Militarisierung der Eingeborenen zu
verbicten. Allerdings können wir uns nicht mit
der Vernichtung des Militarismus in Afrika in
der Form befreunden, daß der deutsche Kolonial-
besitz wehrlos sein soll, während die Entente ihren
Kolonien die allgemeine Wehrpflicht aufzwingt.
General Smuts faßt sein Programm der
Eingeborenenpolitik in die Worte zusammen:
„Nur Fuir Play, Gerechtigkeit und die gewöhn-
lichen christlichen Tugenden dürfen die Grundlage
aller unserer Beziehungen zu der schwargen Be-
völkerung bilden.“
Das ist auch unser Ziel. Ich darf daran
erinnern, daß ich bereits vor fünf Jahren im
Reichstag unter einmütiger Zustimmung aller
Parteien die Forderung aufstellen konnte: Kolo-
nisieren heißt missionieren, und zwar missio-
nieren in dem Sinne der Erziehung, nicht der
Erziehung zur europäischen Bildung, sondern zu
einer Kultur, die in der Heimat der Eingeborenen
Wurzel fassen kann und ihrem Charakter und
Verstande angepaßt ist.
Ich sage nicht, daß wir dieses Ziel schon er-
reicht haben, aber wir waren auf dem rechten
Wege dahin und haben den Willen, diesen Weg
wiederzugehen und weiterzugehen.
Meine Herren! Ich kam hierher, um in diesem
Kreise zu sagen, daß die Regierung einig
ist mit dem deutschen Volke in der Ent-
schlossenheit, unsere koloniale Zukunft
sicherzustellen. Aber ich habe es für meine
Pflicht gehalten, Ihnen gleichzeitig milzuteilen,
daß in Feindesland der starke Wille herrscht, uns
als koloniale Macht zu vernichten. Wir können
daraus nur eine Konsequenz ziehen: Deutschland
muß den furchtbaren Kampf um sein Dasein
weiterkämpfen. Die Beantwortung der Frage:
„Was haben unsere Feinde mit unseren Kolonien
vor?“ geht weit über die Bedeutung meines
Ressorts hinaus. Sie liefert uns das zuverlässige
Symptom für den Geist, in dem unsere Feinde
nach diesem Kriege an die Ordnung der Dinge
herangehen wollen. Wer so spricht wie Lord
Robert Cecil, der will keine Ruhe und keine Auf-
richtung für die aus unzähligen Wunden blutende
Menschheit, der will keinen Spielraum für die
großen und kleinen VBölker in friedlichem Neben-
einander, sondern der will einen Frieden, der
nichts weiter ist als die Fortsetzung des Krieges
mit andern Mitteln.“
SEZ