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Es wäre noch viel rascher gelungen den alemannischen Wider-
stand, besonders der kleinen Städte, zu beseitigen, wenn nicht die
fortwährenden Kriegssteuern in den Dezennien nach dem westphä-
lischen Frieden den Einwohnern des Elsasses täglich gelehrt hätten,
daß doch auch der große König nicht im Stande sei, die von seinen
Anhängern so oft gepriesene und vorausgesagte Sicherheit und Ruhe
zu gewähren. «
Bis zum Jahre 1659 dauerte der Krieg zwischen Frankreich
und Spanien, welcher das Elsaß nicht unberührt ließ. Die Friedens-
jahre, die nach dem pyrenäischen Frieden folgten, waren nur
wie eine kurze Rast auf der Bahn der Eroberungen Ludwigs XIV.
Als Kaiser Leopold im Jahre 1672 der von den Franzosen nun
schon zum zweitenmale hart bedrängten holländischen Republik
zu Hilfe kam, war wieder das Elsaß der vorzüglichste Schauplatz
des Krieges, nicht anders, als zu der Zeit, wo des Reiches Rechte
und Gewalt in der deutschen Westmark noch lebendig waren. Türenne
und Condeé schalteten an der Spitze der französischen Heere in dem
mit halbem Herzen noch dem Reiche zugethanen Lande um so rück-
sichtsloser, als das Kriegsrecht Gelegenheit gab, an die Stelle der
guten Worte den rauhen Ton des souveränen Königs zu setzen.
In diesen Zeiten war es äußerst gefährlich, die Reichsrechte, welche
im westphälischen Frieden vorbehalten worden, anzurufen, und mancher
Ort mußte die Drohung vernehmen, daß Ludwig XIV. Beeinträch-
tigung seiner Landesherrlichen Rechte als Rebellion von Unterthanen
bestrafen werde.
Oesterreichischerseits wäre man nicht abgeneigt gewesen, die
elsässischen Gebiete während des holländischen Krieges wieder zu
erobern, aber die politischen Combinationen, die zu diesem Ziele
scheinen. Denn die Verbindung, in welche Oesterreich mit den Lo-
thringern trat, dessen jüngerer Herzog Karl zugleich die Reichsarmee
commandirte, war auch jetzt geradeso wie im dreißigjährigen Kriege
das geeignetste Mittel, um bei den Elfässern den Rest der Sym-