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eingehende Düngung der Aions hhnt (Zwischenkultur
von arabischem Kaffee) dies verhindert.
Ich will nun auf Grund dieser Beobachtungen nicht
etwa den Versuch empfehlen, das einzelne Rind zu
schützen, sondern ich möchte diese Kraft, die der mensch-
lichen Siedlung im Kampfe gegen die Tsetse innewohnt,
ausgenutzt wissen durch möglichst weitläufige Anlage
der jetzt sich eng aneinander drängenden Hütten
des Dorfes, am besten durch weit verstreute Eingel-
siedlungen mit dazwischenliegenden Ackern. Lielse ganze
Anlage ist natürlich davon abhängig, daß Bäche oder
Brunnen. in erreichbarer Nähe sind. Im übrigen bietet
sie nach Befriedung des Landes keine Schwierigkeiten,
da die Dorfsiedlungen im allgemeinen nur einen
Schut gegen feindliche Stämme darstellen. In Usinsa
hatte ich ein Beispiel, wie eine derartige Siedlung
imstande war, in wenigen Jahren den Tsctsebusch
slo vorzubereiten, daß kleine Rinderherden, welche sich
die. E erwarben, tsetsefreie Weide vorfanden und
gedie
st das Gelände von Busch und Fliegen durch ackern
zeh dann sollte dem Eingeborenen Vieh, am
ai zmäcsst Kleinvieh und Jungbullen, überlassen
werden, die die Brache, auf die zweckmäßig sofort ein
gutes Futtergras horitang worden ist, beweiden,
während der Eingeborene seine Acker weiter in den
Busch verlegt. Später, d. h., wenn gute Weide ge-
schaffen ist, wären dann Kühe aus überstockten Gegenden
an die Leute abzugeben. Besondere Aufmerksamkeit
ist den bewaldeten Flußläufen zu scheuken, da sie das
beste Tränkwasser liefern. Schwere Waldbestände sind
au zudünnen, Busch durch eine lichte Waldung, etwa
von Enkalypten zu ersetzen, Unterbusch ist niederzuhalten,
durch Beweidung oder Aulage von Grasflächen. Gänz-
liches Freischlagen des Uferwaldes ist unnötig und
schadet, da die Ufer den Halt verlieren und in der
Regenzeit leicht unterhöhlt werden.
Ackerbauende Hirten sollten gezwungen werden.
ihre Pflan zungen im Busch anzulegen und die Herden
auf der Steppe zu weiden und nicht, wie es oft aus
Unverständnis und Bequemlichleit geschieht, daß die
Herde in der Nähe des Busches weidet und auf der
fleien Fläche die Pflanzung angelegt wird.
Ich fasse kurz die Hauptpunkte zur Bekämpfung
der inr noch einmal zusammen:
Feststellung durch den Regierungstierarzt im
Einverständnis mit der Verwaltung der Landes-
striche, welche für vermehrte Bestockung oder
Neubestockung nutzbar gemacht werden sollen
unter besonderer Berücksichtigung der Wasser-
verhältmisse.
4. Ansiedlung von Negern oder Auseinander-
siedlung bestehender Dorfgemeinschaften. Anbau
von Baumwolle, Erdnüssen neben dem üblichen
Getreide zwecks Erzielung großer freier Flächen.
Nach der Aberntung Brennen der Felder, Be-
setzung mit Futtergräsern und Weiterhinaus=
rücken der Felderaulagen in den Busch.
Zuteilung von Kleinvieh und Ochsen im zweiten
Jahre, je nach der Weide.
Zuteilung von Kühen an die einzelnen Familien
im vierten Jahre, falls die Weide und das Ver-
schwinden der Tsetsefliege dies gestattet.
Vernichtung des Wildes an derartigen Stellen.
(Hegen des Wildes an allen Orten, wo es keinen
Schaden anzurichten vermag, z. B. auf Hoch-
ländern.)
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ie
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#ihrer Einwirkung auf die Tsetse streifen.
Lgeborene breunt seine Pflanzung nach der Ernte über.
Ich möchte hier noch die Frage des Brennens in
Der Ein-
all ab, wo es nicht etwa aus Unkenntnis der Verhältnisse
und Gründen des Wildschutzes von der Verwaltung
verboten wurde. (In einem derartigen Bezirk zu reisen.
ist kein Vergnügen, da man abgesehen von Fliegen
auch stark unter Zecken, schwarzen Ameisen usw. zu
leiden hat.) Die ausgedehnten, nicht esiedelten Gegenden
werden jedoch nur zufällig angesengt. Man hat nun
betont, daß das Brennen der Tsetse nicht viel schaden
lönne, weil sie ihre Larven tief in den Boden legt.
Auch wenn ne# dies zugibt, ist doch schon viel erreicht.
wenn die Eltern durch die Flamme vernichtet werden.
Nun wäre aber die Tsetsefliege das einzige Tier.
welches ausgerechnet in der größten Dürre, also zur
Zeit der Brände, das Bedürfnio empfindet, für seine
Nachkommenschaft zu sorgen und sie in den steinharten
Boden zu bohren. Man beobachtet jedoch, daß die
Fliege an schwülen Tagen, die dem Regen vorauszu-
gehen velegen. besonders slechlustig ist, so daß man
zu den hluß kommen muß, daß sie in dieser Zeir
für die Beldun der Embryo viel Nahrung notwendig
hat, und nach dem ersten Regen die Larvenablage
beginnt. Gründliches systematisches Brennen würde
also wohl die Fliegen vor der Larvenablage treffen
und damit noch günstigere Ergebnisse zeitigen. Die
dem Feuer nicht zugänglichen Stellen, der feuchte Busch
an Flüssen und Wasserstellen, wären eben durch Kultur
auszuschalten.
Was das Wild an Orten, an den Tierzucht ge-
trieben werden soll, anbetrifft, gilt gerade in bezug
auf die Tsetse der Ausspruch S. E. v. Rechenberg in
vollem Umfange: Eutweder Kultur oder Tiergarten.
Wir haben tsetsefreie Hochländer, in denen das Wild
durch Verschleppung der Tsetse keinen Schaden anrichten
kann. Dort kann man es hegen durch Schonzeiten.
Vorschreiben bestimmter Kaliber, Prüfung der Jagd
berech igten auf Schußleistung, ohne gerade gezwungen
zu sein, dem Ansiedler und Beamten durch zu ein-
schneidende Maßnahmen den anständig betriebenen
Jagdsport zu erschweren. Wo aber Haustierzuchten
gehegt oder angelegt werden sollen in den der Tsetse
sugänglichen Gegenden, da muß der Sport dem wirt-
schaftlich Erforderlichen weichen. Wild ist der Träger
der tierpathogenen wie des menschenpathogenen Try-
panosomen. Die Fliege liebt das Wild, das mit seinem
meist kurgen Wedel ihr gegenüber wehrloser ist als
Rind und Pferd. Sie begleitet es auf seinen Wande-
rungen und verseucht bis dahin tsetsefreie Gegenden.
Schlußwort: Diese Ausführungen sind aus lang-
jährigen Besbachtungen und Erfahrungen heraus ge-
Grieben ohne daß Literatur zur Verfügung stand.
Sie erheben nicht den Auspruch, erschöpfend zu sein.
sie mögen auch in Einzelheiten abweichen von dem.
was andere in irgendeinem Winkel eines Schutzgebieteo
zu beobachten Gelegenheit hatten. Für Zuwendungen
von Beobachtungen bin ich sehr dankbar, habe aber
nicht die Absicht, in Erörterungen über meinen Stand-
bunkt eingutreten. Ich schreibe diese Ausführungen
rein aus dem Interesse, meine Erfahrungen für den
schwierigen Wiederaufban unserer ehemaligen Schutz-
gebiete und der Ausgestaltung der Neuerwerbungen
zur Verfügung zu stellen.