Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Verbreinng: Deutch= und Britisch-Ostafrika; 
äußerste Westgrenze: Großer Graben, Viktoria-Nyansa, 
Tangansika. 
2. Das Rind des Zwischenseengebiectes. 
—. 
  
Ein hochgestelltes Rind weder von der Zähigkeit 
satz beginnt. seinen Scheitel kurz hinter dem Widerrist 
noch der Eignung als Futterverwerter des zebu. 
Widerristhöhe des Bullen bzw. der Kuh 145 cm bgw. 
1n5 cm. (DTie aus dieser 
Luxusrinder der Watutzi erreichen 150 cm, sie geichnen 
sich durch ungeheure Hörner aus.) Der Kopf ist läng- 
lich, der Gesichtsteil setzt sich kaum merklich ab. Hörner 
verlaufen seitlich aufwärts oder haben Leierform — 
auch hornlose Tiere sieht man innerhalb der Herden. 
Die Ohren haben Skalvellform. Rücken und Lende 
sind lang, die Kruppe ist kurz. meist abfallend. Der 
Buckel liegt vor dem Widerrist. Die Wamme geht 
nicht bis zur Brust. Milchertrag etwa zwei Liter 
täglich. Farbe stets braun. 
Verbreitung: Im Zwischenseengebiet und, nach 
Abbildungen zu schließen, in Nordkamernn, im Norden 
Togos und am oberen Niger. 
3. Gebirgstyp Ruandae. 
Dieses Rind gleicht etwas dem Rind des gwischeu— 
seengebiets, besonders in bezug auf Lagerung des 
Buckels. Es ist jedoch kürger. geschlossener, der Kopf 
ist nicht so langgegzogen. Hörner sind feiner und 
kürzer. Farbe: schwarzscheck, braun oder schwarg ge- 
äpfelt. auch dreifarbig, rehfarben gestromt. In der 
Landschaft Gurma in Nordtogo begegnete mir ein 
völlig ähnliches Rind. 
4. Ein Rind, kasses ich in einer Aohandlung 
das nilotische nan 
Es gleicht soensals dem Rind !I Zwischenseen- 
gzebiets in bezug auf Kopfform, hat ähnliche, oft auch 
halbmondförmig auswärts gerichtete Hörner, hat die- 
elbe Höhe und Buckellagerung, nur erinnert Kruppe, 
Lebhaftigkeit wieder an das Zebn. Farbe durchweg 
braun wie 2. 
Ich halte dieses Rind, das an den Berührungs- 
punkten beider Rassen liegt, fürge veine alte, gut durch- 
gezüchtete Kreuzung von 1 un 
  
5. In Nordtogo und am Niger, oft mit 2 ver- 
mischt, ein Buckelrind, das ich Sudanrind neunen 
möchte. Es hat schätungsweise 145 bzmw. 136 cm 
Widerrist. Der Rücken ist kurz und gerade, die Lende 
lang. Kruppe stets abfallend, mit eingeknichtem Schweif. 
Der Kopf ist sebr lang, fast so lang wie die Brusthöhe, 
schmal mit zurückfliehender Stirn, aus deren niederen 
Wulst feine ovale, meist nach hinten ausladende Hörner 
entspringen. Ohren sind fein behaart, von Form des 
geballten Slalpells. Augenbogen sind stark entwickelt. 
Rammsnase sehr häufig. Buckel sitzt. auf dem Widerrist, 
hat die Form und Größe eines Fes (abgestumpften 
Kegels) bei der Kuh. Farbe rein weiß, schwarg oder 
braun. Milchertrag etwa zwei Liter. Vererbt bei 
Kreuzung stets die abschüssige Kruppe. Nach Abbil- 
dungen zu urteilen, hat dieses Sudanrind große Ahn- 
lichkeit mit dem großen indischen Zebu. 
6. Das Sundaunrind in der Landschaft Gurma. 
Dasselbe kommt selten ungekreugt vor. Gleicht 
dem Gebirgsschlag Ruandas. 
#. In Mittel- und Südtogo, ferner in Dahomey 
ein völlig buckelloses Rind — in dieser Begiehung das 
eingige mir bekannte in Afrika —, das i abre- 
Rind nennen möchte, da es sich bei den Kabre im 
Transkaragebiet am reinsten findet. 
hat und mit den Rückenwirbeln endigt. 
Rasse heraus gezüchteten 
  
Bulle 
80 bis 1 
Es sieht auf gang kurzen Gliedmaßen, hat einen 
tiefen und sehr langen Rumpf und lange gerade, elwas 
spin zulaufende Kruppe. Häufig ist ein gekrümmter 
Rücken, der an den des Wildbüffels erinnert, am Aus- 
Widerristhöhe etwa 125 bis 130 cm, Kub 
ecm. 
Der Schädel- 
teil ist breit, platt. quadratisch, mit niederem Stirn- 
wulst und etwa 30 cm langen, seitlich ausgehenden, 
nach vorn umbiegenden Hörnern. Ohren unverhält- 
nismäßig groß, büffelähnlich, stark behaart. Gesichts- 
teil platt-länglich, nicht modelliert, schwarggraues 
Flotzmaul, Nüstern schrägstehend, eng geschlitzt. Farbe 
vorherrschend schwarz. dann braun mit schwarzem 
Valstrich, ste##s ohne Abzeichen. Fleisch saftig, d. h 
von Fett durchzogen, wie das des europäischen Rindes. 
Kabre selbst melken nicht, Fulbe, welche vielfach Kabre- 
rinder in Nutznießung haben, sind mit dem Milchertrag 
unzufrieden und kreuzen daher leider mit 2 und 5 auf. 
Das Nambarind in der Landschaft Namba ist 
größer und massiger als das Kabrerind, hat aber die 
gleichen Formen und Farben, doch kommt auch grau 
häufig vor. Wahrscheinlich aus dem Kabrerind und 
einer früher erfolgten Einkrenzung eines Zebu hervor- 
gegangen. 
Die Tierzucht der Eingeborenen Mittelafrikas. 
Es gehört zu den schwierigsien Aufgaben, Einwand= 
freies über den Kult, die Sitlen der Eingeborenen zu 
erfahren. Diese Kenntnis ivird gewonnen durch lang- 
jährige, vor allem vergleichende Beobachtung der ver- 
schiedenen Stämme, durch geschicktes, nicht ermüdendes 
oder Mißtrauen erweckendes Ansfragen möglichst vieler 
Leute. Sehr wesentlich ist die eingehende Kenntnis 
der Sprache, Haupterfordernis aber ist das Vertrauen 
der Leute, das leicht erworben wird, wenn man ihnen 
selbst und ihrem wertvollsten Besitz, dem Vieh, zu helien 
vermag bei den mannigfachen Erkrankungen und 
Seuchen, denen sie unterliegen. Die Art, Haustiere 
zu züchten, ist eng verknüpft mit der Wesensart des 
Stammes, der. wirtschaftlichen und politischen Lage. 
so daß ihr Studium dieselben Voraussetzungen bedingt 
wie das der übrigen Lebensfragen. 
Wie die Bedingungen, unter denen der Eingebo- 
rene lebt, von den unfrigen grunvverschieden sind, so 
auch die, unter denen er seine Haustiere züchtet. Es 
ist daher müßig, an die afrikanischen Haustiere, ihre 
Leistungen und Zucht dieselben Auforderungen stellen 
zu wollen wie an die Erzengnisse der intensiven Zucht 
der Heimat. Man muß sich in Mittelafrika in allen 
Fragen eben auf Mittelafrika einstellen. Wenn nun 
auch die unmittelbare Ubertragung europäüscher Ein- 
richtungen und Gedankengänge für Mittelafrika ab- 
gelehnt wird, ist doch wie für alle afrikanischen Fragen 
auch für die Tierzucht der Vergleich lohnend, also die 
Fragestellung: weshalb muß sie sich von der heimischen 
unterscheiden. Ein grundlegender Unterschied ist ge- 
geben durch die klimatischen Verhältnisse. die die un- 
gleichmäßige Verteilung der Regenmengen während 
des Jahres bedingen, so daß einmal das Vieh üppige 
Weide findet, anderseits sich mit spärlichem, trockenem 
Gras begnügen muß. Die deutsche Tierzucht hat ihre 
Höhe erreicht infolge der mit der gesteigerten Wohl= 
habenheit unseres Volkes einhergehenden vermehrten 
Nachfrage nach erstklassigem Fleisch und nach Milck, 
so daß sich die erhöhten Ausgaben für die Zucht be- 
Zon machten. Ferner konnte die Zucht hochwertiger 
Tiere sich gründen auf die hohe Sicherheit gegen 
Verluste durch Seuchen infolge des geseugeberischen 
Schutzes der Herden auf Grund der Forschungen der
	        
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