Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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Er reist das Land wohl auf und nieder, 
Was er bekommt, versäuft er wieder; 
So spring' ich aus dem grünen Kranz, 
Spielmann, mach' auf den lustigen Schwerttanz. 
Nun ward wiederum ein Rondo getanzt, aber schneller als das 
erste; die Tänzer traten einer nach dem andern ab, bis Vor- und 
Nachtänzer allein waren, die sich noch ein paar Mal herumdrehten, 
mit den übrigen die Schwerter zusammenschlugen und so unter dem 
Jubelruf der Zuschauer schlossen. 
804. Strafe für zänkische Weiber. 
(Oesfeld, Histor. Beschreibung von Lößnitz (1776) S. 10. 
Göpfert, Geschichte des Pleißengrundes (1794), S. 180.) 
Auf der rechten Seite ohnweit der Hauptthüre des Rathauses in Löß- 
nitz befanden sich zwei steinerne halbe Zentnergewichte, welche oben einen 
eisernen, sehr weiten Angriff hatten und auf der einen Seite glatt, 
übrigens aber rund und an einem Ring aufgehangen waren. Auf dem 
einen Steingewichte sah man ein Frauenbild mit einem Bund Schlüssel, 
welches sie über dem Kopfe hielt, als ob sie damit werfen wollte, und 
der Umschrift: „Du leugst wie eine Hure.“ Auf dem anderen Gewichte 
war auch ein Frauenbild mit einem „Waschbleu“ und den Worten: 
„Du bist eine Hure“, zu sehen, und die gemeine Sage war, daß in 
alten Zeiten diese Gewichte von zänkischen Weibern, welche sich geschlagen, 
öffentlich hätten herumgetragen werden müssen. 
Eine ähnliche Strafe gab es in Crimmitschau. Wenn daselbst 
Weibspersonen einander geschimpft hatten, so mußten sie an der Rat- 
hausthüre einander gegenüber stehen und ward jeder eine Art von 
bleiernem Gewichte an den Hals gehängt. 
  
In Bautzen war es im Mittelalter bis gegen Ende des 17. Jahrh. eine ge- 
wöhnliche Strafe für zänkische Weiber, daß sie sogenannte Schandsteine, welche die 
Form von runden Flaschen hatten, an einer eisernen Kette um den Hals durch die Stadt 
tragen mußten. Man nannte diese Strafe das Flaschentragen oder das Trinken aus 
des Büttels Flasche. (Haupt, Sagenbuch d. L. II. No. 89.) Auch in Leipzig gab 
es für solche Weiber, welche sich auf dem Markte schlugen, rauften oder einander 
schmähten, Schandsteine, die der Rat 1624 neu anfertigen ließ. An manchen Orten 
wurden auch diejenigen Personen damit geschmückt, welche nächtlichen Straßenlärm 
machten. Da und dort hatten diese Steine Brotform, und daher schreibt sich wohl 
auch die Redensart: Ein schwerer Bissen Brod. In Lübeck hatten sie die Form von 
Schüsseln, und nach dem Dortmunder und Halberstädter Statut von 1348 sollten 
das Gewicht eines Zentners haben. Waren die „losmäuligen“ Frauen wohlhabend, 
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