Lage im Marne-Bogen am 18. 7. nachm. 541
Ausschlaggebend war es, daß einzelne Divisionen noch immer nicht
in richtiger Tiefengliederung mit ihrer Artillerie standen. Sie dachten nach
wie vor zu sehr an Weiterführung des Angriffs. Dies war gewiß an-
erkennenswert, aber in ihrer Lage taktisch unrichtig.
Die Folge des Überraschtseins war ein übereiltes Einsetzen der
Reserven gewesen.
Die Schlacht zwischen Aisne und Marne erforderte einheitliche Leitung.
Der linke Flügel der 9. Armee südlich der Aisne wurde der 7. Armee
wieder unterstellt.
An den Hauptdruckstellen südlich Soissons und südwestlich Reims
wehrten wir am 20. und 21. starke feindliche Massenangriffe, bei denen
wiederum Tanks in Mengen eingesetzt waren, im wesentlichen erfolg-
reich ab.
Der Rückzug der Truppen südlich der Marne auf das nördliche Ufer
in der Nacht zum 21. verlief in musterhafter Ordnung. Es kam ihm zu-
gute, daß der Franzose hier am 20. nicht angegriffen hatte. Sein Ansturm
am 21. früh stieß in bereits geräumte Stellungen.
Nach der Zurücknahme der deutschen Truppen von dem südlichen auf
das nördliche Marneufer wurden am nächsten Tage die Linien zwischen
Ourcq und Marne und zwischen Marne und Ardre gerade gezogen, um
damit örtliche Verbesserungen zu erzielen.
Am 22. trat eine Kampfpause ein. Der feindliche Stoß war endgültig
aufgefangen. Die Schlachtentscheidung war für uns ausgefallen.
Die Oberste Heeresleitung stand in diesen Tagen vor schweren Ent-
schlüssen. Die Lage der 7. Armee in dem nach der Marne vorspringen-
den Bogen war, ganz abgesehen von der sehr ungünstigen Form der Front,
wegen der rückwärtigen Verbindungen ernst.
Es war nicht mehr möglich, eine gesicherte Transportbewegung zwi-
schen dem Aisne= und Vesletal durchzuführen. Die Kurve östlich Soissons
lag unter dem wirksamen Feuer weittragender Geschütze, die weiter östlich
im Bau begriffene, an der mit Hochdruck gearbeitet wurde, war noch nicht
fertig und auch nur ein Notbehelf. Die anderen Verbindungen kamen
für Truppenbewegungen nicht in Frage. Verstärkungen der 7. Armee muß-
ten demnach im Aisnetal oder noch weiter nördlich ausgeladen werden und
ermüdeten, bis sie an der Kampffront eintrafen. Die Notwendigkeit dauern-
der Ablösungen, ähnlich wie es in der Somme= und Flandernschlacht der
Fall gewesen war, stand fest. Auch ebensolche Mengen an Munition und
sonstigem Kriegsgerät waren neben dem übrigen Nachschub zu befördern.
Dies konnten die rückwärtigen Eisenbahnverbindungen nicht leisten.
Kraftwagenkolonnen und Betriebsstoffe, die auszugleichen vermochten,
waren nicht vorhanden. Wir hätten dauernd in den ungünstigsten Ver-