448 89. Das Münchener Künstlerfest von 1840.
„auf den Tisch gestellt, umgab sie mit kritischem Blick das Komitee“ und
änderte unerbittlich alles nicht echt Erscheinende. Sorge machte vor allem
die Wahl eines passenden Vertreters des Kaisers; aber während eben beraten
wurde, trat der kurz vorher nach München gekommene Lichtenheld in den
Saal, eine Verkörperung des ritterlichen Max — diese Sorge war gehoben.
Auch die Wahl der anderen Figuren gelang so gut, daß der Bericht stolz
melden konnte: „Jeder war, der er sein sollte und wollte.“ Aus einem anderen
Raume ertönten die Chöre, die Franz Lachner, Stuntz und Kunz für das
Fest komponiert, und daneben exerzierten die 60 Landsknechte — es gestaltete
sich eine originelle Welt im kleinen.
Endlich war alles fertig. Am Abend des 17. Februar herrschte im
Hoftheater reges Leben. Die Bühne und ein Teil des Zuschauerraumes
waren in einen Saal verwandelt, in den Gängen drängten sich die zum Zuge
antretenden Künstler und Kunstgenossen. Die Logen und das Parterre waren
von einer schaulustigen Menge gefüllt. Trompeten und Pauken ertönen, der
Zug betritt den Saal.
Voran schritten die Zünfte in ihren kleidsamen, farbenreichen Trachten:
zuerst die Zunft der Meistersänger mit dem in dunkelm Pelzmantel einher-
schreitenden Hans Sachs, daran anschließend die Zunft der Bader mit Rosen-
blüth und dem hageren Hans Foltz. Dann kamen die Schlosser, die Buchdrucker
und Formschneider mit Hans Schäufelin und Koberger, dem größten Buch-
händler der damaligen Zeit, die Silber= und Goldschmiede als glänzendste
Gruppe, jene in himmelblauen und roten Gewändern mit weißem Überwurf,
diese hochrot und schwarz mit goldgestickten Mänteln. Als Meister der Orna-
mentenschneider schreitet im polnischen Rock Veit Stoß einher. Ein rührender
Anblick ist die Zunft der Gelb= und Rotgießer, denn Peter Vischer und seine
Söhne bilden sie allein; er ist ein Bild des Glücks, wie er im Arbeitskittel,
mit Schurzfell und runder Filzkappe vorübergeht. Die hünenhaften Zimmer-
leute folgen; zuletzt kommt die Zunft der Maler und den Beschluß macht
Albrecht Dürer zwischen seinem Lehrer Michel Wohlgemuth und Adam Kraft.
Zwei Edelknaben tragen ihm das Wappen vor, das Maximilian der Maler-
zunft verliehen haben soll und das seitdem zum allgemeinen Künstlerwappen
geworden ist.
Nun kommen die Vertreter der Stadt Nürnberg: der Stadthauptmann,
Bürgermeister und Rat und endlich die festlichen Reihen der Geschlechter, die
Männer in reichen Seidengewändern und neben ihnen, von Gold und Edel-
steinen funkelnd, die Frauen und Töchter.
Eine zweite Reihe von Trompeten und Pauken zieht in den Saal,
gesolgt von einem Haufen Landsknechte mit einem Wald von Spießen; dann
wird es plötzlich feierlich still — der Kaiser naht. Das keiserliche Panier
wallt hoch über allen, die Leibwache mit Flambergen, eine Schar Edelknaben
und Jäger gehen voran, dann schreitet in wundervoller Ruhe im goldenen