Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

12 3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 
erkennen, daß die Ansiedlung von der frühesten Bronzezeit bis an deren Ende 
bewohnt war. Auch Grabstätten dieser Zeit wurden in der Nähe unter dem 
Schutt einer späteren römischen Niederlassung gefunden. 
Ein anderes charakteristisches Kulturbild der Zeit geben die an vielen 
Orten Bayerns aufgefundenen Gießstätten und Vorräte neuer, fertiger Waren 
wie angesammelte zerbrochene Geräte und Schmucksachen, die wegen des kost- 
baren Materials zum Einschmelzen bestimmt waren. Diese Funde deuten auf 
sehhafte oder herumziehende Bronzeschmiede, von deren Kunst die Sagen der 
späteren Zeit berichten. Wir lernen aus diesen wie aus den Massenfunden 
der Rohmaterialien die Verkehrswege kennen, die durch das Land führten, und 
die Richtung, die der Handel und die Einfuhr nahmen. Diese Entwicklung 
des Verkehrs deutet wieder auf eine lange, friedliche Periode, die auch die 
hohe Vollendung des Kunstgewerbes der Bronzezeit ermöglichte. Diese tritt 
namentlich in den Beigaben der in den Grabhügeln dieser Zeit Bestatteten 
hervor. Wie bei den Griechen wurden auch bei uns nur den Angesehenen 
des Volkes und ihren Frauen Hügel aufgerichtet und eine reiche Ausstattung 
mit ins Grab gegeben. Die Bronzezeit des westlichen Europa entspricht über- 
haupt zeitlich der im östlichen Teile herrschenden sogenannten mykenischen Periode 
und füllt ebenfalls in mehrfachen Abstufungen das zweite vorchristliche Jahr- 
tausend aus, wenn sie auch nur ein schwacher Abglanz des reichen Kulturbildes 
der letzteren in materieller und künstlerischer Hinsicht ist. 
Die Bronzezeit hat bei uns weit über ein Jahrtausend gedauert. Über 
die ethnologische Zugehörigkeit des Bronzezeitvolkes in unserem Lande sind 
wir noch ebenso ohne jede Kenntnis wie hinsichtlich der Steinzeitleute. Aber die 
somatischen Überreste nicht minder wie Waffen, Geräte und Schmucksachen 
setzen einen schlanken und eher kleinen Menschenschlag voraus wie in der vor- 
hergehenden Periode, so daß auch in dieser Richtung einer Kontinuität der 
Bevölkerung der Stein= und Bronzezeit nicht widersprochen wäre. 
Als ein wichtiges Kulturereignis in der Vorgeschichte ist das Auftreten 
und die Verwendung des Eisens zu betrachten. Mit dem neuen Metall 
entwickelte sich bald auch ein neuer Formenkreis, der sich ganz Mitteleuropa 
von den östlichen (nicht klassischen) Ländern bis an die Westküste Frankreichs 
eroberte. Schon viel früher hatten die klassischen Länder des Mittelmeer- 
gebietes Eisen kennen gelernt und anfangs als kostbares Metall nur zu kleineren 
Schmuckstücken oder als Einlage auf Bronze verwendet. Der Beginn der 
Eisenzeit ist daher für die europäischen Länder zeitlich ganz verschieden und 
so wenig wir die Bevölkerung, welche die Bronzekultur ausgenommen hat, 
als eine einheitliche, als ein Volk annehmen können, so wenig ist das für 
den Kreis der Eisenkultur vorauszusetzen. Man hat in Deutschland und 
Osterreich diese alte Eisenkultur nach dem ersten größeren Fundgebiet, wo sie 
deutlich als etwas Neues erkennbar auftrat, nach dem durch seinen Bergbau 
auf Salz bekannten Gebirgsort Hallstatt im Salzkammergut, die Hall-
	        
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