Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

32 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. 
Die Regierungszeit der Welfen, von deren Freigebigkeit zahlreiche Stif- 
tungen in Ottobeuren, Raittenbuch, Steingaden Zeugnis geben, bedeutet die 
Reform der bayerischen Kirche, deren Ruhm die Namen frommer, gelehrter, 
tatkräftiger Männer wie Eberhard von Salzburg, 1 1164, Hartmann von 
Brixen, # 1164, Otto von Freising, k 1158 zu Morimond, Geroch von 
Reichersberg, f# 1169, verkünden. Ist doch auch der größte deutsche Epiker 
des Mittelalters, der Sänger des heiligen Grals, bayerischen Stammes! 
Noch 1608 sah man in der Liebfrauenkirche zu Eschenbach im Bistum Eich- 
stätt das Grabmal des sinnigen Ritters, der von heiligen Dingen so schön 
gesungen, „daz leien munt nie baz gesprach". Zu gleicher Zeit steht an der 
Spitze der Mainzer und zeitweilig auch der Salzburger Kirchenprovinz der 
große Staatsmann Erzbischof Konrad von Wittelsbach, der als Legat die 
Sprengel des Landes in der Treue zum hl. Stuhl erhält, während sein 
Bruder Otto I. durch die Belehnung Barbarossas i. J. 1180 die Herrschaft 
der neuen, jetzt noch grünenden Dynastie begründet. 
Freilich war das neue Herzogtum an Gebiet bedeutend geschmälert, seit 
Kaiser Friedrich I. die Ostmark als selbständiges Herzogtum an die Baben- 
berger übergeben hatte. Aber auch die Kirchenprovinz Salzburg hatte sich 
Einschränkungen gefallen lassen müssen, indem Böhmen schon im Jahre 
973 von Regensburg losgetrennt und ein eigenes Bistum Prag errichtet 
worden war, das an Mainz angeschlossen wurde. Ebenso löste König 
Stephan I. von Ungarn im Einverständnisse mit Papst Sylvester II. da- 
durch, daß er die Hierarchie in Ungarn mit dem Mittelpunkte in Gran 
aufrichtete, die Tochter von der bayerischen Mutterkirche und machte sie selb- 
ständig. 
Immerhin war das Gebiet des Erzbischofs von Salzburg auch jetzt 
noch viel zu groß, als daß er es selbst hätte gebührend verwalten können. 
Schon 1072 hatte deshalb Gebhard der Heilige, unterstützt von der seligen 
Gräfin Hemma und mit Genehmigung des Papstes Alexander II., für die 
Gebirgslande der südlichen Steiermark und Kärntens ein eigenes Bistum mit 
dem Sitze in Gurk errichtet, dessen Besetzung er sich und seinen Nachfolgern 
vorbehielt. In ähnlicher Weise erfolgte nun durch den frommen Ekberhard II. 
die Gründung der drei weiteren Bistümer Chiemsee (1216), Seckau (1218) 
und Lavant (1228). Vom hl. Stuhle wurden diese Stiftungen gutgeheißen 
und Eberhard dafür mit der Würde eines ständigen Legaten und dem Vor- 
rechte den Purpur zu tragen ausgezeichnet (1232), ein Privileg, dessen sich 
seine Nachfolger heute noch erfreuen. 
Von den neuen Sprengeln lag nur das Bistum Chiemsee zwar nicht 
ganz, aber doch zumeist auf bayerischem Boden. Auf den durch die weite, 
abgrundtiefe Wasserfläche gegen feindliche Überfälle so gut gesicherten Inseln 
hatten schon unter den Agilolfingern zwei Klöster geblüht und in dem einen, 
für Männer, des hl. Virgil von Salzburg gelehrter Freund, der Schotte
	        
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