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Lan dwirte, sorgt für einetüchtigepraktische Aus-
bildung eurer Söhne und Erben! Gebt sie zu tüchtigen
Bauern in die Lehre und lafzt sie nach der Lehrzeit sich in der
Welt umsehen! Zum Segen eures Besitztums werden sie reich
an Kenntnissen und Erfahrungen aus der Fremde heimkehren.
Nach Dr. Thiel.
5. Ver Bauer.
Glücklich der Fuß, welcher über weite Flächen des eigenen Grundes
schreitet; glücklich das Haupt, welches die Kraft der grünenden Natur einem
verständigen Willen zu unterwerfen weiß! Alles, was den Menschen
stark, gesund und gut macht, das ist dem Landwirt zuteil geworden. Sein
Leben ist ein unaufhörlicher Kampf, ein endloser Sieg. Ihm stählt die
reine Gottesluft die Muskeln des Leibes, ihm zwingt die uralte Ordnung
der Natur auch die Gedanken zu geordnetem Lauf. Er ist der Priester,
welcher Beständigkeit, Zucht und Sitte, die ersten Tugenden eines Volkes,
zu hüten hat. Wenn andere Arten nützlicher Tätigkeit veralten, die seine
ist so ewig wie das Leben der Erde; wenn andere Arbeit den Menschen
in enge Mauern einschließt, in die Tiefe der Erde oder zwischen die Holz-
planken des Schiffes, sein Blick hat nur zwei Grenzen, oben den blauen
Himmel und unten den festen Grund. Ihm wird die höchste Freude des
Schaffens; denn was sein Befehl von der Natur fordert, Pflanze und
Tier, das wächst unter seiner Hand zu eigenem frohem Leben auf. Auch
dem Städter ist die grüne Saat und die goldene Halmfrucht des Feldes,
das Rind auf der Weide und das galoppierende Füllen, Waldesgrün und
Wiesenduft eine Erquickung des Herzens; aber kräftiger, stolzer, edler ist
das Behagen des Mannes, der mit dem Bewußtsein über seine Flur schreitet:
dies ist alles mein; meine Kraft erschuf es und mir gereicht es zum Segen.
Denn nicht in mühelosem Genuß betrachtet er die Bilder, welche ihm die
Natur entgegenhält. An jeden Blick knüpft sich ein Wunsch, an jeden Ein-
druck ein Vorsatz, jedes Ding hat für ihn einen Zweck; denn alles, das frucht-
bare Feld, das Tier und der Mensch soll neues schaffen nach seinem Willen,
dem Willen des Gebieters. Die tägliche Arbeit ist sein Genuß und in diesem
Genusse wächst seine Kraft. — So lebt der Mann, welcher selbst der arbeit-
same Wirt seines Gutes ist.
Und dreimal glücklich der Herr eines Grundes, auf dem durch mehrere
Menschenalter ein starker Kampf gegen die rohen Launen der Natur ge-
führt ist. Die Pflugschar greift tief in den gereinigten Boden, anspruchs-
volle Kulturpflanzen breiten ihre Blätter in üppiger Pracht; auf den
Stengeln bräunen sich große Dolden und körnerreiche Schoten und unten
in der Erde rundet sich mächtig die fleischige Wurzel. Dann kommt die
Zeit, wo sich die kunstvolle Industrie auf den Ackerschollen ansiedelt. Dann
ziehen die abenteuerlichen Gestalten der Maschinen nach dem Wirtschafts-
hof; der ungeheure Kupferkessel fährt mit Blumen begrenzt heran; große