Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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bot. In der Linie Bengbeng —Laonji am Südufer 
des Mbam (nördlich Ngambe) vereinigte sich die 
Abteilung unter dem Hauptmann Schlosser wieder. 
Unter den wenigen Vermißten befand sich der 
Vizefeldwebel Paetzel. Von seinem farbigen Jungen 
begleitet, war er im Gebirge herumirrend in die 
Gewalt englischer Verfolger gefallen. Man fand 
bei dem Jungen Halbmantelgeschosse, wie sie die 
Europäer auf der Jagd verwenden. Paetzels Be- 
teuerungen, daß er die Patronen lediglich zu 
Jagdzwecken mitgeführt habe, schenkten die Eng- 
länder ebensowenig Glauben, wie den Versiche- 
rungen der Mitgefangenen, daß in Gefechten 
niemals derartige Patronen verschossen worden 
seien. Sie stellten den Vizefeldwebel vor ein 
Kriegsgericht, das ihn zum Tode verurteilte. Das 
Urteil wurde dann in 20 jährige Gefängnisstrase 
umgewandelt, welche der Unschuldige im Fiebernest 
Lagos abbüßen muß. Der von den Engländern 
hier verübte Justizmord wird am trefflichsten durch 
die Tatsache beleuchtet, daß die zur Begleitung 
des Gefangenentransports von Banjo bestimmten 
englischen Soldaten mit Dum-DumsGeschossen 
ausgerüstet waren! Es ist zu hoffen, daß die 
englische Regierung durch die inzwischen deutscher- 
seits verfügte Zwangsmaßnahme zur Wiederauf- 
nahme des Verfahrens veranlaßt wird, die sie 
bislang verweigert hat. 
Nach mehreren vergeblichen Versuchen war es 
den Truppen des Generals Cunliffe am 23. No- 
vember 1915 gelungen, den Mbam bei Bamkin 
an der Straße Banjo—Ngambe zu überschreiten 
und nach weiteren Kämpfen die Abteilung Schlosser 
südlich Ngambe über den Kimfluß zurückzu- 
drängen. In einer Linie, die im Westen vom 
Mbam etwa über Ditam-Linte nach Osten auf 
Mwoimana (südlich Joko) verläuft, haben die 
deutschen, anscheinend vom Major Rammstedt ge- 
führten Truppen (Reste der Nordwestabteilung, 
der Abteilung Schlosser und die bei Joko 
vereinigte 5. Reserve-Abteilung und Abteilung 
Havemann) wochenlang den Gegner: englische 
Truppen vor Ditam-Linte, Franzosen unter Oberst- 
leutnant Brisset vor Mwoimana, hinzuhalten ver- 
standen. Als sich General Cunliffe endlich zu 
einem allgemeinen Angriff entschlossen hatte, waren 
die deutschen Stellungen, von deren natürlicher 
Stärke, künstlichem Anusbau und starker Besetzung 
eingeborene Spione so viel den feindlichen Off- 
zieren zugeraunt hatten, geräumt. Nach glänzend 
durchgeführter Loslösung vom Feinde und unbe- 
helligt durch ihn hatten die deutschen Truppen 
den Sanaga in Richtung auf Jaunde überschritten. 
Ülber die kriegerischen Ereignisse, die sich im 
November und Dezember 1915 an der Straße 
Tibati—Joko— Nachtigal-Schnellen abgespielt 
  
haben und die bislang nur gestreift sind, sei noch 
folgendes erwähnt: Vor der von Tingere und 
Ngaundere auf Tibati vorrückenden feindlichen 
Ülbermacht hatte sich die nur 86 Gewehre starke 
deutsche Abteilung fechtend allmählich nach Tibati 
zurückgezogen. Auch diesen von einer von jeher 
als unzuverlässig bekannten, jetzt mit dem Feinde 
in verräterischer Verbindung stehenden Bevölke- 
rung bewohnten Ort hatte sie nicht zu halten 
vermocht, als überraschend französische Truppen 
vom Südosten her angriffen. Am 3. November 
1915 räumte die deutsche Abteilung daher Tibati 
und zog in Richtung auf Joko. Den Feind von 
der den deutschen Soldaten trotz ihrer geringen 
Zahl innewohnenden Gefechtskraft zu überzeugen, 
fand sich an den zahlreichen, die Straße schnei- 
denden Wasserläufen häufig Gelegenheit. Ohne 
besondere Verluste erreichte die Abteilung Joko, 
wo sich bereits die Abteilung Havemann befand. 
Der Gegner näherte sich von zwei Seiten. Vom 
Norden tasteten die Truppen Brissets heran, vom 
Osten, vom Djerem, waren französische Truppen 
über Beugere und Wutschaba im Anmarsch. Am 
12. November 1915 hatte sich der Feind nach 
einem Gesecht bei Koane, das seine Übermacht 
entschied, bereits auf etwa 20 km Joko genähert. 
Die qu einer längeren Verteidigung nicht geeignete 
Station zu halten, lag nicht in der deutschen 
Absicht; sie wurde daher geräumt. Nur eine 
Nachhut blieb gedeckt in ihrer Nähe zurück, um 
die einrückenden Franzosen mit einem für diese 
sehr verlustreichen Feuerüberfall zu empfangen 
und sich dann unter Ausnutzung der entstandenen 
Verwirrung zurückzuziehen. In diesem Nachhut- 
gefecht fand der Offizierstellvertreter Bock den 
Heldentod. In der etwa 18 km südlich Joko 
gelegenen, die südlich nach dem Sanaga und nach 
Westen auf Linte führenden Straßen beherrschenden 
Mwoimana-Stellung vereinigte sich die Nachhut 
wieder mit dem Haupttrupp. 
Nach der Räumung des nördlich des Sanaga 
gelegenen Gebietes durch die deutschen Truppen- 
Ende Dezember traten die Franzosen ihren 
Marsch nach Süden über Ngila an. Am 29. De- 
zember 1915 hatten sie diesen Ort kampflos 
besetzt und am 5. Jannar 1916 den Sanaga 
bei den Nachtigal-Schnellen erreicht. Die Engländer 
benutzten die über Ditam und Linte nach Süden 
fübrenden Straßen. Der weitere Marsch der 
Nordtruppen nach Janunde erfolgte in Anlehnung 
an die Truppen des Generals Aymerich. 
Im Osten hatten die deutschen Truppen in 
den schweren Kämpfen des September 1915 die 
französische Ubermacht in die Linie Avong-Mbang— 
Dume— Bertug zurückgeworfen. Ihre Vortruppen 
standen in steter Gefechtsfühlung mit dem Gegner
	        
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