Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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men lassen. Jetzt erst, da die Regierung Napoleons Ordnung in 
den Staat brachte, kamen die Früchte der Centralisation des grohen 
Staates zum Bewußtsein und diese Erkenntnis des gewaltigen Ge- 
winns gereichte nun umgekehrt wieder dem Bonapartismus zum 
Vorhheil. 
Die religissen Irrungen waren zwar schon theilweise unter 
dem Vollziehungsdirekterium beseitigt worden, zu einem Frieden 
zwischen dem Staat und den Confessionen, welche sich in voller 
Freiheit entwickeln kennten, kam es jedoch erst durch Napoleons Re- 
gierung. Auf den Bischofstuhl von Straßburg wurde ein gemäßigter 
und verständiger Mann berufen. Das unter dem Namen der orga- 
nischen Artikel bekannte Gesetz vom 8. April 1802 betraf die Ein- 
richtung aller vom Staate anerkannten Religionen und beruhte auf 
den durch die Revolution festgestellten Grundsätzen der Gewissens- 
freiheit und gegenseitigen Duldung. Die protestantische Kirche er- 
hielt durch dieses Gesetz die im wesentlichen bis heute fortdauernde 
Ordnung. In den Consisterien wirkten Pastoren und Laien zusam- 
men, und ein Direktorium als eberste Kirchenbehörde wurde für die 
beiden Rheinischen Departements eingesetzt. 
Das Seminarium zur Heranbildung protestantischer Geistlichen 
erfüllte zunächst die dringendsten Bedürfnisse, bis im Jahre 1808 
die protestantisch-theologische Fakultät gegründet wurde, welche bis 
auf den heutigen Tag die einzige Unterrichtsanstalt des Elsasses 
klieb, in welcher sich Traditionen der alten Verbindung mit deutscher 
Wissenschaft lebendig erhielten. Auch die anderen in Straßburg 
bestehenden Fakultäten verdankten ihren Ursprung dem Universitäts- 
Gesetze Napoleons I. vom 17. März 1808. Denn die alte deutsche 
Universität, sofern sie sich nicht während der Revolutionsstürme ganz 
auflöste, zerfiel in lauter Spezialschulen, welche erst durch das ge- 
nannte Gesetz zu dem Charakter von Fakultäten wieder erhoben 
worden sind. Freilich für deutsche Begriffe haben sich diese Napo- 
leonischen Fakultäten von Straßburg niemals zu dem Range einer 
wahren Hochschule erhoben, und das blühende Leben der alten deut-
	        
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