Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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dabei reiner Gewinn war, weiß ich nicht. Wegen dieser Sache mit Spanien 
Krieg zu führen, wäre mir nie im Traume eingefallen, und hätten wir eine 
Ahnung haben können, daß Spanien, welches 1877 amtlich zugegeben hatte, 
auf unsere und die Anfrage Englands amtlich erklärt hatte, daß es keinen 
Anspruch auf die Karolinen mache, — hätten wir ahnen können, daß Spanien 
mit seinem Anspruch plötzlich hervortreten würde, so hätten wir von diesem 
ziemlich werthlosen Besitz, — es war das Geschäft zweier Handelshäuser, — 
die Finger gelassen. Denn ein Krieg mit Spanien ist zwar nicht gefährlich 
für unsere innere Sicherheit, wir wohnen zu weit von einander entfernt, aber 
es wäre doch immer eine sehr kostspielige Sache gewesen, und unser Handel 
mit Spanien, der sehr erheblich ist, hätte sehr darunter gelitten. Also ich 
bezeichne die Karolinen noch heute als eine Lumperei, und gerade weil es 
eine Lumperei ist, habe ich mit Spanien deshalb Frieden haben und den 
Krieg nicht herbeiführen wollen. Weil Spanien die Sache aus einem sehr 
viel höheren Tone nahm, als wir voraussetzen konnten und uns zum Theil 
durch Verletzungen und Beleidigungen das Erhalten des Friedens sehr er- 
schwerte, — nach französischen Traditionen hätte man vielleicht einen vollen 
Kriegsanlaß daraus genommen, — haben wir uns an die Weisheit und 
Friedensliebe Seiner Heiligkeit des Papstes gewendet, und der hat uns ver- 
tragen und auseinandergesetzt. Dadurch sind wir die Lumperei der Karolinen 
allerdings wieder los geworden, aber wir sind dadurch der sehr wichtigen 
Frage der Möglichkeit eines Krieges mit Spanien, in dem wir nichts weiter 
zu gewinnen hatten, als eben die Interessen der Firma Gernsheim und irgend 
einer anderen, aus dem Wege gegangen. Das war durchaus eine sehr ernst- 
hafte Sache, für die wir dankbar sein können. Ich weiß nicht, warum der 
Herr Vorredner diese Sache wieder aufgewärmt hat. Er stand da wieder in 
Sympathie mit einer anderen sonst nicht reichsfreundlichen Partei, der Volks- 
partei. Ich glaube, der Herr Abgeordnete Payer war derjenige, der auch 
von den Karolinen sprach, wenn ich nicht irre, bei der ersten Diskussion; 
ich erinnere mich, das gelesen zu haben. Also der Führer dieser bunten ge- 
sammten Opposition, dieses Konsortiums, hat doch Fühlung mit allen einzel- 
nen Theilen seines Heeres, und so auch mit der Volkspartei hier wieder bei 
den Karolinen. 
Der Herr Abgeordnete hat ferner auch mit einem gewissen Pathos, das 
mir bewies, daß er darauf Werth legte, gesagt, wir scheuten das Zusammen- 
leben mit den Arbeitern, und hat dadurch einen gewissen sozialistischen Ton 
angeschlagen, den wir neuerdings in den Zeitungen, besonders in der „Ger- 
mania“, gefunden haben. In der „Germania“ geht es ja bis zum Hetzen 
zum Klassenhaß. Ich hatte den Eindruck, daß der Herr Abgeordnete, als er 
das sagte, sich im Augenblick vielleicht um einige Wochen irrte und schon zu seinen 
Wählern zu sprechen glaubte, daß er die Arbeiterfrage nur einschieben wollte, 
weil die Arbeiter eine ganze Menge Stimmen haben. Er sagte, wir scheuten das 
Zusammenleben mit den Arbeitern. Nun, meine Herren, ich sehe gewöhnlich, 
in jedem Jahre glaube ich, mehr Arbeiter und spreche mehr Worte mit
	        
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