Naturwissenschaften. 67
b) In dem zweiten Kursus, welcher sich auf den ersten aufbaut,
ist das dort gewonnene Wissen zu vertiefen und zu erweitern. Auch
auf dieser Stufe ist das Experiment ein wesentlicher Bestandteil des
Unterrichts; aber im Gegensatz zur Unterstufe, wo es mehr qualitativen
Charakter hatte, wird es, besonders an den Realanstalten, hier mehr
in quantitativer Richtung zu behandeln sein. Hierzu tritt die mathe-
matische Behandlung der Hauptgesetze. Der Unterricht in der theo-
retischen Optik hat sich (besonders in der Lehre von der Polarisation
und Doppelbrechung) auf die wichtigsten Erscheinungen zu beschränken.
Aus der mathematischen Erd= und Himmelskunde sind die grund-
legenden Abschnitte in den mathematischen Stunden der I zu er-
ledigen, so daß dem physikalischen Unterrichte nur die Ergänzung der
dort gewonnenen Kenntnisse obliegt. Auch innerhalb dieses Kursus
dürfen, wo besondere Verhältnisse es empfehlen, die Lehraufgaben von
einer Klassenstufe auf eine andere verschoben werden, sofern nur das
Gesamtziel sicher erreicht wird.
o) Der Unterricht in der Mineralogie wird am naturgemäßesten
mit dem chemischen Unterrichte verbunden. Das schließt nicht aus, daß
unter besonderen Umständen, z. B. an Anstalten, die in einer mineral-
reichen, bergbautreibenden Gegend liegen, dem mineralogischen Unter-
richte eine besondere Berücksichtigung zuteil wird. Zu behandeln sind
die wichtigsten Kristallformen und die physikalischen und chemischen
Eigenschaften der hauptsächlichsten Mineralien, an den Realanstalten
auch die Elemente der Geognosie und Geologie. — In der Chemie ist
darauf Bedacht zu nehmen, daß die Schüler nicht etwa durch gleich-
mäßige Behandlung aller Elemente und ihrer Verbindungen mit Lehr-
stoff überladen und zu überwiegend gedächtnismäßiger Aneignung
genötigt werden. Soweit möglich, soll im Unterrichte die technische
Verwendung chemischer wie auch physikalischer Wissenschaft berücksichtigt
werden. Ferner empfiehlt es sich, sowohl wichtige hygienische Gesichts-
punkte, z. B. bei der Besprechung von Wasser, Luft, Nahrungsmitteln,
als auch die Beziehungen zur Biologie in Betracht zu nehmen. In
den praktischen Ubungen sollen die Schüler die wichtigsten Reaktionen
der Metalloide und Metalle durchmachen, einfache qualitative Analysen
ausführen und leichte Präparate herstellen. Derartige Ubungen, die
bei richtiger Leitung einen nicht zu unterschätzenden erziehlichen Wert
haben, sind unter Umständen auch für das Gebiet des physikalischen
Unterrichts zulässig.
6. Bei der gewaltigen Fülle des Stoffes auf allen Gebieten
und der besonders an Gymnasien verhältnismäßig geringen Anzahl der
dafür verfügbaren Lehrstunden ist auf eine angemessene Auswahl die
größte Sorgfalt zu verwenden. Das Bestreben des Lehrers wird vor
allem dahin zu richten sein, daß die Schüler zu eigenem Beobachten
5