nicht rechneten, dann konnte die Mordtat von Serajewo
in Deutschland nun und nimmermehr als willkommener
Anlaß zur Enkfesselung eines europäischen Krieges be-
trachtek werden. Sie mußke, ganz abgesehen von der
menschlichen Teilnahme mit den grausam getökeken
Opfern und dem durch diesen neuen schweren Schicksals-
schlag getroffenen alken Kaiser Franz Joseph, auch des-
halb für ein furchtbares Unglück gehalken werden, weil
sie eine Kriegsgefahr heraufbeschwor, wie sie größer auch
während der Balkankriege den Frieden Curopas nicht
bedrohl hakte. Die Behaupkung, daß Deutschland mit
diesem JMord endlich die Gelegenheit für gekommen hielk,
um die Welk in Brand zu stecken, wird schlechkerdings
für diejenigen zum vollkommenen Unsinn, die davon über-
zeugk worden sind, daß Deutschland seit dem Frankfurker
Frieden den Krieg nichk erhofft, sondern gefürchtet hat.
Darumscheink es mir, wennich den Beweis für Deutsch-
lands Friedenswillen erbrachk habe, nichk nokwendig zu
sein, nun auch nachzuweisen, daß der deutsche Kaiser und
die deutsche Regierung oder gar das deuksche Volk wäh-
rend des Juli 1974 den Krieg nicht herbeizuführen, son-
dern zu verhindern suchken. Ich will mich deshalb dar-
auf beschränken, die Taksachen anzuführen, aus denen
hervorgeht, daß weder der Kaiser noch irgendeiner seiner
Rakgeber den durch den Mord von Serajewo herbeige-
führken Konflikt zwischen Osterreich und Serbien zur Ent-
fachung eines Wellbrandes benutzk haben kann, und daß
in den vom 28. Juni bis zum 1. August von der deutschen
Regierung ausgegangenen diplomatischen Kundgebun-
gen nichk eine Spur von Kriegswillen oder Kriegshoff=
nung zu finden ist, daß aber die Feinde Deurschlands, in
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