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irgend ein Staat in der Lage ist, für die Fortdauer des Friedens zu wirken,
so ist es Deutschland, welches nicht direkt in den Fragen betheiligt ist, welche
die übrigen Mächte aufregen; Deutschland, welches seit dem Bestehen des
Reiches gezeigt hat, daß es keinen seiner Nachbarn angreifen will, wenn es
nicht von ihm selbst dazu gezwungen wird. Aber, meine Herren, um diese
schwierige, vielleicht undankbare Vermittlerrolle durchzuführen, muß Deutsch-
land stark und kriegsgerüstet sein. (Bravo! rechts.) Werden wir dann gegen
unseren Willen in den Krieg verwickelt, so haben wir auch die Mittel, ihn
zu führen. Würde die Forderung der Regierung abgelehnt, meine Herren,
dann glaube ich, haben wir den Krieg ganz sicher. (Hört! hörtl rechts.)
Es ist ja nun erfreulich und wird seine Wirkung nach außen nicht verfehlen,
daß von den großen Parteien dieses Hauses keine ist, welche, ungeachtet mancher
verschiedenen Anfichten in inneren Angelegenheiten, der Regierung die Mittel
verweigern wird, welche sie nach gewissenhafter Erwägung von uns für die
Vertheidigung nach außen fordert: nur über die Zeitdauer der Bewilligung
sind die Ansichten sehr abweichend von einander Da möchte ich nun noch-
mals daran erinnern, daß die Armee niemals ein Provisorium sein kann.
(Sehr richtig! rechts.) Die Armee ist die vornehmste aller Institutionen in
jedem Lande; denn sie allein ermöglicht das Bestehen aller übrigen Einrich-
tungen (sehr richtig! rechts), alle politische und bürgerliche Freiheit, alle
Schöpfungen der Kultur, die Finanzen; der Staat steht und fällt mit dem
Heer. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren! Bewilligungen auf kurze Frist,
sei es auf ein, sei es auf drei Jahre, helfen uns nicht. Die Grundlage jeder
tüchtigen militärischen Organisation beruht auf Dauer und Stabilität; neue
Kadres werden erst wirksam im Verlauf einer Reihe von Jahren. Meine
Herren, ich glaube, ich darf sagen, daß heute die Augen Europas auf die
Versammlung gerichtet sind (sehr richtig! rechts), auf die Beschlüsse, welche
Sie in einer so hochwichtigen Angelegenheit fassen werden. Ich wende mich
an Ihren patriotischen Sinn, wenn ich Sie bitte, die Regierungsvorlage un-
verkürzt und unverändert anzunehmen. Zeigen Sie der Welt, daß das Volk
und die Regierung einig sind, und daß Sie, meine Herren, bereit find, jedes
Opfer, auch das Opfer einer abweichenden Ansicht zu bringen, wenn es sich
um die Sicherung des Vaterlandes handelt. (Lebhaftes Bravo rechts.)
Es dauerte lange, bis das Haus nach dieser abermaligen, ebenso
ernsten wie warmen Mahnung des hochbetagten, nur selten das Wort er-
greifenden Feldmarschalls dem Abgeordneten Frhrn. Schenk v. Stauffen=
berg, welcher nach demselben als Redner auftrat, volles Gehör schenkte.
Auch er betonte, wie seine fortschrittlichen und klerikalen Kollegen, daß
sie zur Wehrhaftigkeit des Vaterlandes ohne politische Rücksichten das
bewilligen würden, was sie für nothwendig hielten! Hierin lag
aber und liegt noch immer die Klippe, an der alles Gute, was die
Staatsleitung beabsichtigt, scheitern muß, denn nicht, was die Herren
von Stauffenberg und Genossen für nothwendig halten,
kann die Sicherheit des Vaterlandes verbürgen, sondern