$3. Geschichte des Völkerrechts. 35
sischen Regierung begünstigten Boxeraufstandes (Ermordung des
deutschen Gesandten am 10. Juni 1900) und die bewaffnete
Intervention der Mächte in China, die mit dem Schlußprotokoll
vom 7. September 1901, unterzeichnet zu Peking zwischen Deutsch-
land, Österreich-Ungarn, Belgien, Spanien, den Vereinigten Staaten,
Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden und
Rußland einerseits, China anderseits, ihren friedlichen Ab-
schluß fand.!®
Während der deutsch -englische Vertrag vom 16. Oktober 1900
(Jangtsevertrag), dem die übrigen Großmächte beigetreten sind, die
„Politik der offenen Tür“ und die Erhaltung der Integrität Chinas
festlegte, suchte Rußland die Mandschurei seiner ausschließlichen
Herrschaft zu unterwerfen. Gegen die russische Ausdehnungs-
politik in Ostasien vereinbarten Großbritannien und Japan in dem
Bündnisvertrag vom 30. Januar 1902 die Aufrechterhaltung der
Integrität Chinas und Koreas und den Schutz ihrer gemeinsamen
Interessen; Rußland und Frankreich erwiderten mit der Ausdehnung
ihres Bündnisses auf die ostasiatischen Verhältnisse. Die zu-
nehmende Spannung zwischen Rußland und Japan führte im
Februar 1904 zum Ausbruch des Krieges zwischen den beiden
Bewerbern um die Vorherrschaft in Ostasien.!?
3. In Persien dauert der Wettbewerb der Mächte noch
fort, ohne abschließende Ergebnisse gezeitigt zu haben. Persiens
Unabhängigkeit wurde durch ein russisch-englisches Übereinkommen
anerkannt (1902); doch besitzt die britische Regierung in Süd-
persien gewisse Vorrechte. In Kleinasien brachte das Jahr 1902
Deutschland die Konzession zur Erbauung einer Eisenbahn von
Konia über Bagdad bis an den persischen Golf, England die Er-
16) Abgedruckt Recueil I 80. Vergl. De Lapradelle, R.G. VII
272, IX 49, 367, X 742. Heinze, Die Belagerung der Pekinger Ge-
sandtschaften. 1901.
?) Vergl. Lawrence, War and neutrality in the far East. 2. Aufl.
1904. Nagaoka, R.J. XXXVI 461. — Correspondence regarding the
nmegotiations between Japan and Russia. 1904.
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