eines solchen zur Ernährung seiner Bevölkerung unbe—
dingt zu bedürfen. Das große russische Reich besaß so un-
erschöpf liche Bodenschätze, daß es, ohne sich auszudehnen,
eine doppelte Bevölkerung hätte ernähren können, und
es strebte doch danach, seinen ostasiatischen Besitz bis zu
den Küsten des Stillen Ozeans auszudehnen und das
alte Byzanz zu erobern, von dem Napoleon behauptet
hat, daß mit seinem Besitz die Herrschaft der Welt ver-
bunden wäre. Auch die britischen Inseln waren, be-
vor ihre Landwirkschaft durch den Freihandel vernichkek
wurde, reich genug an Bodenerzeugnissen, um die auf
ihnen wohnende Bevölkerung zu ernähren, und wenn
auch nach der Zerstörung des englischen Ackerbaues die
Erschließung außerbrikischer Lebensmikkelquellen erfor-
derlich wurde, so läßt sich doch die gewalksame Vernich-
kung aller anderen Seemächke, durch die England die
Herrschaft über die Meere errang, und die Ausdehnung
seines Besitzes auf den fünfken Teil unseres Planeken
nichk aus Lebensnokwendigkeiken erklären, sondern nur
aus Herrschaftsgelüsten und Eroberungswillen.
Deutschland aber, dessen Bevölkerungszunahme nach
der Reichsgründung so groß wurde, daß es sich eine In-
dustrie schaffen mußte, um Waren ausführen zu können,
wenn es keine Menschen ausführen wollte, und das, um
die notwendigen Lebensmittel bezahlen zu können, für seine
Waren auch Absatzmärkte suchen mußte, ist also nach
langem Zögern durch Lebensnotwendigkeiten auf
die Bahnen der Weltpolitik gedrängk worden. Hege-
monische Gelüste und Eroberungssucht haben dabei keine
Rolle gespielt. Und es hak im Unkerschied von den Staa-
ten seiner Ankläger mit der größken Vorsicht vermieden,
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