Full text: Der Kanzler.

Die Vorfahren. 
Eæx tto von Bismarck stammt aus einem alten nie— 
Moderdeutschen Geschlechte. Dies Geschlecht hat seine 
MVurzeln in dem kräftigsten politischen Boden 
des Mittelalters, in dem deutschen Stadtstaate. Es 
swuchs aber bald hinüber in den rittermäßigen 
D####sdel. Dem größten Sohne des Geschlechtes gin- 
gen keine weitwirkenden Ahnherren voraus; es sind märkische 
Edelleute, gerad, tapfer, derb, fromm, gelegentlich wild und 
heißblütig. Da blitzt einmal eine jähe Gewalttat auf, und 
ein Bismarck wird wegen Totschlags landflüchtig. Dort hören 
wir von einem prachtvollen Haudegen, einem wilden Jäger 
und Secher: die Kunde von seinen Streichen ergötzte noch den 
jungen Otto von Bismarck. 
Die Bismarck kamen aus dem altmärkischen Städtchen Bis- 
mark (d. i, Bischofsmark) nach Stendal in der Altmark. In 
ihrem Wappen trugen sie ein dreiblättriges Kleeblatt mit drei 
Eichenblättern. Ju Stendal in der Kltmark begegnet uns zu- 
erst ums Jahr 1270 ein namhafter Dorfahr, der Aldermann 
der patrizischen Maufmanns= und Tuchmachergilde, Herbord 
Bismarck. Klaus von Bismarck (f 1375) geriet mit dem 
Klerus in Streit und wurde mit dem Kirchenbann belegt. Als 
in Stendal die demokratischen Sünfte siegten, verließen die 
Bismarck die Stadt und zogen als Lehensleute des Wittels- 
bacher Markgrafen Ludwig auf das Schloß Burgstall, eine 
Grenzfeste auf der Letzlinger Heide, zwischen der Altmark und 
dem Erzstift Magdeburg. Die Enkel huldigten dem Mark- 
grafen aus dem hause Hohenzollern. Der Kurfürst Hans 
Georg zwang 1582 die Familie, ihm das Schloß Burgstall mit 
seinen reichen Jagdgründen gegen Schönhausen und Sischbeck 
rechts der Elbe abzutreten. Noch nach dreihundert Jahren ge- 
denkt Otto von Bismarck der seinem Hause widerfahrenen Un- 
bill. Schönhausen war von nun an der sitz des Geschlechts. 
Die Bismarck blieben zwar der linkselbischen altmärkischen 
Ritterschaft zugehörig, verbanden sich aber mit dem Zdel rechts 
der Elbe: mit den Katte, Hlvensleben, Schulenburg, Asseburg, 
Arnim, Bredow, Moellendorf, Kottwitz und anderen. 
9