Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit, Beklommenheit und Trockenheit 
im Schlunde ein. 
Dadurch, daß man die Zigarren zwischen den feuchten Lippen hält, 
gelangt außer dem Rauche beständig Nikotin in den Mund. Und diese 
Menge dürfte unter Umständen noch größer sein als diejenige, welche durch 
den Rauch dem Körper zugeführt wird. 
Aber auch der aus dem brennenden Tabak sich entwickelnde Rauch 
hat giftige Bestandteile. Sie entstehen eben erst durch die Einwirkung 
der Wärme auf die übrigen Bestandteile der Tabakblätter, sind also Zer— 
setzungsprodukte derselben. Es findet in der Zigarre oder in der Pfeife 
ein ähnlicher Vorgang statt wie in der Gasretorte, wenn in einer solchen Holz, 
Braunkohlen und Steinkohlen erhitzt werden. Daher sind auch die hierbei 
entstehenden Produkte teeriger Natur. Wir finden dieselben giftigen Stoffe, 
die aus dem Steinkohlenteer abgeschieden werden können, darin wieder 
und in Dampfform auch im Tabakrauch. Außer vielen anderen Stoffen 
konnten kleine Mengen von Schwefelwasserstoff und Blausäure (Cyanwasser- 
stoff) sowie von Kohlenoxydgas und Kohlensäure im Tabakrauch nachge- 
wiesen werden. 
Aus alledem geht also unzweifelhaft hervor, daß das Tabakrauchen 
in mehrfacher Hinsicht Gefahren für die Gesundheit zur Folge haben kann: 
nämlich beim Zigarrenrauchen durch die unmittelbare Aufnahme von Ni- 
kotin von seiten der feuchten Lippen und beim Zigarren= und Pfeifenrauchen 
durch den entstehenden Rauch, welcher dem Körper andere Giftstoffe zu- 
führt. Außer dieser unmittelbaren kommt aber auch noch eine mittelbare 
Wirkung in Betracht, die eine Schädigung der Gesundheit mit sich bringen 
kann. So lange sich nämlich Rauch in der Mundhöhle und den Luftwegen 
befindet, ist selbstverständlich die Menge von atmosphärischer Luft (Sauer- 
stoff) auf das geringste Maß herabgedrückt. Nun wird zwar der Rauch wie- 
der ausgestoßen. Und in demselben Augenblicke tritt auch wieder frische 
Luft in den Mund. Aber die Menge der Luft, die in einer bestimmten Zeit 
den Lungen zugeführt wird, ist doch immerhin bedeutend geringer, als wenn 
in derselben Zeit kein Tabakrauch in den Mund gelangt wäre. Gerade 
hierin liegt die große Schädlichkeit des Rauchens für die Jugend, die noch 
im Wachsen und in der körperlichen Ausbildung begriffen ist. Der Stoff- 
wechsel wird durch das Rauchen gehemmt und hierdurch die Entwicklung des 
Körpers zurückgehalten, und zwar in einer Zeit, in welcher dies gerade am 
allerwenigsten stattfinden sollte. Durch die infolge des Rauchens verminderte 
Luftzufuhr erleidet der gesamte Stoffumsatz eine Verzögerung und die 
Ausbildung des Körpers eine Beeinträchtigung, zumal durch das Rauchen 
auch die Eßlust vermindert und das Bedürfnis nach Trank erhöht wird. 
Vermehrte Speichelabsonderung, Hustenreiz, Kopfschmerz, Schwindel 
bilden den. Anfang der langen Reihe von Leiden, die durch zu frühes und 
zu vieles Rauchen in immer höherem Grade sich einstellen und mit Ver- 
dauungsbeschwerden, Krankheiten des Zentralnervensystems, Neuralgie 
leinsetiigem Gesichtsnervenschmerz), Gliederreißen, ja selbst mit frühzeitigem 
ode enden. 
  
  
 
	        
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