an keine Auferstehung habe glauben wollen, daher ein Priester sich
alle Mühe gegeben, diesen bösen Menschen auf bessere Gedanken zu
bringen. Derselbe sei mit dem ruchlosen jungen Burschen auf den
Gottesacker gegangen und habe ihm daselbst vorgestellt, daß dieses das
Feld des Herrn sei; wie der ausgestreute Same auf dem Felde auf—
ginge und herfür wachse, so würden auch diese Begrabenen, so zu
sagen, als ein Samen, wieder aus der Erde am jüngsten Tage herfür
kommen. Darauf habe dieser junge Mensch eine noch kleine Linde
auf dem Kirchhof erblicket, solche angesehen und zu dem Priester gesagt,
so wenig als diese Linde, wenn man sie ausreißen und umgekehrt mit
den Ästen in die Erde setzen wollte, ausschlagen würde, so wenig
würden diejenigen, welche einmal tot wären, wiederum lebendig werden
und auferstehn. Hierauf habe der Priester, in göttlichem Eifer entbrannt,
geantwortet, er wüßte gewiß, Gott würde so gnädig sein, und um
solche Ruchlosigkeit zu strafen, ein Zeichen seiner Allmacht sehen lassen,
er wolle diese Linde umgekehrt lassen in die Erde setzen, und würde
sie ausschlagen, so sollte er hiervon seinen bösen Unglauben kennen
lernen, welches auch hernach also geschehen.
Die der Frigg geheiligte Linde war Liebesbaum, welcher nicht bloß von
Liebenden besucht, sondern auch als äußeres Zeichen der Liebe, welche über das Grab
hinaus dauert, auf den Friedhöfen angepflanzt wurde. Außerdem galt sie unsern
Vorfahren als Dingbaum, unter welchem Beratungen gehalten und Recht gesprochen
wurde. Die Mitglieder des Annaberger Rats setzten sich zum Zeichen ihrer Würde
und Gewalt anch während der Predigt im Freien unter den Lindenbaum. — An
unsere Sage erinnert die von der großen Linde auf dem Nikolai-Kirchhof in Görlitz,
insofern auch dieser Baum, verkehrt eingepflanzt und so noch fortgrünend, einen
Glaubenssatz als Wahrheit bestätigte. Als nämlich zu Ende des 16. Jahrhunderts
der in den Verdacht des Calvinismus gekommene Pfarrer Martin Moller zu Görlitz
sterben wollte, sagte er zu den Seinen: „Wenn ich werde gestorben sein, so pflanzt
auf mein Grab eine junge Linde mit den Zweigen in die Erde. So gewiß diese
Linde wachsen wird, so gewiß habe ich auch Gottes Wort rein und lauter gelehrt
und gepredigt.“ Dieser sein letzter Wille geschah und was er gesagt hatte, traf ein,
so daß alles sich hoch verwunderte und viele gläubig wurden. (Haupt, Sagenbuch
der Lausitz, II. No. 125. 2.)
378. Der dürre Lindenstock.
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 52.)
Einstmals zog aus einem Städtchen, im Innern Böhmens gelegen,
ein armer braver Jüngling mit Namen Georg, da der Kaiser die
Kriegstrommel rühren ließ, ins Feld, um als treuer Soldat für das
bedrohte Vaterland zu kämpfen. Er nahm von seinem lieben 1
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