Die Verbündeten 469
wandt. Es hatte Batterien geschickt, leider mit so schwacher Munitionsaus=
stattung, daß dadurch die Unterstützung für uns nur gering war. Sster-
reichisch-ungarische Divisionen standen nicht zur Verfügung. Ihre Mann-
schaftsbestände waren zu niedrig; sie sollten sich erst später wieder heben,
als einige 100 000 Mann aus der russischen Gefangenschaft zurückkamen.
Die Wegnahme deutscher Truppen von der italienischen und von der Ost-
front, wo sie einen sehr erheblichen Teil der Stellungen besetzt hatten,
führte trotz der veränderten Lage zu einer höheren Beanspruchung der
k. u. k. Truppen.
Sehr gern hätte die Oberste Heeresleitung das türkische XV. A. K. an
die Westfront genommen; der traurige Zustand der türkischen Armee ver-
anlaßte sie aber, es nach der Türkei zu fahren. Ich habe dies nachher be-
dauert. Da Enver nur noch Augen für den Kaukasus hatte, nahm er das
Korps nach Batum, wo es zwecklos herumstand. Es wäre dann besser nach
dem Westen gekommen.
Bulgarien brauchte seine Truppen an der mazedonischen Front; an
und für sich wäre es zahlenmäßig wohl in der Lage gewesen, Truppen nach
dem Westen zu geben, aber für die gemeinsamen Interessen der Krieg-
führung war bei ihm kein Verständnis vorhanden. Es hatte seinerzeit
schon nicht über die Donau gehen wollen und gab jetzt nur ungern deutsche
Truppen aus Mazedonien her, obschon es sich nur um wenige Jäger-
Bataillone und eine Anzahl von Batterien und Gebirgsmaschinengewehr-
Formationen handelte. Die sie aus der Dobrudscha ablösenden bulgarischen
Truppen waren zahlenmäßig erheblich stärker. Wir ließen sogar deutsche
Truppen zurück. Das Kriegsgerät der abgehenden deutschen Verbände
wurde dort belassen oder durch besondere Gerätlieferungen ersetzt.
Für die Fortführung der Operation im Westen waren wir mit Kriegs-
gerät gut ausgestattet. Dagegen war unsere Ersatzlage sehr ernst geblieben,
unsere Anträge hatten keinen Erfolg gehabt. Tatsächlich hat das Kriegs-
ministerium im Herbst 1918 unter dem Druck der Ereignisse aus dem
Heimatheer und dem heimatlichen Besatzungsheer Mannschaften frei-
gemacht, die das Heer auch früher erhalten konnte. Die Oberste Heeres-
leitung selbst hatte noch eine Reserve in der Ostarmee und der rumänischen
Besatzungstruppe, indem sie von dort mit fortschreitender Festigung der
Lage aus den Verbänden bei gleichzeitiger Herabminderung ihrer Stärke
alle Mannschaften unter 35 Jahren herauszog. Der Kampfwert dieser
Truppen wurde dadurch erheblich herabgesetzt. In den Sonderwaffen und
den Etappen befaß die Oberste Heeresleitung noch eine weitere, wenn auch
nicht ergiebige Kraftquelle. Ich versuchte, auch die Frau zum Freimachen
des Mannes immer mehr heranzuziehen. Ein weibliches Hilfsfernsprech-
korps sollte entstehen.