war also der französische Ministerpräsident
und nicht der deutsche Reichskanzler, der damals
die Eventualität eines Präventivkrieges nicht nur erwog,
sondern ganz offen von ihr sprach.
Trotzder inerster Linie dem Fürsten Bismarck zu verdan-
kenden friedlichen Beilegung des Zwischenfalles Schnä-
bele verlangke zwei Wochen später General Boulanger
in der französischen Kammer einen Kredik von fünf Mil-
lionen Franken zum Zwecke der Probemobilmachung eines
Armeekorps, obwohl man in Frankreich davon überzengt
war, daß eine so ungewöhnliche J—aßregel von neuem
große Beunruhigung in Deutschland hervorrufen würde.
Die Erklärungen, die Flourens am I1. Mai in einem
Gespräch mit Graf Münster zu machen für nökig hielt,
lassen keinen Zweifel daran bestehen, daß das französische
Ministerium sich der Gefährlichkeit dieser Maßregel, mit
der nur der Minister des Außeren nicht einverstanden
war, bewußt gewesen ist.: Trotzdem wurde Boulanger
ermächtigk, seine Kreditforderung einzubringen.
Achk Tage späker wurde das Ministerium Goblek ge-
stürzt und das Ministerium Rouvier gebildek, in das
Boulanger nichk mit aufgenommen wurde.
1) Graf Münster berichtet an diesem Tage: „Als ich gestern den
Vertrag von Sansibar mie dem Minister besprochen hatte, sagee er mir,
ich würde wohl aus den Zeitungen erfahren haben, daß der General
Boulanger den Mobilmachungsplan für ein Armeekorps dem Conseil
vorgelegk habe, und daß er leider ermäch #gt worden sei, ihn den Kam-
mern vorzulegen. Herr Flourens habe auf das allerenergischste dagegen
protestiert, er findet den Momene für sehr inopportun und die Sache
selbst für gefährlich. Was ihn aber dabei beruhige, sei, daß er die
fesie Uberzeugung habe, daß die Kammern den Gesetzentwurf nicht ak-
zeptieren würden.“ Akten Bd. VI, S. 189, Nr. 1265.
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