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Schwerin hatt' auf die Seite der Preußen den Sieg gelenkt,
Indem er kühn dem Feinde zuletzt in die Flanke geschwenkt,
Da mußten die Oesterreicher entweichen vom Feld der Schlacht,
Es hinderte die Verfolgung nur die einbrechende Nacht.
Der König eilt alsbalde nach der Wahlstatt zurück,
Um Lob und Dank zu spenden ob dem errungnen Glück
Seinem erfahr'nen Feldherrn und seinem tapfern Heere,
Das nun den preußischen Namen bedeckt mit Glanz und Ehre.
Friedrich Becker.
141. Schlacht bei Czaslau (Chotusitz).
(7. Mai 1742.)
Durch den Sieg bei Mollwitz zog der junge König von Preußen
die Aufmerksamkeit von fast ganz Europa auf sich. Seine Lage än-
derte sich in jeder Beziehung. Die Oesterreicher und ihre Verbündeten
fingen an, den „Marggrafen von Brandenburg“ zu respectiren. Durch
Friedrichs Glück ermuthigt, traten Spanien, Frankreich, Bayern und
Sachsen mit ihren Ansprüchen auf einzelne Theile der österreichischen
Erbländer um so einster hervor. Bayern griff zu den Waffen. Frank-
reich erklärte sich zwar noch nicht für einen Haupttheilnehmer am
Kriege, aber es betheiligte sich an demselben als Verbündeter Bayerns.
Der Kurfürst von Bayern, Karl Albert, eroberte mit Hülfe der Fran-
zosen Böhmen und ließ sich unter dem Namen Karl VII. zum deut-
schen Kaiser krönen. Das war um so empfindlicher für Oesterreich,
als es seit Jahrhunderten allein den deutschen Thron besessen und des-
halb ein erbliches Recht auf denselben zu haben glaubte. Dennoch ver-
lor die hochherzige Kaisertochter den Muth nicht. Noch war ihr Un-
garn als unbestrittenes Erbtheil geblieben. Sie beschloß daher, der
Treue der Ungarn, einer zwar rohen und unruhigen, aber tapferen,
edelsinnigen und gradherzigen Nation, sich anzuvertrauen. Sie eilte,
nachdem sie kurz vorher einen Sohn, den nachherigen Kaiser Joseph II.
geboren, nach Preßburg. Dort, im Angeslchte der Edlen des Landes,
ließ sie sich krönen mit der Krone des heiligen Stephan. Kein Auge
konnte sich der Thränen erwehren, als die junge schöne Königin, nach