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Anderungen im landwirtschaftlichen Betriebe zurückgegangen. — Die
Ziegenhaltung ist verhältnismäßig gering. In denjenigen Gegenden,
in welchen der Kleinbesitz vorwaltet, wird die Ziege in größerer Zahl ge-
troffen. — Die Schweinezucht hat in den letzten Jahren vielerorts
leider abgenommen. — Die Geflügelzucht wird von den bayeri-
schen Landwirten lediglich als Nebenbetrieb behandelt, aus welchem aber
immerhin vielen Gegenden erhebliche Einnahmen zufließen. — Besondere
Sorgfalt wird in neuerer Zeit auch der Fisch zucht gewidmet.
Der Bergbau wird zum kleineren Teile vom Staate, zum größeren
von Privatleuten betrieben. Eisen, das für die Industrie vom größten
Werte ist, findet sich in bedeutenden Mengen im Fichtelgebirge (Fichtel-
berg), im Jura in der Oberpfalz (Amberg) und in der Rheinpfalz (St. Ing-
bert). Hier lagern auch Stein= und Braunkohlen; außerdem finden
wir diese schätzbaren Mineralien am Fuße der Alpen bei Peissenberg,
Miesbach und Penzberg.
Torf dagegen wird in den Niederungen der Donau, besonders in
Schwaben und Neuburg, im Flußgebiet der Isar, in der Oberpfalz und in
der Rheinpfalz gewonnen. Schwefelkies wird in Niederbayern bei
Bodenmais zu Tage gefördert, Graphit in der Passauer Gegend, Por-
zellanerde hauptsächlich im Bezirke Tirschenreuth und bei Wun-
siedel; Schiefer findet man in Oberfranken, Lithographiesteine bei
Solnhofen.
Hervorragend ist die Gewinnung von Kalkstein, Basalt und Granit,
besonders in der Oberpfalz, in Unterfranken und in der Rheinpfalz; auch
armor, Achat, Jaspis und Granaten werden gefunden. Für
Salz ist der Hauptbezirk im Südosten, wo sich das Steinsalzbergwerk
Berchtesgaden und die großen Salinen Reichenhall und Rosenheim befinden.
Diese drei Salzstätten nebst denen von Dürkheim und Kissirigen liefern
jährlich Kochsalz im Werte von 2 Millionen Mark. Unter den zahlreichen
Mineralquellen Bayerns, die meist in den Gebirgsgegenden Ober-
und Unterfrankens und Oberbayerns liegen, nimmt Kissingen den ersten
Rang ein. Erwähnenswert sind außerdem: Reichenhall, Brückenau, Bocklet,
Wipfeld in Unterfranken, das Alexanderbad bei Wunsiedel und das Bad
Steben in Oberfranken, das Ottobad zu Wiesau in der Oberpfalz, das
Wildbad zu Kreuth sowie noch die Bäder zu Rosenheim und Sulz bei Peissen-
berg in Oberbayern und das Bad Gleisweiler in der Rheinpfalz.
Die Gewerbetätigkeit hat in Bayern besonders seit Einführung
der Gewerbefreiheit (1. Mai 1868) einen bedeutenden Ausschwung ge-
nommen. Sämtliche Zweige der Industrie sind vertreten und beschäftigen
ein Drittel der Einwohner. Als Hauptorte hoch entwickelter Gewerbe-
und Fabriktätigkeit ragen unter den größeren Städten hervor: Nürnberg,
Fürth, München, Augsburg, Würzburg, Schweinfurt, Hof, Schwabach,
Kaiserslautern und Ludwigshafen.
db Die Industrie in Glas und Glaswaren hat ihren Sitz in der
erpfalz und im Bayerischen Walde. Für Herstellung von Spiegel=
glas und Spiegeln bestehen viele Fabriken, die fast alle ihre Erzeugnisse