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Nicht ohne Befriedigung lesen wir jetzt solche Klagen und düstere
Prophezeihungen. Mit Freude entdecken wir auch sonst warme An-
erkennung deutscher Art und deutschen Wesens bei einzelnen elsässi-
schen Schriftstellern. Rühmte HPfeffel an den Deutschen ihren stäten,
geraden und gesetzten Charakter, ihren Biedersinn, ihre Ehrfurcht für
Moralität, ihre rührende Gutmüthigkeit; so klingt es ähnlich, wenn
Professer Reuß 1838 schreibt: „Wir reden deutsch heißt ja nicht blos,
daß wir unsere Muttersprache nicht abschwören wollen, sondern es
heißt, daß wir in unserer ganzen Art und Sitte, in unserem Glauben,
Wollen und Thun deutsche Kraft und Treue, deutschen Ernst und
Gemeingeist, deutsche Uneigennützigkeit und Gemüthlichkeit bewahren
und als ein heiliges Gut auf unsere Kinder vererben wollen. Das
ist unser Patriotismus.“
Darum werden die elsässischen Dichter auch nicht müde ihre
Muttersprache zu preisen als ein Symbol deutscher Art und Tüchtig-
keit. So Daniel Hirtz. So Karl Bernhard, der als früherer
Chasseur d'Afrique hinlänglich Gelegenheit hatte, sich an französi-
scher Gleire zu berauschen. So Adolf Stöber:
Muttersprache deutschen Klanges,
O, wie hängt mein Sinn an dir!
Des Gebetes und Gesanges,
Heilge Laute gabst du mir.
Sollt ich deine Fülle missen,
O, mich kränkte der Verlust,
Wie ein Kind, das man gerissen
Von der warmen Mutterb#st.
Mehr als einmal kehrt daher auch ein Gedanke wieder, den
Professor Reuß am schönsten ausspricht: „Auf beiden Rheinufern
wohnt für uns nur Ein Volk, Schlachten und Welthändel können
es zersplittern und durch Zollhäuser und Schlagläume trennen, aber
die Herzen scheiden sich nicht.“ So grüßen sich bei Ehrenfried
Stöber der Schwarzwald und die Vogesen als freundliche Nachbarn:
eine Stelle, die wir schon oben S. 387 anführten. So halten bei
Auguft Stöber das Straßurger Münster und der Freiburger Dom