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Mücken finden, so schwingen sie sich bei feuchter, warmer Luft ganz nahe
über der Erde hin. Aus demselben Grunde springen alsdann in Gewässern
die Fische öfters empor um eine nahe über dem Wasser schwebende Mücke zu
erschnappen. Auch aus diesen Erscheinungen kann man also auf Regen schließen.
Das Aufsteigen des Morgennebels deutet auf Übersättigung der Luft
mit Wasserdampf, folglich auf trübes Wetter, dagegen das Niederfallen
des Morgennebels auf einen heiteren Tag.
Die Verhüllung der Gipfel bewaldeter Berge in eine Wolke nach
heiterem Wetter zeigt Regen an; denn die durch Verdunstung des Wassers
auf solchem Berggipfel erzeugte Verminderung der Temperatur der Luft
bewirkt, daß der vorüberziehende Wind in der kalten, feuchten Bergluft
schon einen Teil des Wasserdampfes als Wolke absetzt, während in tiefer
gelegenen Gegenden die Wärme noch zu groß ist, als daß der Wasserdampf
der Luft den Sättigungsgrad überschritte. Die vom Berge fortziehenden
Wolken lösen sich daher auch bald wieder auf.
Jede starke Auflösung der Wolken deutet auf heiteres Wetter und die
Erzeugung oder Vergrößerung der Wolken auf trübes.
Die sichersten Wetterregeln ergeben sich indes aus der Beobachtung
des Windes und des Luftdruckes. Es würde nicht schwer sein, die Beschaffen-
heit des Wetters vorauszusagen, wenn man immer genau wüßte, was für
ein Wind in einer gewissen Zeit wehte. Diese Kenntnis zu erlangen, ist
jetzt durch die meteorologischen Stationen möglich geworden, welche sich
in verschiedenen Ländern befinden und sich durch den Telegraphen gegen-
seitig über die Windströmung, den Feuchtigkeitsgehalt, den Druck und die
Wärme der Luft Mitteilung machen.
Unter den Instrumenten, mit deren Hilfe man einen Schluß auf das
bevorstehende Wetter machen zu können glaubt, ist das Barometer am
bekanntesten. Aber auch das beste Barometer hat als Wetterglas im ganzen
nur einen geringen Wert; jedoch ist es nicht ohne Nutzen, wenn man aus
seinen Anzeigen die richtigen Schlüsse zu machen weiß. Man schließt
nämlich aus dem Steigen des Quecksilbers und aus dessen hohem Stande
auf gutes Wetter und aus dem Fallen oder dem niedrigen Stande auf
Regen und Wind. Eigentlich aber darf man aus dem Steigen und Fallen
nur auf eine Vergrößerung oder Verringerung des Luftdruckes schließen.
Der ganze Wert des Barometers als eines Wetterglases besteht also mehr
darin, daß man aus dem festen Stande des Quecksilbers auf eine gewisse
Ruhe der Atmosphäre oder auf Gleichmäßigkeit in dem Luftzuge, aus der
Veränderung aber auf Mangel an Gleichförmigkeit, auf Unruhe in der
Atmosphäre schließen kann. Das plötzliche, starke Fallen verkündigt aller-
dings den nahenden Sturm oft im voraus. Die Nord-, Nordost= und
Ostwinde sind meistenteils kalt und schwer, folglich vermehren sie den Luft-
druck und deshalb steigt bei jenen Winden das Barometer. Weil nun bei
eben diesen Winden der Himmel meistens heiter ist, so schließt man, daß das
Steigen des Quecksilbers heiteres Wetter angezeigt habe; allein der Druck
der Luft kann sich auch durch andere Ursachen vergrößern und es wird dann
der Schluf falsch sein.