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bot. In der Linie Bengbeng —Laonji am Südufer
des Mbam (nördlich Ngambe) vereinigte sich die
Abteilung unter dem Hauptmann Schlosser wieder.
Unter den wenigen Vermißten befand sich der
Vizefeldwebel Paetzel. Von seinem farbigen Jungen
begleitet, war er im Gebirge herumirrend in die
Gewalt englischer Verfolger gefallen. Man fand
bei dem Jungen Halbmantelgeschosse, wie sie die
Europäer auf der Jagd verwenden. Paetzels Be-
teuerungen, daß er die Patronen lediglich zu
Jagdzwecken mitgeführt habe, schenkten die Eng-
länder ebensowenig Glauben, wie den Versiche-
rungen der Mitgefangenen, daß in Gefechten
niemals derartige Patronen verschossen worden
seien. Sie stellten den Vizefeldwebel vor ein
Kriegsgericht, das ihn zum Tode verurteilte. Das
Urteil wurde dann in 20 jährige Gefängnisstrase
umgewandelt, welche der Unschuldige im Fiebernest
Lagos abbüßen muß. Der von den Engländern
hier verübte Justizmord wird am trefflichsten durch
die Tatsache beleuchtet, daß die zur Begleitung
des Gefangenentransports von Banjo bestimmten
englischen Soldaten mit Dum-DumsGeschossen
ausgerüstet waren! Es ist zu hoffen, daß die
englische Regierung durch die inzwischen deutscher-
seits verfügte Zwangsmaßnahme zur Wiederauf-
nahme des Verfahrens veranlaßt wird, die sie
bislang verweigert hat.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen war es
den Truppen des Generals Cunliffe am 23. No-
vember 1915 gelungen, den Mbam bei Bamkin
an der Straße Banjo—Ngambe zu überschreiten
und nach weiteren Kämpfen die Abteilung Schlosser
südlich Ngambe über den Kimfluß zurückzu-
drängen. In einer Linie, die im Westen vom
Mbam etwa über Ditam-Linte nach Osten auf
Mwoimana (südlich Joko) verläuft, haben die
deutschen, anscheinend vom Major Rammstedt ge-
führten Truppen (Reste der Nordwestabteilung,
der Abteilung Schlosser und die bei Joko
vereinigte 5. Reserve-Abteilung und Abteilung
Havemann) wochenlang den Gegner: englische
Truppen vor Ditam-Linte, Franzosen unter Oberst-
leutnant Brisset vor Mwoimana, hinzuhalten ver-
standen. Als sich General Cunliffe endlich zu
einem allgemeinen Angriff entschlossen hatte, waren
die deutschen Stellungen, von deren natürlicher
Stärke, künstlichem Anusbau und starker Besetzung
eingeborene Spione so viel den feindlichen Off-
zieren zugeraunt hatten, geräumt. Nach glänzend
durchgeführter Loslösung vom Feinde und unbe-
helligt durch ihn hatten die deutschen Truppen
den Sanaga in Richtung auf Jaunde überschritten.
Ülber die kriegerischen Ereignisse, die sich im
November und Dezember 1915 an der Straße
Tibati—Joko— Nachtigal-Schnellen abgespielt
haben und die bislang nur gestreift sind, sei noch
folgendes erwähnt: Vor der von Tingere und
Ngaundere auf Tibati vorrückenden feindlichen
Ülbermacht hatte sich die nur 86 Gewehre starke
deutsche Abteilung fechtend allmählich nach Tibati
zurückgezogen. Auch diesen von einer von jeher
als unzuverlässig bekannten, jetzt mit dem Feinde
in verräterischer Verbindung stehenden Bevölke-
rung bewohnten Ort hatte sie nicht zu halten
vermocht, als überraschend französische Truppen
vom Südosten her angriffen. Am 3. November
1915 räumte die deutsche Abteilung daher Tibati
und zog in Richtung auf Joko. Den Feind von
der den deutschen Soldaten trotz ihrer geringen
Zahl innewohnenden Gefechtskraft zu überzeugen,
fand sich an den zahlreichen, die Straße schnei-
denden Wasserläufen häufig Gelegenheit. Ohne
besondere Verluste erreichte die Abteilung Joko,
wo sich bereits die Abteilung Havemann befand.
Der Gegner näherte sich von zwei Seiten. Vom
Norden tasteten die Truppen Brissets heran, vom
Osten, vom Djerem, waren französische Truppen
über Beugere und Wutschaba im Anmarsch. Am
12. November 1915 hatte sich der Feind nach
einem Gesecht bei Koane, das seine Übermacht
entschied, bereits auf etwa 20 km Joko genähert.
Die qu einer längeren Verteidigung nicht geeignete
Station zu halten, lag nicht in der deutschen
Absicht; sie wurde daher geräumt. Nur eine
Nachhut blieb gedeckt in ihrer Nähe zurück, um
die einrückenden Franzosen mit einem für diese
sehr verlustreichen Feuerüberfall zu empfangen
und sich dann unter Ausnutzung der entstandenen
Verwirrung zurückzuziehen. In diesem Nachhut-
gefecht fand der Offizierstellvertreter Bock den
Heldentod. In der etwa 18 km südlich Joko
gelegenen, die südlich nach dem Sanaga und nach
Westen auf Linte führenden Straßen beherrschenden
Mwoimana-Stellung vereinigte sich die Nachhut
wieder mit dem Haupttrupp.
Nach der Räumung des nördlich des Sanaga
gelegenen Gebietes durch die deutschen Truppen-
Ende Dezember traten die Franzosen ihren
Marsch nach Süden über Ngila an. Am 29. De-
zember 1915 hatten sie diesen Ort kampflos
besetzt und am 5. Jannar 1916 den Sanaga
bei den Nachtigal-Schnellen erreicht. Die Engländer
benutzten die über Ditam und Linte nach Süden
fübrenden Straßen. Der weitere Marsch der
Nordtruppen nach Janunde erfolgte in Anlehnung
an die Truppen des Generals Aymerich.
Im Osten hatten die deutschen Truppen in
den schweren Kämpfen des September 1915 die
französische Ubermacht in die Linie Avong-Mbang—
Dume— Bertug zurückgeworfen. Ihre Vortruppen
standen in steter Gefechtsfühlung mit dem Gegner