Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

— 196 — 
Mücken finden, so schwingen sie sich bei feuchter, warmer Luft ganz nahe 
über der Erde hin. Aus demselben Grunde springen alsdann in Gewässern 
die Fische öfters empor um eine nahe über dem Wasser schwebende Mücke zu 
erschnappen. Auch aus diesen Erscheinungen kann man also auf Regen schließen. 
Das Aufsteigen des Morgennebels deutet auf Übersättigung der Luft 
mit Wasserdampf, folglich auf trübes Wetter, dagegen das Niederfallen 
des Morgennebels auf einen heiteren Tag. 
Die Verhüllung der Gipfel bewaldeter Berge in eine Wolke nach 
heiterem Wetter zeigt Regen an; denn die durch Verdunstung des Wassers 
auf solchem Berggipfel erzeugte Verminderung der Temperatur der Luft 
bewirkt, daß der vorüberziehende Wind in der kalten, feuchten Bergluft 
schon einen Teil des Wasserdampfes als Wolke absetzt, während in tiefer 
gelegenen Gegenden die Wärme noch zu groß ist, als daß der Wasserdampf 
der Luft den Sättigungsgrad überschritte. Die vom Berge fortziehenden 
Wolken lösen sich daher auch bald wieder auf. 
Jede starke Auflösung der Wolken deutet auf heiteres Wetter und die 
Erzeugung oder Vergrößerung der Wolken auf trübes. 
Die sichersten Wetterregeln ergeben sich indes aus der Beobachtung 
des Windes und des Luftdruckes. Es würde nicht schwer sein, die Beschaffen- 
heit des Wetters vorauszusagen, wenn man immer genau wüßte, was für 
ein Wind in einer gewissen Zeit wehte. Diese Kenntnis zu erlangen, ist 
jetzt durch die meteorologischen Stationen möglich geworden, welche sich 
in verschiedenen Ländern befinden und sich durch den Telegraphen gegen- 
seitig über die Windströmung, den Feuchtigkeitsgehalt, den Druck und die 
Wärme der Luft Mitteilung machen. 
Unter den Instrumenten, mit deren Hilfe man einen Schluß auf das 
bevorstehende Wetter machen zu können glaubt, ist das Barometer am 
bekanntesten. Aber auch das beste Barometer hat als Wetterglas im ganzen 
nur einen geringen Wert; jedoch ist es nicht ohne Nutzen, wenn man aus 
seinen Anzeigen die richtigen Schlüsse zu machen weiß. Man schließt 
nämlich aus dem Steigen des Quecksilbers und aus dessen hohem Stande 
auf gutes Wetter und aus dem Fallen oder dem niedrigen Stande auf 
Regen und Wind. Eigentlich aber darf man aus dem Steigen und Fallen 
nur auf eine Vergrößerung oder Verringerung des Luftdruckes schließen. 
Der ganze Wert des Barometers als eines Wetterglases besteht also mehr 
darin, daß man aus dem festen Stande des Quecksilbers auf eine gewisse 
Ruhe der Atmosphäre oder auf Gleichmäßigkeit in dem Luftzuge, aus der 
Veränderung aber auf Mangel an Gleichförmigkeit, auf Unruhe in der 
Atmosphäre schließen kann. Das plötzliche, starke Fallen verkündigt aller- 
dings den nahenden Sturm oft im voraus. Die Nord-, Nordost= und 
Ostwinde sind meistenteils kalt und schwer, folglich vermehren sie den Luft- 
druck und deshalb steigt bei jenen Winden das Barometer. Weil nun bei 
eben diesen Winden der Himmel meistens heiter ist, so schließt man, daß das 
Steigen des Quecksilbers heiteres Wetter angezeigt habe; allein der Druck 
der Luft kann sich auch durch andere Ursachen vergrößern und es wird dann 
der Schluf falsch sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.