612 130. Die Bayern an der Loire.
retteten die dünne Linie des weichenden Fußvolkes vor dem Durchbruch feind-
licher Ubermacht. Sie avancierten mehrere hundert Schritt um die feindlichen
Geschütze näher zu fassen und Batterie Baumüller stand am rechten Flügel
der Verteidiger des Parkes von Coulmiers, unerschüttert trotz herbster Ver-
luste, vorne in der Plänklerlinie.
Ungewöhnlich zeichnete sich hier auch Oberst Graf Penburg aus, der
mit dem 13. Infanterieregiment und versprengten Abteilungen des 10. Schloß
und Park Coulmiers hielt, nachdem er die Verteidigung durch Distanzmarkie-
rungen und Schließung einzelner Mauerlücken vorbereitet. So wehrten sich
die Bayern 6 Stunden lang gegen die Massen der Division Barry vom 16.
und der Brigade Dariès vom 15. Korps.)
In der Schlacht bei Beaugency-Cravant tat sich auch Prinz Leopold
von Bayern als Batteriechef besonders hervor und ermutigte die Mann-
schaften durch kaltblütige Haltung. Die fünf Batterien der Artilleriereserve
unter Major Schleitheim wirkten hier mit ähnlicher Hingebung wie jene bei
Coulmiers. Die 3. Infanteriebrigade avancierte unter heftigem Feuer auf
ebenem Gelände gegen zahlreiche Weinberge und trotz herbster Verluste
(schon im Treffen von Orleans hatte diese Brigade den stärksten Verlust am
11. Oktober und ebenso bei Loigny) stockte der Angriff keinen Augenblick.
Doch gelang es erst der 2. Brigade Orff und der etwas später eingreifenden
1. Brigade den Feind zurückzudrängen. Dabei machte Munitionsmangel
mehrere Bataillone fast kampfunfähig. Das nachfolgende Biwak der Sieger
stellte letztere auf harte Geduldprobe. Es war bitterkalt, die Verpflegung glänzte
durch Abwesenheit, da die Proviantwagen sich in der Dunkelheit nicht zu ihren
Truppenteilen durchfinden konnten. Am Flügel rechts bei Cravant nahm das
bayerische 9. Jägerbataillon „am Kampfe rühmlichen Anteil“, wie der preußische
Divisionsgeneral von Wittich (22. Division) in seinem Tagebuch bezeugt.
Am folgenden Tage (9. Dezember) focht wieder das 13. Infanterie-
regiment bei Villechaumont mit Energie und Graf enburg, jetzt Komman=
dierender der 4. Brigade, harrte aus, bis die 22. Division ihn aus der
kritischen Lage befreite. Hiebei hatte die Sechspfünderbatterie Kriebel, der
sich zwei Vierpfünder anschlossen, einen besonders schweren Stand. Feindliche
Granaten räumten unter Stücken und Bemannung dermaßen auf, daß nur
noch 14 Mann und 3 Geschütze übrigblieben. Am rechten Flügel nahm General
Orff den wichtigen Ort Beauvert glänzend mit Sturm. Am 10. Dezember
beschäftigte das arg gelichtete bayerische Korps das 21. französische Korps
am Walde von Marchenoir.
Am 11. Dezember schied es aus der Front und kehrte am 12. Dezember
nach Orléans zurück um endlich auf einige Wochen Feierabend zu machen.
1) Graf Psenburg und Major Baumüller erhielten den Max-Josephs-Orden,
ebenso später Hauptmann Reder, ein anderer Chef der obengenannten 5 Batterien.