Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Dauer vermochten sie indes der immer stärker 
sich fühlbar machenden feindlichen Übermacht in 
Mugu-Si nicht standzuhalten. Am 3. Dezember 
1915 wurde der Ort von den deutschen Truppen 
geräumt und am nächsten Tage von der Ab- 
teilung Hutin nach kurzem Gefecht besetzt. Der 
deutsche Rückzug erfolgte auf den nach Westen 
auf Jaunde und nach Süden auf Akonolinga 
führenden Straßen. Auf letzterer wurden die 
nachdrängenden französischen Truppen in den 
Kämpfen vom 4. bis 6. Dezember 1915 südlich 
Mugu-Si geschlagen. Am 8. Dezember geriet 
die feindliche Vorhut in einen Hinterhalt und 
erlitt, wie die französischen Berichte zugeben, starke 
Verluste. In einer Stellung zwischen Angul- 
Ejenga und dem Selefluß haben sich die deut- 
schen Truppen bis gegen Weihnachten gehalten. 
Dann wurde diese Stellung nach nächtlichem 
Kampfe geräumt, in dem die Franzosen so blutige 
Verluste erlitten, daß sie zunächst die Verfolgung 
der Deutschen nicht aufnehmen konnten. Für 
diese war ein weiterer Widerstand nicht möglich. 
„Mangel an Munition“, heißt es in dem letzten 
hier eingetroffenen Berichte aus Kamerun vom 
10. Jannar 1916, „zwingt zum Rückzuge an die 
Grenze und in der weiteren Folge zum lbbertritt 
auf spanisches Gebiet.“ 
Die auf der Straße Mugu-Si—Jaunde den 
deutschen Truppen folgenden französischen Streit- 
kräfte hatten nach den Gefechten vom 6. bis 
8. Dezember 1915 den Ubergang über den Sele 
und seinen linken Nebenfluß, den Mindete, er- 
kämpft. Am Bumanafluß stockte ihr Vormarsch 
bereits wieder. Erst am 20. Dezember gelang 
ihnen die Einnahme dieser Stellung. Nur wenige 
Kilometer westlich, bei Angula-Menduba, stießen 
sie wiederum auf heftigen deutschen Widerstand. 
Einen entscheidenden, die Straße nach Jaunde 
öffnenden Sieg wollen die Franzosen dann an den 
Apaasümpfen") errungen haben. Die Auflösung 
der deutschen Truppen soll eine völlige, ihr Rück- 
zug ein so überstürzter gewesen sein, daß die 
Fühlung mit ihnen nicht mehr aufgenommen 
werden konnte. In diese Auslegung sind starke 
Zweifel zu setzen. Wenn die Fühlung mit den 
deutschen Truppen verloren ging, so erklärt sich 
dies daraus, daß nach französischem Zugeständnis 
Munitionsmangel unter den Truppen des Ge- 
nerals Aymerich sich eingestellt hatte und die zeit- 
weilige Einstellung des weiteren Vormarsches be- 
dingte. Als wieder Munitionsersatz beschafft war, 
hatten die deutschen Truppen auf ihrem plan- 
mäßigen Marsch nach Südwesten sich völlig vom 
Gegner gelöst. Sie wieder einzuholen, gelang den 
teils nach Norden über Njore ausholenden, teils 
*) Lage nicht bekaunt. 
  
in westlicher Richtung über Dungo-Bumo auf 
Jaunde marschierenden französischen Truppen „trotz 
angestrengtester Marschleistungen nicht mehr. 
Inzwischen hatte die Räumung von Jaunde 
stattgefunden; die deutschen Truppen befanden sich 
im Marsch auf Spanisch-Guinea. Dem Druck der 
von Westen auf Jaunde vordringenden englischen 
und französischen Truppen des Generals Dobell 
hatten die weit schwächeren und immer mehr unter 
Munitionsmangel leidenden deutschen Truppen 
nicht mehr widerstehen können. Langsam, in steter 
Gefechtsberührung mit dem Gegner hatten sie sich 
auf Jaunde zurückgezogen. Vergeblich war die 
Abteilung Adametz vom nordwestlichen Kriegs- 
schauplatz herangezogen, um den englischen Truppen 
entgegengeworfen zu werden, die den rechten 
deutschen Flügel zu umfassen drohten. Auch sie 
vermochten den feindlichen Vormarsch nur kurze 
Zeit aufzuhalten. Mitte Dezember 1915 hatten 
die auf der Hauptstraße vordringenden englischen 
Truppen sich bereits auf 35 km Jaunde genähert 
und Dschang-Manga besetzt. Die französischen 
Truppen hatten nach mehrtägigen Kämpfen am 
7. Dezember die Kolostellung gestürmt und waren 
am 16. Dezember im weiteren Vorrücken auf der 
alten Jaundestraße in Matip-Matip eingerückt. 
Ein deutscher Gegenangriff scheiterte. Am 30. De- 
zember erreichten die Franzosen die Kribistraße 
bei Maschok. Noch einmal warfen sich deutsche 
Verstärkungen am Mopfufluß dem Feinde entgegen. 
Dann mußte Jaunde preisgegeben werden. Nach- 
dem die Nachhut und mit ihr der Gouverneur 
und Kommandeir die Stadt am 31.Dezember 1915 
geräumt hatten, rückten am Neujahrstage 1916 
feindliche Truppen ein. 
Nach kurzer Rast hatte der Gegner auf den 
an den Njong führenden Straßen die Verfolgung 
der Deutschen ausgenommen. Nur die ruhebedürf- 
tigen Truppen des Oberstleutnants Brisset ver- 
blieben als Besatzung in Jaunde. Auf der nach 
Akonolinga führenden Straße marschierten Truppen 
des Oberstleutnants Hutin; sie haben am 28. Ja- 
nur 1916 Sangmelima besetzt, mußten hier aber 
wegen Mangel an Verpflegung den Weitermarsch 
aufgeben. Über Widemenge drangen englische 
und französische Truppen vor. Auch General 
Aymerich benutzte diese Straße. Ebolowa war 
am 19. Jannar 1916 nach kurzer Kanonade und 
lebhaftem Infanteriegefecht genommen. Auch die 
Straße Jaunde—Olama diente dem Gegner zum 
Vormarsch nach Süden. Der Abmarsch der deut- 
schen Truppen konnte indes nicht aufgehalten 
werden. Sich noch in ernsthafte Gefechte mit dem 
Feinde einzulassen, vermieden sie, da der Munitions- 
mangel so groß war, daß nur noch den Truppen 
der Nachhut Munition belassen werden konnte. 
Die zwischen Jaunde und der spanischen Grenze
	        
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