446 88. Die Perlfischerei in Bayern.
achtungen und Versuche anstellen zu können; allein die empfindlichen Tiere
gingen in dem für sie zu kalkreichen Wasser der Würm bald alle zu Grunde.
Dagegen haben sich die von Karl Theodor gleichzeitig in einige Bäche bei
Heidelberg im Gebiet des kalkarmen Buntsandsteins eingesetzten Tiere bis heute
erhalten.
Hernach geriet die Perlfischerei durch eine Reihe von Fehlern und ver-
kehrten Maßregeln immer weiter in Verfall. Man ernannte zu Perlinspek-
toren statt ortskundiger Fischer und Forstleute Münchener Goldschmiede, die
hohe Reisespesen verrechneten und vielleicht mehr auf ihr eigenes Geschäft be-
dacht waren als auf den Vorteil des Hofes, so daß fortwährend die Aus-
gaben größer waren als die Einnahmen. Endlich wurde in den unruhigen
Zeiten Napoleons durch fortwährende Truppendurchzüge die Ordnung in diesen
Gegenden vielfach gestört und die Perlfischerei hörte ganz auf.
Begreiflicherweise erlosch damit auch das Interesse für diese Tiere, und
wenn auch unter der Regierung der Könige Ludwig I. und Maximilian II.
wieder ein erfreulicher Aufschwung eintrat, so hatte er doch keine lange Dauer.
Schließlich wurde der Regiebetrieb im bayerischen und ehemals passauischen
Gebiete aufgegeben und von 1866 ab sogar eine Anzahl niederbayerischer
Bäche samt den Perlenrechten an Private verkauft. Nun riß seitens der
Berechtigten sowohl wie von Unberechtigten eine heillose Ausbeutung der Bäche
ein. Wagenladungsweise führte man die Schalen in gewisse sächsische Fabriken,
welche sie abschliffen um Geldtäschchen und andere Galanteriewaren daraus
herzustellen. Um daher den noch vorhandenen Beständen einen gewissen Rechts-
schutz zu gewähren erließen von 1886 ab die Regierungen von Niederbayern
und der Oberpfalz Verordnungen, welche heute noch zu Recht bestehen. Neuer-
dings hat sich auch die bayerische Staatsregierung in dankenswertester Weise
entschlossen zur Wiedererhebung und Erhaltung der Perlfischerei im Baye-
rischen Walde einen alljährlichen Zuschuß zu leisten. Zunächst wurde bei
Regen ein Musterbach eingerichtet, aus welchem in der Folgezeit die nächst-
liegenden Bäche neu bevölkert werden sollen; nach und nach sollen auch in
anderen Bezirken solche Musterbäche entstehen um von ihnen aus allmählich
alle die ausgeraubten Perlenbäche wieder zu besetzen. Dieser Musterbach
wird auch zugleich als Versuchsbach benutzt; denn die Lebensvorgänge des
Tieres wie auch die Perlbildung selbst sind noch nicht nach allen Richtungen
erforscht.
Ohne Unterbrechung erhalten haben sich die Fischereien der früheren
Markgrafschaft Bayreuth. Schon Konrad Celtes erwähnt um 11502 die
Perlen des Main, später werden noch Regnitz, Göstrabach, Selbitz und Lamitz
genannt, weiterhin der Grünaubach, die Slschnitz und Schwesnitz und der
Lübitzer Bach bei Gefrees. In diesen Gewässern, in den Rentämtern Hof,
Marktschorngast und Selb, wird die Perlfischerei in Regie heute noch unter
der Leitung der Forstbehörden betrieben. Die gefundenen Perlen gelangen zunächst