166 8 106. Die gesetzliche Wehrpflicht.
westafrika beträgt zwei Jahre. (Ges. $ 3.) Es wird ein der Landwehr-
infanterie des Heeres entsprechender Beurlaubtenstand gebildet, zu
welchem die Mannschaften, welche in der Schutztruppe gedient haben
und Offiziere, die aus den Offiziersaspiranten des Beurlaubtenstandes
der Schutztruppe hervorgegangen sind, übertreten. (Ges. $ 10.)
V. Die DienstpflichtinderReserveundinderLand-
oder Seewehr.
1. Begriff. So erheblich der Unterschied zwischen der Reserve
und der Landwehr hinsichtlich der Organisation des Heeres ist, indem
die Reserve zum stehenden Heere gehört, die Landwehr dagegen in
der Regel in besonders formierten Iruppenkörpern verwendet wird'),
so gleichartig ist die Dienstpflicht der zur Reserve und der zur
Land- oder Seewehr gehörenden Wehrpflichtigen geregelt. Die Land-
wehrdienstpflicht ist lediglich eine fortgesetzte Reservedienstpflicht. Ge-
meinsam ist beiden, daß sie die militärische Ausbildung der Wehr-
pflichtigen, also die Ableistung der aktiven Dienstpflicht, zur Voraus-
setzung haben; gemeinsam ist ferner beiden, daß die Wehrpflichtigen
von dem aktiven Dienst zwar befreit sind, aber sich bereit halten müs-
sen, der Einberufung zu den Fahnen Folge zu leisten; gemeinsam ist
ihnen endlich, daß die Mannschaften im Frieden zu Uebungen, Kon-
trollversammlungen und Meldungen verpflichtet sind. Die Dienstpflicht
in der Reserve und in der Land- oder Seewehr läßt sich dahin charak-
terisieren, daß die Pflicht zum aktiven Militärdienst quoad ius fort-
dauert, quoad exercitium aber suspendiert ist. Die Mannschaften der
Reserve und der Landwehr gelten daher als von den Fahnen beur-
laubt und bilden gemeinschaftlich mit den bereits ausgehobenen,
aber noch nicht eingestellten Rekruten und den zur Disposition der
Truppenkörper oder der Ersatzbehörden vor erfüllter aktiver Dienst-
pflicht entlassenen Mannschaften und den der Ersatzreserve überwie-
senen Personen den Beurlaubtenstand?). Die Pflichten, welche
den zur Reserve- und Land-(See-)wehr gehörenden Mannschaften ob-
liegen, zerfallen in zwei wesentlich verschiedene Kategorien; die einen
sind die ordentlichen, d. h. im Frieden und bei gewöhnlichen Ver-
hältnissen zu erfüllenden, die anderen sind die außerordentlichen,
welche nur bei Verstärkungen oder Mobilmachungen des Heeres wirk-
sam werden.
2. Dieordentlichen Dienstpflichten (im Frieden).
a) Die Teilnahme an Uebungen. Jeder Wehrpflichtige ist
während der Dauer des Reserveverhältnisses zur Teilnahme an
zwei Lebungen verpflichtet, welche die Dauer von je acht Wochen
nicht überschreiten ?). Jede Einberufung zum Dienst im Heere, bezie-
1) Wehrgesetz 85. Vgl. oben $ 102.
2) Militärgesetz $ 56. Gesetz vom 11. Februar 1888, $ 11.
3) Wehrgesetz 86, Abs.6. Die Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche in