fullscreen: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

– 81 — IV 
des Atznatrons oder Atzkalis frei und löst in dem Zeuge das Fett auf, das den 
Schmutz zurückhält und so die Fettflecke bildet. Sobald aber das Fett aufgelöst 
ist, läßt sich der Schmutz leicht durch Reiben usw. entfernen. — In hartem, 
kalkhaltigem Wasser, wie z. B. Brunnenwasser, schäumt die Seife nicht. Sie 
löst sich nämlich darin nicht auf, da sich das Fett mit dem Kalke zu einer un- 
löslichen Masse (Kalkseife) verbindet. Deshalb benutzt man zum Waschen gern 
Regen= oder Flußwasser. (S. 61.) 
44. Salpeter. a) Mauersalpeter. An den Wänden mancher Pferde= und 
Kuhställe finden wir öfter salzartige Auswitterungen, die die Wand wie Reif 
bedecken. Diese Auswitterungen bestehen größtenteils aus Salpeter. Wie ent- 
steht er? Wo stickstoffhaltige Pflanzen- und Tierstoffe verwesen, wird Stickstoff 
frei. So auch hier im Stalle. In dem Augenblicke, wo der Stickstoff frei wird, 
verbindet er sich mit Wasserstoff zu Ammoniak (S. 64), und dieses wird all- 
mählich durch den Sauerstoff zu Salpetersäure. Die Salpetersäure verbindet 
sich weiter mit dem Kalke an den Wänden zu Mauersalpeter oder salpeter- 
sauerm Kalke. Dieser schadet besonders dadurch, daß durch ihn der Mörtel 
zerstört wird. 
b) Kalisalpeter. In ähnlicher Weise wie der Mauersalpeter entsteht auch 
der Kalisalpeter (echter Salpeter), nur daß an Stelle des Kalkes Kali tritt, das 
sich vielfach in der Erde findet. Der Kalisalpeter wittert besonders in südlichen 
Ländern aus, namentlich in Ostindien (daher auch indischer Salpeter genannt), 
Ungarn, Spanien usw. Dort „vblüht" er oft aus Höhlen, Kalksteinfelsen und dem 
Erdboden hervor, so daß diese weit und breit mit Salpeter wie mit Mehl oder 
nadelförmigen Kristallen bedeckt sind. Eine solche Salpeterhöhle findet sich z. B. 
auch bei Homburg. — Lange Zeit bildeten die südlichen Länder die einzige 
Quelle für den Salpeter, bis es endlich gelang, auf künstlichem Wege Salpeter 
zu erzeugen. Das geschah zuerst in sogenannten Salpeterplantagen. Jetzt stellt 
man ihn aus Natronsalpeter und Chlorkalium her. In einem Reagenzglas 
mischt man etwas Salpeter mit fein zerriebener Holzkohle und erhitzt das Ge- 
misch. Es entzündet sich bald und die bei der Verbrennung entstehenden Gase 
schleudern die übrige Masse aus der Röhre. Durch die Hitze gibt der Salpeter 
Sauerstoff ab. Dieser verbindet sich mit Kohle. Dadurch entsteht Kohlensäure; 
auch wird noch Stickstoff frei. Diese Gase dehnen sich durch die Hitze noch sehr 
stark aus und bewirken die Explosion. Wegen dieser Eigenschaft benutzt man den 
Salpeter zur Herstellung des Schießpulvers. Hierbei wird er in etwas Wasser 
mit Kohle und Schwefel innig gemischt; der dicke Brei wird gewalzt, getrocknet 
und zerkleinert, die Stückchen poliert man in bewegten Trommeln unter Zusatz 
von etwas Graphit. Auch zum Einsalzen des Pölelfleisches, zur Herstellung des 
Glases und der Salpetersäure wird er benutzt. 
c) Der Chili= oder Natronsalpeter enthält statt des Kali Natron. Er 
stammt aus Chile und Peru. Dort liegt er unter einer Schicht von Sand und 
Geröll in einer Mächtigkeit von ½—3 m. Man verwertet ihn besonders als 
Dünger, zur Gewinnung des Kalisalpeters und der Salpetersäure. 
45. Salpetersäure. Bringe Salpeter und Schwefelsäure zu gleichen Teilen in eine 
Retorte und erhitze sie mäßig in einem Sandbade! Es steigen Dämpfe von stechendem 
Geruch auf. Leite sie in eine Flasche, die mit Wasser abgekühlt wird! Die Dämpfe ver- 
Nealienbuch A. (XV. Naturlebre.) 35 6
	        
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