Der Rückzug von der Marne 543
die Nacht zum 26./27. Juli anzuordnen. Selbstverständlich war ich mit
der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und der 7. Armee hierüber in
dauernder Gedankenverbindung. In der bezeichneten Linie war kurzer
Widerstand zu leisten. Der Feind würde mit seinen Massenangriffen von
neuem anrennen. Es mußte ihn dies viel kosten. Der Rückzug hinter die
Vesle, der geraden Linie zwischen Soissons und Reims, kam für Anfang
August in Betracht. Bevor dies geschah, war die Räumung des Geländes
südlich der Vesle, namentlich des Vesletales selbst, durchzuführen. Die
reichen Vorräte daselbst brauchten wir zum Leben.
Mit unserem Zurückgehen verengte sich unsere Front; wir, aber auch
unsere Gegner, bekamen Kräfte frei, mit denen sie an anderen Stellen
angreifen konnten. Die starke Schwächung bei der 18. Armee und auf
dem rechten Flügel der 9. Armee war jetzt nicht mehr zu verantworten.
Sie mußte durch Zuführung von Verstärkungen ausgeglichen werden.
Diese ließen sich nur der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht entnehmen.
Der Angriff in Flandern konnte keinen schnellen und entscheidenden
Erfolg bringen. Der Feind war nach allen Anzeichen auf ihn vorbereitet.
Wich er auch hier wie östlich Reims aus, so vermochten wir eine Entschei-
dung nicht zu erringen. Hielt er stand, so waren seine zahlreichen Reserven
in der Lage, uns ähnlich wie am 10. und 11. Juni in Richtung Compiègne
aufzuhalten. Die Oberste Heeresleitung beschloß, diesen Angriff aufzu-
geben, die Heeresgruppe Rupprecht auf Abwehr zu stellen und sie zur Ver-
stärkung der 18., der 9. und ebenso der 7. Armee mit heranzuziehen; sie
war dazu auch,. durchaus in der Lage.
Die erforderlichen Befehle ergingen. Ob und wie es gelingen
würde, nach Beziehen der Veslestellung die Initiative wiederzuge-
winnen, darüber konnte ich mir jetzt noch keine Rechenschaft ablegen. Die
Heeresgruppe Herzog Albrecht erhielt Weisung, Angriffsentwürfe vor-
zulegen.
Die Oberste Heeresleitung hob die Bestimmungen über das Vorfeld
für die Kämpfe der 7. und 1. Armee und auch für etwaige spätere Rück-
zugskämpfe auf.
Am 23. erfolgte wieder ein ungemein starker Angriff, der im allge-
meinen auf der ganzen Front siegreich abgewehrt wurde.
In den nächsten Tagen fanden nur örtliche Vorstöße statt, die überall
scheiterten.
In der Nacht vom 26. zum 27. wurde die Zurücknahme der Linie
von der Marne nordwärts planmäßig und in größter Ordnung durch-
geführt. General Foch schritt an den nächsten Tagen zu neuen heftigen
und wiederum erfolglosen Angriffen, die nur an dem für uns taktisch un-
günstigen Höhengelände nordwestlich Fere en Tardenois wenig Boden