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afrikanische Union stellte eine große Anzahl farbiger
Arbeiter und Personal für den Transport= und
Eisenbahndienst und lieferte 23 444 Pferde,
24 198 Maultiere und 75146 Esel neben
565 Personen= und Lastkraftwagen außer
denjenigen, die ursprünglich mit den Truppen nach
Ostafrika gesandt worden waren.
Im Hinblick auf diese Leistungen gibt General
Smuts der Auffassung Ausdruck, daß, wenn auch
seinem Nachfolger im Kommando diese durchaus
mögliche und auch notwendige Hilfe zuteil werde,
der Feldzug in Ostafrika, wie er vertrauensvoll
hoffe und wie es wohl bald der Fall sein werde,
zu einem erfolgreichen Ende geführt werden würde.
Diese Hoffnung des Generals Smuts sollte
sich so bald nicht erfüllen. Auch seinem Nachfolger
im Kommando, dem General Hoskins, sollte es,
wie wir aus seinem nachstehend, zum Teil im
Wortlaut angeführten Bericht entnehmen können,
nicht gelingen, trotz der auch ihm in sozusagen
unbeschränktem Maße zur Verfügung stehenden
Hilfsmittel sein Ziel zu erreichen.
Über die von ihm in der Zeit vom 20. Ja-
nuar bis 30. Mai 1917 geleiteten Operationen
berichtet General Hoskins, wie folgt:
„Am 20. Januar war die Lage folgende:
Die Operationen zwischen Mgeta und Rufiji-
fluß, das Uberschreiten des letzteren durch die
1. Ostafrikanische Brigade bei Kibambawe und
von General Beves bei Mkalinso und das
darauffolgende Vorgehen der Nigerischen Bri-
gade gegen Mkindu hatten ein Nachlassen des
starken Widerstandes zur Folge, den der Feind
bisher in der Gegend von Kibata geleistet
hatte. Dies ausnutzend, hatte die unter General
Hannyngton stehende 1. Division, bestehend aus
der 2. und 3. Ostafrikanischen Brigade, Mohoro,
im Rufiji-Delta, und Ngarambi, südlich der
Kissiberge, besetzt und drückte west= und
nordwärts. -
Von den deutschen Streitkräften befand sich
der größere Teil unter ihrem Oberbefehlshaber
noch in der Umgebung von Utete oder ästlich
des Lungonja-Flusses. 600 oder 700 Mann be-
fanden sich 48 km nördlich von Utete, wo sie
der von Kissegesse über Koge gegen den Rufiji
vorgehenden Kolonne des Coloncl Burn gegen-
überstanden. Der Feind hielt das südliche
Ufer des Flusses von Utete bis Niakisiku,
während ein anderer Teil seiner Streitkräfte
6,5 km südlich Mkindu stand und Fühlung
mit der Nigerischen Brigade und dem Cape
Corps hatte.
In den westlichen Gebieten hatte General
Northey den Feind bis östlich des Ruhudje-
Flusses geworfen. Sechs oder sieben Kompagnien
unter Kraut") standen in der Umgebung von
Ifinga, sieben weitere unter Wahle"') und Wint-
gens') in der Nähe von Kitanda und zwei
unter Grawert") bei Likuju, sämtlich in Fühlung
mit den Streitkräften des Generals Northey.
Bei Mahenge sowie westlich und nördlich davon
an den Kilombero-Fluß vorgeschoben befanden
sich ansehnliche Abteilungen; ihnen standen Teile
der Iringa-Kolonne gegenüber, die das Berg-
land östlich und südöstlich von Iringa besetzt
bielten.
In der Gegend von Lindi und weiter west-
wärts standen einige 700 Mann in weit von-
einander getreunten Abteilungen bei Tundurn,
Newala, im Mbemkurutal und in der Nähe
von Lindi selbst, während eine Besatzung von
500 Mann bei Liwale gemeldet war.
Die ungefähre Gesamtstärke der im Felde
stehenden Truppen des Feindes wurde auf
1100 Weiße, 7300 Askari mit vier 4 bis
4,1 Zoll= (10,5 cm-) Geschützen, 16 kleinerer Art
und 73 Maschinengewehren geschätzt.
Es war durchaus erforderlich, den Feind
vom Rufiji und soweit als möglich nach Süden
nutzbar zu machen. Die Operationen der
Kilwa= und Rufiji-Kolonne wurden auf Er-
reichung dieses Zweckes angesetzt.
Aus Eingeborenen-Mitteilungen und erreich-
baren statistischen Unterlagen konnte auf günstiges
Wetter auf weitere drei Wochen gerechnet werden.
Aber Verpflegungs= und Transportverhältnisse
waren nicht durchaus befriedigend. In den
vorgeschobenen Depots lagen keine Vorräte,
die Zahl der Träger war ungenügend, die
Tiere in den Sammeltransporten starben, und
die Führer der Kraftwagen erkrankten in so
großem Umfange, daß die Anzahl der in der
Front stehenden Truppen nicht beibehalten
werden konnte. Ich zog daher den Hauptteil
der 1. Brigade und an Reserven soviel wie
erübrigt werden konnte an die Zentralbahn
zurück, in der Absicht, mit dem verbleibenden
Rest soweit als möglich vorzustoßen.
Eine von der 1. Ostafrikanischen Brigade
entsandte Abteilung besetzte Njakisiku nach Kampf.
Der Feind entledigte sich dort eines Lazaretts
mit 50 Deutschen und 150 Askaris.
Von der 1. Division stieß die 2. Brigade
gegen Utete vor, und die 3. Brigade säuberte
die Gegend nördlich Ngarambi. General Cun-
liffs Nigerische Brigade warf eine feindliche Ab-
teilung von drei Kompagnien aus Kibongo,
vier Meilen südlich Mkindu, und nahm deren
*) Major Kraut, Generalmajor Wahle, Haupt-
mann Wintgens, Major v. Grawert.