Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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rangte, die nothwendigen Reformen einzuführen, während die bei 
der Reichsvertretung thätigen Straßburger Gesandten immer drin- 
gender den Stadtrath mahnten, sich den allgemeinen Reichegesetzen 
unbedingt zu unterwerfen, sah der Straßburger Stadtrath nur mit 
Mistrauen auf die neue französische Regierung und die ministeriellc 
Einflußnahme auf das innere Verfassungswesen der Stadt. Von 
einer unbedingten Annahme aller in Versailles beschlossenen 
und zu beschließenden Gesetze mochte man selbst in den kleineren 
Städten des Elsasses, am wenigsten aber in Straßburg hören. 
Die Zähigkeit des deutschen Stadtraths sollte nun durch einen 
Mann gebrochen werden, den die französische Regierung mit großem 
Geschick auszuwählen gewußt hat. Unter dem Vorwand, daß der 
Prätor der Stadt Gerard krank wäre, wurde Friedrich von 
Dietrich, Urenkel des unglücklichen Ammeisters, der die Capitu- 
lation von Straßburg vor hundert Jahren unterzeichnet hatte, als 
königlicher Commissär entsendet, ein Mann von seltenen Talenten, 
unbedingter Hingabe an die Grundsätze der neuen Verfassung, durch- 
drungen von der großen Litteratur, welche die Geister in Frankreich 
in Bewegung gebracht hatte. Der Tag, an welchem er in Straß- 
burg in feierlicher Weise vor dem im Rathhaus versammelten Ma- 
gistrat sein Amt antrat, 6. Juli 1789,, bezeichnet den Beginn der 
revolutionären Epoche des Elsasses. 
Man mag sich, indem man die merkwürdige Thãtigkeit Friedrichs 
von Dietrich betrachtet, gerne daran erinnern, daß sein Geschlecht 
nicht elsässischen, sondern lothringischen und ohne Zweifel franzs- 
sischen Ursprungs ist, denn die Familie Didier ließ sich erst um die 
Mitte des 16. Jahrhunderts in Straßburg nieder. Nach der Kata- 
strophe von Straßburg und dem unglücklichen Ende des Ammeisters 
war sie in ihrem Wohlstand beträchtlich zurückgekommen, aber der 
Vater Friedrichs brachte sein Haus zur höchsten Blüte. Als Geethe 
im Elsaß war, hörte er den Namen mit nicht geringer Achtung 
nennen, wenn er in Gegenden wanderte, wo# lange unbenutzte Wal- 
dungen die ersten Spuren rationeller Bewirthschaftung zeigten, und
	        
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