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der 600 Meilen langen. Grenze die beiderseitigen
Truppen in Fühlung. und das Ergebnis war, daß
General Tighe seine kleine Macht über weite Strecken
verteilen mußte und somit nicht in der Lage war,
große Reserven zurückzuhalten, um plötzlich an ihn
herantretenden Anforderungen entsprechen zu können.
Trotz des Umstandes, daß er so dauernd auf
der Hut vor der nächsten Bewegung seines tätigen
und unternehmenden Gegners sein mußte. hielt
General Tighe sich stüändig die Notwendigkeit vor
Augen, alles nur irgend in seiner Macht liegende
zu tun, um den Weg für die schließliche Angriffu-
bewegung vorzubereiten. Zu diesem Zweck stellte
er soviel Infanteric, als er' für den Bewegungskrieg
freimachen konnte, zu einer 1. und 2. Ostafrikanischen
Brigade zur Verwendung an der Taveta- bzw.
Longido-Linie zusammen und richtete sein Augen-
merk darauf, seine gange Truppenmacht in zwei Di-
visionen und einer Linie von Verbindungstruppen
zu organisieren.
4. Am 15. Jannar wurde der 1. Division unter
Generalmajor Stewart der Befehl gegeben, den
Longidoberg zu besetzen und Verbindungslinien
zwischen diesem Platz und Kajiado an der Magadi-
bahn herzustellen. Am 22. Januar rückte die 2. Di-
vision unter Brigadegeneral Malleson von Makatau
auf Mbuyuni vor. Sie fand nur geringen Wider-
stand und besetzte am 24. das Serengeti-Lager.
Dieser Vormarsch hatte zur unmittelbaren Folge.
daß der Feind auch Kasinau räumte. Die Bahn
wurde von Makatau nach Njoro, drei Meilen östlich
von Salaita, vorgestreckt und Vorbereitungen zur
Zusammenziehung einer großen Streitmacht in und
ei Mbuyuni getroffen. Die größte Schwierigkeit
für diese Zusammenziehung war der Wassermangel,
da die Serengetisteppe von Natur aus eine wasser-
lose Wüste ist. Eine 2½ Zoll starke Wasserleitung
wurde von Bura aus gelegt, aber diese reichte nicht
aus, da täglich 100 000 Gallonen nötig waren, und
sie nur 40 000 lieferte. Der Mehrbedarf mußte
durch die Bahn und die Anlegung von Wasser-
behältern gedeckt werden. Die ganze Wasserver-
sorgung wurde so sorgfältig vorbereitet, daß bis zur
Zusammenziehung der Hauptmacht keine Störung
eintrat, abgeseh-n davon, daß es einer feindlichen
Streifabteilung gelang, die Bura-Wasserwerke zu
beschädigen. Das arößte Verdienst daran hat Obeist-
leutnant C. B. Collins von den Royal-Engineers,
der General Tighes Stabsingenieur war.
Ich kann die von General Tighe geleisteten Vor-
arbeiten nicht hoch genug rühmen. sowohl was sein
rganisationstalent als auch die Vorbereitung der
Angriffsmaßnahmen angeht. Sie haben mir bei
meiner Ankunft ermöglicht, meine ganze Tatlralt
sofort den Operationen zuzuwenden, und ich b
nutze diese Gelegenheit, festzustellen, daß der Ersolg.
dieser Operationen in großem Maße General Tighes
Voraussicht und Tatkraft zu danken ist, mit welchen
er den Weg für die zu erwartenden Verstärkungen
geebnet hat.
4. Anfang Februar traf die 2. Südafrikanische
JInfanterie-Brigade ein, und am 12. entsandte
General Tighe die 2. Division zu einer gewaltsamen
Erkundung gegen Salaita, um, wenn möglich, diese
Stellung zu besetzen. General Malleson führte diese
Unternehmung mit drei Bataillonen der 2. Südafri-
kanishen Brigade und mit drei Bataillonen der
Ostafrikanischen Brigade aus, unterstützt von
"6 Geschützen und Haubiten. Die Salaita-Stellung
ist eine von Natur aus sehr starke, und sie war
zudem sorgfältig verschanzt. Der Feind wurde sehr
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stark angetrossen und führte einen kräftigen Gegen-
angriff aus. General Malleson wurde gezwungen,
sich auf Serengeti zurückzuziehen, man hatte jedoch
viele nütz iche Kenntnisse gewonnen, und die Süd-
afrikanische Infanterie hatte einige unschäyzbore
Lehren im Buschgefecht erworben sowie auch
legenheit gehabt, die Gefechtseigenschaften iorer
Feindes richtig einzuschätzen.
5. Damit ist der Zeitpunkt meines Eintreffens in
Ostafrika gekommen. Es wurde, wie oben schon er-
wähnt, entschieden, daß die Besetzung des Kilima-
ndscharogebietes vor der Regenzeit tunlichst durchzu-
führen sei.
Der ursprüngliche, von General Tighe ent-
worfene Plan war, die Besetzung des Kilimandscharo-=
gebiets durch einen konvergierenden Vormarsch der
1. und 2. Division von Longido bgzw. Mbuyuni aus
mit Kahe als Vereinigungspunkt vorzunehmen. Dem
Hauptteil dieses Planes schloß ich mich an, aber ich
beschloß einige notwendige Anderungen der Dispo-
sitionen, um Frontnlangriffe gegen befestigte Stellun-
gen des Feindes im dichten Busch zu vermeiden und
um eine Schnelligkeit des Vormarsches zu sichern,
die mir für den Erfolg wesentlich zu sein schien bei
der Kürze der uns vor Einsetzen der Regenzeit zur
Verfügung stehenden Zeit: diese konnte gegen Ende
März erwartet werden.
Dementsprechend gab ich den Befehl, daß die
1. Südafrikanische Berittene Brigade unter dem Be-
fehl des Brigadgenerals van Deventer von der
1. Division nach Mönyuni abgehen und von hier
aus unter meinem direkten Befehl zu einer um-
fassenden Bewegung nördlich von Taveta und Sa-
laita vorgehen sollte. Diese Verschicbung wurde
mit Hilfe der Bahn äußerst schnell besorgt, und am
4. März war der Aufmarsch nach Eintreffen der
3. Südafrikanischen Brigade beendet; meine Streit-
kräfte waren, wie folgt, verteilt:
1. Division Sohe die 1. Südafrilanische Berittene
Division Whne einige Abkommandierungen
Mhuhuni und Serengeti;
1. Südafrikanische Berittene Brigade Mbuynni:
Armee- Artillerie Mbuyuni und Serengeti.
Die 2. Südafrikanische Infanterie-Brigade, eine
Feld= und eine Haubitz-Batterie blieben als Haupt-
reserve zu meiner Verfügung.
6. Der hauptsächlichste Verlauf meines Planes
ist Euerer Lordschaft durch verschiedene Telegramme
betannt. aber ich will die Hauptpunkte hier wieder-
holen
Die Aufgabe der 1. Division war, die 35 Meilen
wasserlosen Busches, der zwischen Longido und dem
Engare Nanjuki-Fluß liegt, zu durchqueren, diesen
letzteren zu besetzen und dann zwischen Meru und
Kilimandscharo auf Bomajja Agombe vorzugehen.
Meine Absicht war, diese Division später auf Kahr
vorgehen zu lassen und so den Feind von seiner
durch die Usambarabahn gebildeten Verbindungs-
linie abzuschneide
Die 2 (usgabe“ der 1. Südafrikanischen Berittenen
Brigade und der 2. Division war, zwischen Kilima-
ndscharo und Paregebirge gegen die feindliche Haupt-
macht vorzurücken, die nach Meldungen in der Nähe
von Taveta mit starken Detachements am Ende des
Dsipesees im Busch östlich des Lumiflusses sowie bei
Salaita stand. Die Gesamtmacht, mit welcher der
Feind unserem Vormarsch im Klimandscharogebiet
entgegentreten konnte, wurde auf 6000 Gewehre mit
77 Maschinengewehren und 16 Geschüten geschätzt.