Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Die sächsische und schwäbische Orthodoxie war das Ideal, wel- 
chem Marbach entgegenarbeitete. Die Zügel der Kirchenzucht wurden 
straff angezegen, eine Art Privatbeichte wieder in Gang gebracht. 
Der religiöse Jugendunterricht lief auf blinden Glauben und ge- 
dankenlosen Gedächtniskram hinaus. Es kamen Versuche ver, eine 
förmliche Inquisition einzurichten: was aber doch der Rath nicht 
zugab. Auch eine allgemeine Agende für sämmtliche Kirchen des 
Stadtgebietes durchzusetzen, bemühte sich Marbach vergebens. 
Mit dem inneren Charakter veränderte sich das äußere Gewand. 
In den Gottesdienst kehrte ein gewisser Ppomp und größere Feier- 
lichkeit zurück. Die nackten Wände bedeckten sich von neuem mit 
Gemälden, welche einzelne Züge der evangelischen Geschichte oder 
Auftritte und Personen aus der Geschichte der Reformation, haupt- 
sächlich Luthers Bildnis, darftellten. Und um die Kirchenmusik er- 
warb sich Marbach wirkliches Verdienst. Die Tonkunst in ihrer 
vollen Ausbildung durch den mehrstimmigen Satz durfte zur Freude 
und Erbauung der Gemeinde nun erst in die Gotteshäuser wieder 
eindringen. Auch ganz freie Erfindungen älteter und mitlebender 
Componisten in Motetten und dergleichen kunstreichen Fermen waren 
vom kirchlichen Gebrauch nicht ausgeschlossen, sondern nur an das 
Ende des Gottesdienstes verwiesen. Beim Haupttheil trug zuerst 
der Sängerchor in Begleitung der Orgel ein Lied in einfachem 
Satze vor, dann folgte eine kunstreiche fugirte Ausführung der 
Melodie mit Orgel und mancherlei Instrumenten. Bei mehreren 
Strophen wiederhelte sich der Wechsel, so daß Kunstgesang und 
Gemeindegesang in ein lebendiges Verhältnis zu einander traten. 
In der Geschichte des evangelischen Kirchenliedes ist diese Wendung 
durch den Namen des Straßburger Gymnasiallehrers Themas 
Walliser (1568—1648) bezeichnet: ein tüchtiger und achtungswerther 
Tonsetzer, der noch spät in der Weise des sechszehnten Jahrhun- 
derts fortcomponirte, nur daß sie bei ihm feiner und gewandter 
ausgebildet, meledischer und fließender erscheint. 
Allen inneren und äußeren Wandelungen des religiösen Lebens
	        
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