Full text: Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen von 1901.

GEriechisch. 31 
Übersetzungen aus dem Lateinischen in das Deutsche bilden den Prüf- 
stein erreichter Fertigkeit. 
Sind gewisse Abschnitte oder ein Ganzes übersetzt, so ist ge- 
meinsam mit den Schülern eine Übersicht über den Inhalt und dessen 
Gliederung festzustellen. Auf der oberen Stufe ist durch den Lehrer 
außer den Grundgedanken auch die Kunstform des Gelesenen den 
Schülern zum Verständnis zu bringen. Bei Schriftstellern oder Schrift- 
werken, welche nicht vollständig gelesen werden können, ist streng darauf 
zu halten, daß die Auswahl nach bestimmten sachlichen Gesichtspunkten 
erfolgt, immer ein möglichst abgeschlossenes Bild gewährt und der Zu- 
skammenhang der Teile klargelegt wird. Überall ist die unvorbereitete 
Lektüre du pflegen. 
Im allgemeinen ist es nicht ratsam, auf der mittleren Stufe 
des Gymnasiums Prosaiker und Dichter nebeneinander zu lesen. Für 
das Realgymnasium ist die gleichzeitige Lektüre zweier Schriftsteller 
überhaupt ausgeschlossen. 
Es empfiehlt sich nicht, bei dem Realgymnasium die Lektüre in 
mehr als drei aufeinander folgenden Klassen auf Cäsar zu beschränken. 
In der I dieser Anstaltsart gehört fast die ganze Zeit der Lektüre. 
Für ein sicheres Verständnis ist hier ganz besonders Sorge zu tragen. 
Tastendem Raten wird am wirksamsten durch Gründlichkeit der Aus- 
bildung bei langsamem Fortschreiten des Unterrichts vorgebeugt. 
Ein bisher noch zu wenig gewürdigter und doch für die gegen- 
seitige Stützung der Unterrichtsfächer wichtiger Gesichtspunkt ist die 
Herstellung einer näheren Beziehung zwischen der Prosalektüre und 
der geschichtlichen Lehraufgabe der Klasse. Dies gilt wie für das 
Deutsche und alle fremden Sprachen, so insbesondere auch für das 
Lateinische. Dadurch wird für bedeutsame Abschnitte der alten Ge- 
schichte und hervorragende Persönlichkeiten eine durch kraftvolle Züge 
belebte Anschauung gewonnen. Auch der Inhalt der Übungsbücher 
soll diesen Zweck fördern helfen. 
Die Verwertung von künstlerisch wertvollen Anschauungsmitteln, 
wie sie in Nachbildungen antiker Kunstwerke und in sonstigen Dar- 
stellungen antiken Lebens reichlich vorliegen, wird empfohlen. Die 
Betrachtung und Besprechung der Anschauungsmittel soll aber nicht 
Selbstzweck werden. 
4. Griechisch. 
a) Allgemeines Tehrziel. 
Auf ausreichende Sprachkenntnisse gegründete Bekanntschaft mit 
einigen nach Inhalt und Form besonders hervorragenden Literatur- 
werken und dadurch Einführung in das Geistes= und Kulturleben 
des griechischen Altertums.
	        
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