Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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uns auch damals geantwortet. Die Antwort kann ich wohl, ohne zu weit 
zu gehen, eine schnöde nennen. Inzwischen war ein hoher Herr und Ver- 
wandter des hannoverschen Hauses nach Hannover gekommen und hatte dort 
Anerbietungen gemacht, auf die ich nicht zurückgreifen will, hatte von 
800 000 Oesterreichern gesprochen und hatte den König überzeugt, daß der 
österreichische Sieg ganz sicher sein würde. Er hatte gesagt: wer weiß, wie 
es ausfällt, wenn die Oesterreicher siegen, — während wir sagten: wenn 
Ihr mit Preußen geht, oder auch nur neutral bleibt, — denn mehr gls das 
verlangen wir nicht — so seid ihr ja ganz sicher nach dem Ausgange. 
Einen Bundesgenossen und ebenso sehr einen Neutralen, der das Wort des 
Königs hat, kann Preußen ja gar nicht anfassen und wird es auch nicht; 
mit dem muß es nachher unterhandeln; unterliegen wir, dann könnt ihr 
immer sagen: so, wie wir nach der geographischen Lage von Hannover 
zwischen Magdeburg und Minden liegen, war es uns ganz unmöglich, wir 
haben die Neutralität acceptiren müssen. Das konnte dem König von 
Hannover niemand zum Vorwurf machen. Nichtsdestoweniger hat man 
Neigung gehabt, über uns herzufallen, und vielleicht in der Absicht — die 
Zeugen, die ich dafür habe, kann ich nicht nennen, deshalb will ich es nicht 
sicher behaupten —, eine territoriale Vergrößerung im Falle des Unterliegens 
Preußens zu gewinnen. In der Absicht hat man sich schließlich auf 
österreichische Seite gestellt. 
Nun, das nenne ich in der That eine doch wenigstens unfreundliche 
Zurückweisung und insbesondere, nachdem die Verhandlungen einmal so weit 
gediehen waren, daß wir glaubten, der Neutralität sicher zu sein, und nahe 
daran waren, unsere fortdauernde Freundschaft durch eine Familienverbindung 
zu befestigen. Gerade wenn man in der geographischen Lage des Königreichs 
Hannover war, so mußte man Preußen nicht in diese Versuchung führen. 
Es war ganz ähnlich mit Sr. Hoheit dem Herzog von Nassau, der eine 
Politik führte, die überall möglich gewesen wäre, nur nicht unter den Kanonen 
von Ehrenbreitstein. Auch die Politik, wie sie Hannover führte, eine aktiv 
gegen Preußen eingreifende Politik, war überall möglich, nur nicht zwischen 
Minden und Magdeburg, in unserem Rücken, während wir mit Oesterreich 
zu thun hatten. Es ist da wenigstens nicht klug operirt worden. Ich habe 
zu all diesen nachträglichen historischen Reminiszenzen gar keinen Anlaß, als 
den starken Ausdruck sittlicher Entrüstung, den ich hier vorhin auf der Tribüne 
gehört habe, und der mich wenig berührt hat. 
Nun, meine Herren, kann ich Ihnen nach diesem Exkurs, in dem ja viele 
Wiederholungen find von dem, was ich gestern gesagt habe nur nochmals 
die dringende Bitte aussprechen: Entschließen Sie sich, schon in der zweiten 
Lesung die volle Vorlage mit dem Septennat anzunehmen. Ich wiederhole 
Ihnen, daß wir das, was der Abgeordnete Windthorst „jeden Mann und 
jeden Thaler“ nennt, auch dann auf drei Jahre nicht annehmen würden 
wenn das eine wirkliche Wahrheit wäre, daß wir jeden Mann und jeden 
Thaler erhalten, und zwar aus dem Grunde, weil wir nicht das Beispiel
	        
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